Ein königlicher Skandal
seines Herzens lauschte, fielen ihr die Augen zu.
Als sie am Morgen allein in ihrem Bett aufwachte, fühlte sie sich so ausgeruht, als hätte sie vierzehn Stunden lang geschlafen. Nach dem Duschen trat sie auf den Balkon und kämmte sich dort das feuchte Haar. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, die Wellen glitzerten, und keine Wolke war zu sehen.
Beim Frühstück fragte Rosa zögernd: „Wirst du San Rinaldi wirklich verlassen? Es ist schließlich dein Zuhause und …“ Sie vollendete den Satz nicht.
„Ich werde gehen“, erklärte er unnachgiebig. „Selbst wenn der König erlaubt, dass ich bleibe, muss ich von hier fort. Aber er wird meine Anwesenheit sowieso nicht dulden.“
„Du liebst doch deine Heimat“, wandte sie betroffen ein. „Es ist falsch, dir das wegzunehmen.“
„Nichts an dieser ganzen Geschichte ist richtig“, entgegnete er schroff.
Schaudernd stellte sie sich vor, wie sie leiden würde, falls er doch in San Rinaldi blieb und sie Königin wurde. „Wir könnten uns nicht sehen, selbst wenn du bleibst“, sagte sie traurig.
„Es würde nicht funktionieren.“
„Wenn alles ans Licht kommt“, fragte sie, „wohin würdest du gehen? Ich weiß, dass du eine Wohnung in London und eine in New York hast.“
„Vielleicht gehe ich nach Neuseeland“, antwortete er und lächelte, weil sie überrascht die Augenbrauen hochzog. „In den letzten Jahren habe ich eine veraltete Weinindustrie ins einundzwanzigste Jahrhundert geführt. Mir gefällt die Vorstellung, neue Weine zu produzieren.“
Rosa verteidigte sofort das Land, das sie lieben gelernt hatte. „In Neuseeland werden jetzt schon hervorragende Weißweine hergestellt.“
„Ich weiß“, erwiderte er leichthin, „und dafür gebührt ihnen volle Anerkennung. Die Rotweine aus Neuseeland sind auch sehr gut. Aber ich könnte Weinsorten aus San Rinaldi anbauen, im wärmeren Norden und Pinot Noir im Süden des Landes.“
„Mit anderen Worten: Du gibst dich nicht mit einem Weingut zufrieden. Stattdessen willst du schon wieder eine ganze Industrie revolutionieren. Einmal Unternehmer, immer Unternehmer!“
Bis zum Ende der Mahlzeit besprachen sie die Möglichkeiten, als würden sie einen gemeinsamen Plan entwerfen.
Nach dem Essen erkundigte sich Rosa: „Kannst du den Verkauf deiner Firmen aufhalten, oder ist es dafür schon zu spät?“
„Ich habe schon alles gestoppt.“
„Brodelt es dann in der Gerüchteküche nicht erst recht? Noch denken alle, dass du den Thron übernimmst.“
„Nein“, versicherte er. „Alles wurde äußerst diskret abgewickelt. Es blieb sozusagen in der Familie.“
Am Vormittag besuchten sie das Grab von Rosas Eltern. Auf Wunsch des Königs hätte sein Sohn in der Kathedrale der Hauptstadt beigesetzt werden sollen. Rosa und ihre Geschwister hatten jedoch durchgesetzt, dass ihre Eltern an einem Ort die letzte Ruhe fanden, wo sie ihre glücklichste Zeit verbracht hatten. Deshalb befand sich das Grab auf dem kleinen Friedhof im nächsten Dorf. Der König hatte dem Drängen seiner Enkel nachgegeben.
Die Dorfbewohner hielten respektvoll Abstand, als Rosa die Blumen aufs Grab legte, die sie in der Nähe der Villa gepflückt hatte.
Den Tränen nahe, stand Rosa da und blickte auf das Meer, das ihre Eltern geliebt hatten. Leise sagte sie: „Ich glaube, sie haben ihren Frieden gefunden. Sie hatten Probleme.“ Für einen Moment wanderten ihre Gedanken zu Adam Ryder, der aus einem Fehltritt ihres Vaters hervorgegangen war. „Aber sie haben sich geliebt.“
In den nächsten Tagen erlebte Rosa mit Max so erotische Stunden, wie sie es sich nie erträumt hätte. Der Sex mit ihm war wundervoll. Körperlich und geistig kamen sie sich so nah, dass Rosa einen neuen Begriff von Einswerden entwickelte. Die Gespräche mit Max würden ihr in Zukunft sehr fehlen.
Das bedeutete nicht, dass sie sich in allem einig waren. In manchen Punkten vertraten sie genau entgegengesetzte Ansichten. Doch die teils sogar hitzigen Diskussionen mit Max machten Rosa genauso viel Freude wie die Augenblicke, wenn er ihr zustimmte.
Auch über die Zukunft von San Rinaldi sprachen sie. Rosa merkte schnell, dass Max sie auf ihre Rolle als Herrscherin vorbereiten wollte.
Als sie ihn darauf ansprach, lächelte er nur und erwiderte trocken: „Wenn es zum Schlimmsten kommt, muss ich mir wenigstens nicht vorwerfen, dich ins kalte Wasser geschubst zu haben.“ Nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich kann dir nicht zur Seite stehen, wenn du in den
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