Ein königlicher Verführer
wandte den Blick ab, während sie ihr Passwort eingab. Sie öffnete das E-Mail-Programm und zeigte ihm die Nachricht. „Hier.“
Er beugte sich über ihre Schulter und runzelte besorgt die Stirn.
„Ist das nicht deine Adresse?“, erkundigte sie sich.
„Ja“, meinte er grimmig. „Ist es.“
Für sein Verhalten gab es nur eine Erklärung. „Du hast sie nicht geschrieben, richtig?“
Er zögerte. „Es ist ein bisschen kompliziert“, sagte er schließlich.
Diese Antwort war nun wirklich unverbindlich. „Hat es was mit der Sicherheit eurer Mails zu tun?“
„Es ist bloß ein Streich, mehr kann ich dazu nicht sagen. Kein Grund zur Besorgnis.“
Wenn das stimmte, warum sah er dann trotzdem besorgt aus? „Komisch, dass dieser Jemand ausgerechnet den Irrgarten als Treffpunkt vorgeschlagen hat“, stellte sie fest. „Scheint so, als wären wir letzte Nacht nicht allein gewesen.“
An seinem Gesichtsausdruck konnte sie sehen, dass ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf ging.
„Glaubst du, es ist jemand hier aus dem Schloss?“, fragte sie.
„Das kann ich wirklich nicht sagen.“
Sie fragte sich, ob er es ihr nicht verraten wollte oder einfach nur nicht wusste.
„Macht es dir was aus, wenn ich die Nachricht an unseren Systemadministrator weiterleite?“, fragte er nach.
Sie trat vom Rechner zurück und machte eine einladende Geste. „Bitte schön!“
Nachdem er die E-Mail weitergeleitet hatte, wandte er sich zu ihr um. „Ich möchte dich bitten, über diese Sache Stillschweigen zu wahren.“
„Ich soll also nicht mit meiner Familie darüber reden?“
„Ja, das auch …“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und unterdrückte einen Fluch.
„Was noch?“
„Bitte, erzähl auch meinen Eltern nichts davon. Und vor allem nicht dem König.“
„Er weiß nichts darüber?“
Chris schüttelte den Kopf. „Wie ich schon sagte: Es ist kompliziert.“
„Ist er krank?“
Ihre Frage schien ihn zu überraschen, und sie sah, dass sie wieder ins Schwarze getroffen hatte. „Was meinst du?“, hakte er nach.
„Ich bin nicht dumm, Chris. Man muss schon ziemlich unsensibel sein, um nicht zu bemerken, wie ihr ihn alle umsorgt. Die einzig logische Erklärung dafür ist, dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten steht.“
Er wusste anscheinend nichts darauf zu antworten.
„Verzeih mir“, sagte sie. „Ich neige dazu, das zu sagen, was ich gerade denke.“
Seine nächsten Worte schien er sorgfältig abzuwägen. „Es ist nur so, dass es eine äußerst heikle Angelegenheit ist.“
Himmel, ihre Familie hatte ebenfalls ihre heiklen Angelegenheiten. „Ich habe meiner Familie nichts erzählt, und so wird es auch bleiben. Das Geheimnis ist sicher bei mir aufgehoben.“
„Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.“
„Wenn du jemanden brauchst, um darüber zu reden …“
„Er leidet unter einer schweren Herzkrankheit“, erklärte Chris, und seine Ehrlichkeit überraschte sie und ihn offensichtlich auch. Vielleicht musste er es sich einfach nur von der Seele reden.
„Und die Prognose?“, fragte sie.
„Sieht nicht gut aus. Wenn es in dem Tempo weitergeht, dann hat er noch sechs Monate oder höchstens ein Jahr.“
Wie furchtbar! Kein Wunder, dass man es geheim halten wollte. „Was ist mit einer Transplantation?“
„Er hat eine sehr seltene Blutgruppe. Die Chancen, einen geeigneten Spender zu finden, stehen sehr schlecht.“
Sie merkte, wie sehr er seinen Vater liebte, und dass der Gedanke, ihn zu verlieren, ihn sehr traurig machte. Voller Mitgefühl legte sie ihm die Hand auf den Arm und drückte ihn leicht. „Tut mir so leid.“
„Es gibt eine Behandlung, über die er nachdenkt, aber sie befindet sich noch im Entwicklungsstadium. Er könnte an eine tragbare Herzmaschine angeschlossen werden, die seinem Herzen so lange die Arbeit abnimmt, bis es wieder geheilt ist.“
Sie hatte noch nie von so einer Möglichkeit gehört. „Das klingt ja ziemlich vielversprechend.“
„Aber es ist nicht ohne Risiken.“
„Und was für welche?“
„Die Operation an sich ist gefährlich, weil sein Herz schon so schwach ist. Und wenn er erst einmal angeschlossen ist, wäre er besonders anfällig für Blutstauungen oder Schlaganfälle.“
„Und wie lange müsste er angeschlossen bleiben?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sechs Monate, ein Jahr, die Ärzte wissen es nicht genau. Sie können noch nicht mal sagen, ob die Behandlung erfolgreich sein würde. Es kommt auf den Patienten an und wie
Weitere Kostenlose Bücher