Ein königlicher Skandal
sie begeistert. Der Stock war aus dunklem Holz geschnitzt, der Griff war aus Bernstein und hatte die Form eines Drachenkopfes.
„Es ist völlig egal, wie er aussieht“, entgegnete Max. „Versuche, damit zu gehen.“
Schon nach wenigen Schritten fühlte sie sich sicherer. „Das ist wirklich besser“, gestand sie und warf Max einen bezaubernden Blick zu. „Ich fühle mich hinreißend.“
„Hinreißend?“ Innerlich wehrte er sich gegen den Wunsch, sie vor allen Gefahren und Schmerzen zu schützen. „Ja, so siehst du auch aus, aber das tust du immer. Also, bevor wir gehen …“
„Wir?“, unterbrach sie ihn aufgeregt und errötete. „Wieso wir? Kommst du vielleicht mit? Es ist nicht nötig, dass du …“
„Natürlich begleite ich dich. Du würdest bestimmt bis zum Umfallen arbeiten. Und außer mir kann dir niemand sagen, was du zu tun hast.“
„Das kannst du auch nicht.“ Amüsiert lächelte sie ihn an.
„Aber ich kann dich hochheben und tragen“, entgegnete er mit einem verwegenen Lächeln.
„Brutale Gewalt wirkt absolut nicht anziehend“, sagte sie und verstummte, als ihr bewusst wurde, dass sie mit ihm flirtete.
„Ich habe nicht die Absicht, auf dich anziehend zu wirken“, erwiderte Max kühl. „Aber du bist für San Rinaldi wichtig.“
„Natürlich“, sagte sie leise, straffte die Schultern und trat in den Sonnenschein hinaus.
7. KAPITEL
Rosa verbrachte den Tag mit den Leuten, die nach ihrer Abreise die Kontrollen durchführen sollten. Sie schärfte ihnen ein, dass sie die Vorgehensweise einhalten mussten und die Unterlagen stets auf den neuesten Stand zu bringen waren. Darüber hinaus erklärte Rosa, weshalb es so wichtig war, jeden Verdachtsfall zu melden und doppelt zu überprüfen.
Bis er einen Anruf erhielt, blieb Max den Vormittag über bei ihr.
„Ein geschäftlicher Notfall“, erklärte er nach dem Gespräch und steckte das Handy ein. „Giovanni, Sie müssen für mich übernehmen. Sorgen Sie dafür, dass sich die Prinzessin nicht überanstrengt. Wenn sie es trotzdem tut, wissen Sie, wie Sie mich erreichen.“
Rosa schüttelte zwar abwehrend den Kopf, aber die Leute um sie herum lachten. Einige versicherten sogar, dass sie genauso gut auf sie aufpassen würden wie später auf die Weinstöcke.
Während dieses langen heißen Tages fiel Rosa auf, wie Giovanni sie oft nachdenklich beobachtete. Wenn sie ihn ertappte, lächelte er ihr herzlich zu und wandte sich ab.
Zuerst dachte sie, dass er wie einige andere Inselbewohner misstrauisch war, weil eine Frau die Anweisungen erteilte. Andererseits könnte er sich über ihre Beziehung zu Max Gedanken machen. Beschämt fragte Rosa sich, ob vielleicht jemand mitbekommen hatte, dass sie sich geküsst hatten. Der Dienerschaft entging nichts, jedenfalls war Rosas Mutter davon überzeugt gewesen.
Am Abend bestand Rosa darauf, die Treppe allein hinaufzugehen.
„Stell dich nicht an“, wehrte Max entschieden ab. „Du bist erschöpft. Ich trage dich.“
„Mich hochzutragen ist aber anstrengender, als mit mir auf den Armen die Treppe runterzugehen“, wandte sie ein. Max machte nicht den Eindruck, als ließe er darüber mit sich reden. Deshalb schlug sie einen Kompromiss vor. „Also gut, ich gehe so weit ich kann, und dann darfst du mich tragen.“
Er sah sie nur durchdringend an, als wollte er auf seinem Willen bestehen. Doch letztlich zuckte Max die Schultern. „Meinetwegen, versuche es.“
Zufrieden machte sie sich ans Werk. Rosa kam bis zum ersten Absatz, ehe die Beine einfach nicht mehr mitspielten. Kurzerhand hob Max sie hoch.
Neben der Treppe waren Gemälde angebracht, die Landschaften aus dem achtzehnten Jahrhundert zeigten. Während Rosa die Bilder betrachtete, sammelte sie Mut und fragte: „Wieso beobachtet Giovanni mich eigentlich?“
„Keine Ahnung“, erwiderte Max, ohne zu zögern.
„Glaubst du“, fragte sie besorgt, „dass uns jemand gesehen hat … du weißt schon.“
„Nein“, sagte er kurz. „Vielleicht vermutet Giovanni etwas, mehr nicht. Er kennt mich sehr gut.“
Betroffen biss sie sich auf die Unterlippe. Da Max sie nicht ansah, verfolgte Rosa das Thema nicht weiter. „Ich reise so bald wie möglich ab“, versprach sie. „Ich hoffe nur, dass nicht noch weitere Weingärten befallen werden.“ Bildete sie es sich bloß ein, oder spannte er die Muskeln an? Oben angekommen, sagte sie: „Ab hier schaffe ich es allein.“
Er widersprach nicht. Und sobald sie wieder auf eigenen Beinen stand,
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