Ein Königreich für die Leidenschaft
sein.“
„Schon. Aber nicht so.“ Schnell zog er die Schuhe aus. Was für ein herrliches Gefühl, mit den nackten Zehen im warmen weißen Sand zu wühlen. „Und dies hier ist immer warm.“ Er ging vor bis zum Wassersaum und hielt die Zehen ins frische Nass. „Ahh, das tut gut!“
Lani lachte hell auf, und AJ drehte sich sofort zu ihr um. Wie sie so dastand im goldenen Sonnenlicht, gelöst und glücklich wenigstens für einen kurzen Moment, wäre er am liebsten zu ihr hingelaufen und hätte sie in die Arme genommen. Stattdessen streckte er nur die Hand aus. „Komm.“ Aber auch das war keine gute Idee. Denn schon bei der Vorstellung, sie zu berühren, überlief es ihn heiß.
Möglicherweise empfand Lani ähnlich, denn sie ging auf sein Angebot nicht ein, sondern tauchte ihre Füße ein paar Meter neben ihm ins Wasser. „Wie herrlich! Ich war schon lange nicht mehr am Meer. Wenn man hier lebt, nimmt man das alles viel zu selten wahr.“
„Ja, man muss wohl einige Zeit weg gewesen sein, um all das wieder zu schätzen“, gab AJ ihr recht. „Vanu und ich waren oft hier und haben nach Krebsen und Muscheln gesucht. Für Kinder ist diese Gegend ideal zum Spielen.“
Lanis Lächeln war plötzlich wie weggewischt, und AJ ärgerte sich. Warum hatte er auch nur wieder Vanu erwähnen müssen? Allmählich musste er doch begriffen haben, dass Lani das wehtat, weil sie ihren Mann schmerzlich vermisste. Offenbar war ihr Vanu vollkommen anders gewesen als seiner . Aber es kam ja oft vor, dass Brüder sich nicht leiden konnten. Lani in Vanus Armen … Bei der Vorstellung verspürte er ein bitterböses Gefühl. Was albern war, denn schließlich war sie Vanus Frau gewesen. Wie konnte er wegen einer Frau, die nicht zu ihm gehörte und die er auch nicht wollte, eifersüchtig sein?
Als der Wind ihr das Haar aus dem Gesicht wehte und ihr klares Profil freigab, musste er zurücknehmen, was er eben gedacht hatte. Okay, er begehrte sie, aber sie war für ihn tabu. Schließlich war sie kein karrieregeiles Starlet, das sich nach oben schlief. Viele Frauen, die sich mit ihm einließen, verfolgten ganz bestimmte Absichten. Das hatte er schon ein paar Mal erfahren müssen.
Aber so war es eben in Los Angeles. Jeder verfolgte seine Ziele. Das traf möglicherweise auch auf Lani zu. Aber bisher hatte er noch nicht herausbekommen können, was sie vorhatte.
Während Lani AJ von der Seite her betrachtete, musste sie an die Holzstatuen der Vorfahren denken, die vor mehreren Jahrhunderten von den Ureinwohnern aufgestellt worden waren. Denn wie er so hoch aufgerichtet in die Ferne blickte, sah er mit seinem glatten schwarzen Haar und dem muskulösen Körper genauso aus wie einer dieser mutigen Männer – gelassen, selbstsicher, furchtlos. Das war seltsam, denn bisher war er ihr immer wie der typische Filmfritze aus Hollywood vorgekommen, der Actionfilme drehte und die Frauen flachlegte.
Aber vielleicht war es gar nicht schlecht, ihn mal von einer anderen Seite zu betrachten. Denn Priia rechnete fest mit einer Heirat, und Lani wusste, dass die Schwiegermutter sich auf sie verließ. Sie sollte AJ dazu bringen, sie zur Frau zu nehmen, damit ihr Kind als seins ausgegeben werden konnte. Bei dem Gedanken bekam sie prompt ein schlechtes Gewissen.
Für Kinder ist diese Gegend ideal, hatte er gesagt. Hier hatte er mit seinem Bruder gespielt. Dennoch gelang es ihr nicht, sich ihren zynischen, brutalen Ehemann als unschuldiges Kind vorzustellen. „Warum hast du Rahiri verlassen?“
Langsam wandte er ihr das Gesicht zu. „Es war mir hier alles zu eng, perspektivlos.“
„Du wolltest irgendwo leben, wo mehr los war?“ Falls Priias Pläne aufgingen, wäre AJ sicher schon nach einer Woche Ehe zu Tode gelangweilt.
„Ja. Vor allen Dingen wollte ich herausfinden, was ich wirklich mit meinem Leben anfangen wollte. Hier war alles schon festgelegt. Ich war der Bruder des zukünftigen Königs. Das genügte mir nicht.“
„Und du hast gefunden, was du gesucht hast.“ In Los Angeles führte er bestimmt ein aufregendes Leben. Rahiri war schön, aber friedlich. Für einen Mann wie ihn war das Leben hier schlicht zu öde.
„Ja.“ Er kam auf sie zu. „Ich bin aufs College gegangen und habe meine Leidenschaft für den Film entdeckt. Und, ja, ich genieße mein Leben.“
Glaubte seine Mutter wirklich, dass er all das aufgeben würde, um hier eingesperrt zu sein? Lani senkte den Kopf. Und an diesem Komplott sollte sie auch noch beteiligt sein? „Ist
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