Ein königlicher Skandal
sie mitgenommen hatte.
Der Besitzer eines kleinen Restaurants begrüßte Max und Rosa hocherfreut und fragte sofort diskret: „Möchten Sie drinnen speisen, Hoheit? In der Gegend hält sich ein Fotograf auf.“
„Wie lange ist er schon hier?“, fragte Max.
„Drei oder vier Tage.“ Der Wirt zuckte die Schultern. „Soviel ich weiß, gehört er nicht zu dem fremden Reporter. Aber die beiden stellen viele Fragen. Zu viele Fragen! Es geht um die Thronfolge“, erklärte er leise und nickte wissend.
„Dann essen wir drinnen“, entschied Max.
„Wir verbreiten hier keinen Klatsch über die Königsfamilie“, versprach der Wirt und führte das Paar an einen versteckt stehenden Tisch. Dann winkte er sofort einen Sommelier herbei. „Darf ich Ihnen Wein aus dem Weingarten meines Bruders anbieten? Das letzte Mal haben Sie zum Essen den Neunzehnhundertfünfundneunziger genossen. Heute hätte ich eine exquisite Lese aus dem Jahr neunundneunzig anzubieten.“
„Meine Cousine und ich fühlen uns geehrt“, antwortete Max. „Ein ausgezeichneter Jahrgang.“
Der Wirt gab dem Sommelier erneut einen Wink. Daraufhin brachte der Mann eine Flasche und öffnete sie.
„Wir hoffen“, fuhr der Wirt fort, „dass Sie hierherkommen und uns genauso helfen wie den Winzern auf der Hauptinsel.“
Max kostete und hob anerkennend das Glas. „Sie brauchen meine Unterstützung wohl kaum. Dieser Wein ist hervorragend.“
Lächelnd verbeugte sich der Wirt. „Vielen Dank, Hoheit. Ich werde meinem Bruder sagen, dass Sie zufrieden waren. Nach Ihren Erfolgen hat er ebenfalls hart daran gearbeitet, seine Weingärten und die Weinproduktion zu verbessern.“
Max war allgemein beliebt. Während Rosa an ihrem Glas nippte, dachte sie bedrückt daran, dass er ein sehr guter König wäre.
Letzte Nacht hatte sie sich fest vorgenommen, nicht über das Problem der Thronfolge nachzudenken. Trotzdem hatte sie vor dem Einschlafen auf Max’ Atem gelauscht und nach einem Ausweg gesucht.
Es gab keine Lösung. Wollten sie ohne Skandal und Staatskrise zusammen sein, mussten sie öffentlich machen, dass sie nicht miteinander verwandt waren. Und damit würden sie gleichzeitig Königin Evas Ehebruch verraten. Das würde König Giorgio nie zulassen.
Obwohl Rosa gern auf ihr Erbe verzichten und sich von der Tradition lossagen würde, verstand sie den alten Mann. Ihr Großvater hatte für den Zusammenhalt in seinem Land gekämpft und stammte sozusagen aus einer anderen Zeit. Für ihn zählte nur, dass seine Familie weiterhin über San Rinaldi herrschte. Das Wie spielte keine Rolle.
„Was möchtest du essen?“, unterbrach Max ihre Überlegungen.
Sie lächelte dem Wirt freundlich zu. „Sie kennen meinen Geschmack.“
„Pasta mit Pesto und Pinienkernen“, erwiderte er strahlend. „Das wollten Sie schon haben, als Sie noch als Kind auf dem Schoß Ihrer Mutter saßen.“
„Für mich ist das gleichbedeutend mit Zuhause“, erklärte sie. „Die Köchin meiner Mutter konnte nie so ein gutes Pesto machen wie Sie.“
„Ah, weil die geheime Zutat Liebe ist. Manchmal ist es schwer, seine Liebe zu zeigen, aber sie wird immer wahrgenommen“, antwortete der Wirt und zog sich zurück.
„Ich frage mich, was er damit gemeint hat.“ Beunruhigt sah sie Max an.
Er winkte ab. „Nichts. Oder vielleicht war es doch eine versteckte Warnung. Jedenfalls brauchen wir nicht zu fürchten, dass Vincenzo redet. Er ist verschlossen wie die meisten Inselbewohner und sehr diskret.“
Vorsichtshalber blickte Rosa nicht um sich, obwohl sie sich gern vergewissert hätte. „Glaubst du wirklich …“
„Entspann dich“, fiel er ihr ins Wort. „Hier kommt kein Paparazzo rein.“
Trotz des ausgezeichneten Essens wuchs Rosas innere Anspannung im Verlauf des Abends. Sie war froh, als sie das Restaurant verlassen konnten. Nachdem sie dem Koch ein großes Lob ausgesprochen hatten, verabschiedeten sie sich vom Wirt. Der Wagen stand vor dem Lokal bereit, gleich wären sie wieder allein. Sobald Rosa und Max aber ins Freie traten, flammte mehrmals ein Blitzlicht vor ihnen auf.
Nach einem kurzen Blick auf den Fotografen half Max ihr ins Wageninnere und setzte sich ans Steuer. Wütend fuhr er los.
Rosa schauderte, lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze, schloss die Augen und tat, als wäre sie müde. Während der Fahrt wechselten sie kein Wort.
In der Villa blieb Rosa am Fuß der Treppe stehen. „Wie lange schnüffelt die Presse schon auf der Insel herum?“
Max ließ sich
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