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Ein Königreich für die Leidenschaft

Ein Königreich für die Leidenschaft

Titel: Ein Königreich für die Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JENNIFER LEWIS
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dann wurde ihre Aufmerksamkeit von einem würdevoll aussehenden Mann im traditionellen Gewand der Nachbarinsel auf sich gezogen, der in die Mitte des Saales trat, um die erste Rede zu halten. Anfangs saß Lani stocksteif auf dem Stuhl, weil sie befürchtete, es könne um die Thronfolge und damit auch um ihr Schicksal gehen. Stattdessen war die Geschichte der Insel das Thema mit all ihren Mythen und Sagen, und Lani entspannte sich. Der zweite Redner pries in Gesängen die wunderbare Gemeinschaft der Inselstaaten, die seit Jahrhunderten friedlich zusammenlebten. Bei den eher monotonen Melodien fiel jeder Stress von Lani ab, und sie traute sich sogar, an dem Keks zu knabbern.
    Doch dann rief der Zeremonienmeister Arun Jahir auf, und Lani fuhr erschrocken zusammen. Wie gebannt beobachtete sie AJ, der jetzt aufstand und gemessenen Schrittes in die Mitte des Saales trat, jeder Zoll ein König – auch wenn er keiner sein wollte. Lani konnte gut nachempfinden, was er in dieser für ihn unbehaglichen Situation fühlte. Dennoch konnte sie immer noch nicht verstehen, weshalb er sie geküsst hatte. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, dass das von ihm erwartet wurde, und das war verständlich, nicht aber ihre extreme Reaktion auf den Kuss. Offenbar hatte er das Richtige tun wollen, ohne recht zu wissen, was das Richtige war. Ihr ging es ja nicht anders.
    Ohne dass es ihr bewusst war, legte sie sich die Hand auf den Bauch, als wolle sie das ungeborene Leben schützen. Denn eins wusste sie genau: Sie würde dieses kleine hilflose Wesen von ganzem Herzen lieben. Erneut fesselte AJ ihre Aufmerksamkeit. Nachdem er den Blick über die schweigende Menge hatte schweifen lassen, begann er zu sprechen. Mit tiefer, warmer Stimme kam er auf die Geschichte des königlichen Hauses zu sprechen und auf die Vorfahren, die viele Jahrhunderte zuvor ihre neue Heimat auf der Insel gefunden hatten. Wenn man ihn so reden hört, dachte Lani, kommt man überhaupt nicht auf die Idee, dass er den größten Teil seines Lebens in Los Angeles verbracht hat. Er hört sich an wie ein Mann, der tief mit der Tradition der Insel verwachsen und für den es selbstverständlich ist, hier zu sein und zu sprechen.
    Ihr Herz klopfte schneller, und sie konnte den Blick nicht von dem Mann mit der königlichen Ausstrahlung lösen. Einen solchen Mann würde jede Frau gern heiraten, selbst wenn er nicht königlichen Geblüts wäre. Kurz sah sie sich um. Offenbar war sie nicht die Einzige, die seiner Rede mit atemloser Spannung folgte. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, die Wangen der Frauen waren gerötet, und man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören, so still war es.
    Dann hielt AJ plötzlich inne, blickte einmal kurz an die Decke und verließ den Rednerplatz. Schade, dachte Lani. Sie hätte ihm noch lange zuhören können. Doch dann sah sie, dass er nicht zu seinem Stuhl zurückging, sondern auf seine Mutter zusteuerte, die gleich neben Lani saß. Vor ihr blieb er stehen und machte eine tiefe Verbeugung. „Ich bin stolz“, begann er wieder, „die Tradition fortzuführen und die Königskrone anzunehmen, so wie es mein Vater und mein Bruder vor mir getan haben.“
    Was war das? Hatte sie ihn richtig verstanden? Mit weit aufgerissenen Augen sah Lani ihn an, als er fortfuhr: „Und ich freue mich, Lani Rahia zur Frau zu nehmen, wie es die Tradition vorsieht.“ Als er jetzt den Blick auf sie richtete, stockte ihr der Atem, und sie erstarrte wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Erst als sie Priia sagen hörte: „Ich bin sehr glücklich, meine Tochter“, und ihre warme Hand auf dem Arm spürte, begriff sie, was da gerade passiert war. AJ hatte erklärt, dass er sie heiraten würde.
    Immer noch fehlten ihr die Worte. Wie kam er dazu, ihre Hochzeit anzukündigen, ohne vorher mit ihr darüber gesprochen zu haben? Wahrscheinlich, weil er der König war und sie ein Nichts, eine königliche Witwe, die geheiratet werden musste. Zorn stieg in ihr auf. Seit sie wieder auf Rahiri lebte und speziell während ihrer Ehe mit Vanu hatte sie zwar gezwungenermaßen lernen müssen, die eigenen Wünsche zurückzustellen. Aber immerhin hatte sie als Kind in den USA die Freiheit kennengelernt, und auch heute noch erinnerte sie sich – wenn auch vage – hin und wieder daran, dass sie eigene Bedürfnisse hatte.
    AJ hatte keine Ahnung, dass sie schwanger war. Sie war zwar wütend, dass er einfach über sie bestimmte, fragte sich aber gleichzeitig, wie er wohl

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