Ein königlicher Verführer
sein?“
„Möglich, aber ich glaube eher nicht.“
„Kann es wieder passieren?“
„Wenn wir Glück haben, ja.“
Als er Chris’ verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte, erklärte Aaron: „Datt stellt ihm eine Falle.“
„Wie kann man jemandem eine Falle stellen, der sich unbemerkt anschleicht und wieder verschwindet?“
„Indem man ein Netz auswirft“, antwortete Datt.
„Ein Netz?“
„Stellen Sie sich ein Spinnennetz vor“, erklärte der Systemadministrator. „Einmal drinnen, kommt er nicht mehr raus. Allerdings stehen die Wetten schlecht, dass er es noch mal versucht.“
„Warum?“
„Weil er clever ist. Er weiß vermutlich, dass wir ihm eine Falle stellen wollen.“
„Heißt das, er gibt auf?“
„Oder er versucht einfach, auf einem anderen Weg das System zu überlisten.“
Großartig. „Und, gelingt ihm das?“, fragte Chris.
Datt sah ihn an. „Nein, Sire, wird es nicht.“
„Stellen Sie sicher, dass es tatsächlich so ist und lassen Sie mich wissen, sobald Sie etwas Neues erfahren.“
„Selbstverständlich.“
Mit einem Kopfnicken deutete Chris seinem Bruder an, dass er ihn auf dem Flur sprechen wollte. „Das muss unter uns bleiben“, sagte er leise, als sie allein waren.
„Das Personal ist angewiesen, dem König nichts zu erzählen. Du weißt aber, dass er fuchsteufelswild wird, sollte er es zufällig herausbekommen“, meinte Aaron besorgt.
„Dann müssen wir dafür sorgen, dass er es nicht erfährt. Mit ein bisschen Glück hat sich die Sache vielleicht auch schon erledigt.“ Aber irgendwie bezweifelte Chris, dass sie so leicht davonkommen würden.
Melissa überprüfte ihre E-Mails und schickte eine kurze Nachricht an Phillip, in der sie ihm mitteilte, wie ihr Tag bisher so gelaufen war. Kurz darauf kam die Antwort, in der er sie bat, ihn auf dem Laufenden zu halten.
Ja, ich finde es auch schön, von dir zu hören, dachte sie, aber es erstaunte sie nicht, dass Phillip so kurz angebunden war. In ihrem Posteingang fand sie eine E-Mail von Chris, die er ihr am frühen Morgen geschickt hatte. Wie süß, dachte sie. „Treffen um Mitternacht am Irrgarten“, stand da. Sie lächelte und fragte sich, was er wohl vorhatte. Würde er sie in Ruhe nach dem richtigen Weg suchen lassen oder wieder eine wilde Jagd veranstalten? Oder hatte er andere Pläne, die den Irrgarten gar nicht betrafen?
„Ich werde da sein“, tippte sie als Antwort, drückte auf „Senden“ und fuhr den Computer runter, bevor sie sich auf dem Bett ausstreckte. Sie würde sich ein paar Minuten ausruhen und dann vielleicht einen Spaziergang im Garten machen, bis Chris mit seinen Angelegenheiten fertig war. Als sie die Augen wieder aufschlug, saß der Prinz auf ihrer Bettkante und betrachtete sie lächelnd.
Verschlafen und leicht orientierungslos setzte sie sich auf. Die Vorhänge waren zugezogen, und es war dunkel im Zimmer, sodass sie nicht sagen konnte, ob es Tag oder Nacht war. „Wie spät ist es denn?“, fragte sie verwirrt.
„Sieben Uhr“, erwiderte er. „Zeit fürs Abendessen.“
„Wie lange sitzt du schon hier?“ Sie hoffte, dass sie nicht peinlicherweise geschnarcht oder mit offenem Mund geschlafen hatte.
„Erst seit ein paar Minuten.“
Sie musste gähnen und hielt sich die Hand vor den Mund. „Ich wollte gar nicht so lange schlafen. Ist dein Treffen schon vorbei?“
„Seit ein paar Stunden. Ich bin gleich danach hierhergekommen, aber du hast fest geschlafen.“
„Du hättest mich wecken können.“
„Du hast so ausgesehen, als ob du die Ruhe dringend nötig hättest“, erwiderte er schulterzuckend.
„Für unsere Verabredung heute Nacht?“
„Verabredung?“
„Ich habe deine E-Mail vorhin beantwortet. Hast du sie noch nicht bekommen?“
Für einen Moment war in seinen Augen Besorgnis zu erkennen. „Du hast eine E-Mail von mir?“
Warum erinnerte er sich denn nicht? „Ja, zumindest denke ich das, weil dein Name im Absender steht.“
„Hilf meinem Gedächtnis auf die Sprünge: Was soll ich geschrieben haben?“
„Treffen um Mitternacht am Irrgarten.“
Er nickte bedächtig. „Oh, klar, richtig.“
Merkwürdig, dass er es vergessen hatte, schließlich hatte er die Nachricht am Morgen geschrieben. „Stimmt irgendwas nicht?“
„Vielleicht klingt es ein bisschen seltsam, aber kannst du sie mir zeigen?“
„Die E-Mail?“
Er nickte erneut.
Jetzt war Melissa sicher, dass etwas nicht stimmte. „Klar.“ Sie ging zum Tisch, um ihren Laptop hochzufahren. Chris
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