Ein königlicher Verführer
sie wissen.
„Kann auch nur Zufall sein, dass derjenige den Irrgarten ausgesucht hat“, entgegnete Chris. Aber das schien sie nicht zu überzeugen, wofür er ihr keinen Vorwurf machen konnte. „Ich beauftrage die Leute vom Sicherheitsdienst damit, den Garten heute Nacht zu überwachen, nur für alle Fälle. Ich habe die E-Mail an Datt weitergeleitet.“
„Hat Melissa denn keinen Verdacht geschöpft?“, erkundigte sich Anne.
„Sie hat herausgefunden, dass ich nicht der Absender bin, und natürlich war sie neugierig.“
„Und was hast du ihr erzählt?“, hakte Aaron nach.
„Dass es nur ein Streich war und es keinen Grund gibt, weiter darüber nachzudenken.“
Doch seine Geschwister wussten sehr wohl, dass es Grund zur Sorge gab, und Chris stimmte ihnen zu. Er nahm sich vor, gleich nach ihrem Treffen mit Randall Jenkins, dem Sicherheitschef, zu sprechen. Er wollte, dass man ein Auge auf Melissa hatte, damit ihr auf gar keinen Fall etwas zustieß, während sie hier zu Besuch war.
„Hat sie dir geglaubt?“, wollte Anne wissen.
„Ich denke schon. Ich habe sie gebeten, weder ihrer Familie noch unseren Eltern gegenüber etwas zu erwähnen, und sie hat es versprochen.“
„Können wir ihr vertrauen?“
Chris zuckte mit den Schultern. „Wir haben keine andere Wahl.“
Louisa zog ihre Knie hoch und umschlang sie. „Das alles gefällt mir nicht. Vielleicht sollten wir es Vater erzählen.“
„Nein“, widersprach Chris. „Nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss.“
Mit etwas Glück würde Datt dem Übeltäter auf die Schliche kommen, und sie konnten das Problem lösen, ohne dass der König jemals davon erfuhr.
6. KAPITEL
Arm in Arm gingen Melissa und die Königin auf dem Schieferpfad spazieren, der durch die Gartenanlage führte. Nach den Geschichten, die man ihr erzählt hatte, hatte Melissa befürchtet, dass Königin Maria tatsächlich so kalt und schrecklich war, wie man behauptete. Aber glücklicherweise war die Herrscherin eine warmherzige, freundliche und erstaunlich praktisch veranlagte Frau. Sie war etwas kleiner als Melissa und eine überaus zierliche Person mit makellosem Make-up und perfekter Frisur. Melissa fand, dass die ältere Frau eine durch und durch elegante Erscheinung war.
Sie sprachen von ihren Ländern und darüber, wie es für Melissa gewesen war, in den USA aufzuwachsen. Ob sie die Staaten vermisste oder sich auf Morgan Isle zu Hause fühlte, und Melissa sah keinen Grund, die Wahrheit zu beschönigen.
„Es ist schon eine Umstellung“, gab sie zu. „Meine Familie meint es gut mit mir, aber obwohl ich bereits ein paar Monate dort bin, habe ich keinen richtigen Anschluss gefunden.“
„Sie fühlen sich fehl am Platz?“
Sie nickte. „Ich kann ihnen allerdings keinen Vorwurf machen, dass sie mir nicht trauen.“
„Wir jedenfalls freuen uns aufrichtig darüber, Sie bei uns zu Gast zu haben“, versicherte die Königin und klang so, als würde sie es aufrichtig meinen. Warum sollte sie auch lügen?
„Und ich bin sehr gern hier“, erklärte Melissa.
„Fühlen Sie sich willkommen?“
Sie nickte. „O ja, sehr sogar.“
„Mir scheint, dass Sie und Chris gut miteinander auskommen.“
Das war eine ziemliche Untertreibung.
„Er ist ein vorzüglicher Gastgeber“, bemerkte sie. Und er kann überdurchschnittlich gut küssen, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Wissen Sie, Chris hat bisher noch nie eine Frau so angesehen, wie er sie anschaut.“ Sie lächelte, und ihre Augen funkelten. „Da bahnt sich wohl was an.“
Melissa war gerührt und spürte, wie sie rot wurde. Gut zu wissen, dass die Königin sie akzeptierte. Diese warf ihr ein verschwörerisches Lächeln zu. „Und ich sehe, dass es Ihnen ähnlich geht.“
„Chris ist ein faszinierender Mann.“
„Er ähnelt seinem Vater sehr“, meinte die Königin. „Der starke, stille Typ. Er kann auch ziemlich starrköpfig sein, das haben alle männlichen Angehörigen der Alexanderlinie so an sich.“
„Eigentlich trifft das auf alle Männer zu“, entgegnete Melissa.
„Chris ist sehr loyal, und die Familie bedeutet ihm alles. Eines Tages wird er ein guter Ehemann und Vater sein und ein guter Herrscher.“
„Das bezweifle ich nicht.“ Die Königin wollte ihr Chris schmackhaft machen, aber Melissa spürte, dass sie dabei war, sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben.
Die Königin lächelte und tätschelte Melissas Hand. „Ich bin froh, dass Sie so denken.“
„Wie lange sind Sie und der König schon
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