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Ein Königreich für die Leidenschaft

Ein Königreich für die Leidenschaft

Titel: Ein Königreich für die Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JENNIFER LEWIS
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reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sie das Kind seines Bruders erwartete. Wenn sie das tat, was Priia vorgeschlagen hatte, würde er es nie herausfinden. Vielleicht würde er sich wundern, dass eine Frühgeburt so gesund und proper aussah, vielleicht wäre er sogar misstrauisch. Aber er könnte ihr nichts beweisen. Nur sie und Priia kannten die Wahrheit. Das war einer der wenigen Vorteile, die man als Frau hatte. Der Mann wusste nie genau, ob er wirklich der Vater des neugeborenen Kindes war.
    „Lani, Kind, du bist so blass. Komm, trink einen Schluck Wasser.“ Priia drückte ihr ein Glas an die Lippen. „Ist dir nicht gut?“
    Gehorsam nahm Lani einen Schluck. „Doch, doch …“, brachte sie heraus und tupfte sich die Lippen ab.
    „Dann steh auf, Liebes …“, flüsterte Priia.
    Als Lani hochsah, blickte sie AJ direkt in die Augen. Er hatte die Hand nach ihr ausgestreckt. Mit zitternden Knien stand sie auf und strich sich das Kleid glatt. Alle Anwesenden hielten den Blick auf sie gerichtet. Hoffentlich konnte man noch nichts von der Schwangerschaft sehen. Zögernd streckte sie die Hand aus, die AJ sofort umschloss. „Willst du mich zu deinem Ehemann nehmen?“ Seine Miene war ernst, die Stimme tief und weich.
    Diese Frage hätte er nicht stellen müssen, das tat er sicher ihr zuliebe. Vielleicht aber auch nicht, denn er wusste genau, dass sie in dieser Situation gar nicht ablehnen konnte. „Ja“, hauchte sie. Würde AJ jetzt triumphierend lächeln? Nein, nach wie vor sah er sie mit dieser ernsten, hoheitsvollen Miene an. Und da begriff sie. Er tat das, was die Pflicht ihm auferlegte, die Tradition der auch sie gehorchen musste. Zwei junge Menschen, die eine Entscheidung trafen, bei der Gefühle oder auch die persönliche Einstellung keine Rolle zu spielen hatten.
    Die Menge trampelte und johlte vor Begeisterung. Gläser wurden gehoben, und man prostete dem jungen Paar zu. „Ihr müsst jetzt aufstehen, durch den Saal gehen und die Huldigungen entgegennehmen“, zischte Priia ihnen zu.
    Sofort hakte AJ Lani unter und machte mit ihr die Runde. Obwohl sie lediglich seinen Ärmel berührte, spürte sie die Wärme seiner Haut und musste sich stark konzentrieren, um ruhig neben ihm zu gehen und ein gelassen-freundliches Lächeln aufzusetzen. Er hatte die Muskeln angespannt und schritt mit einer steifen Würde den Saal ab, die für sie ganz ungewohnt war. Aber zweifellos würde er sich als König anders verhalten und möglicherweise auch seine Persönlichkeit verändern. Ob er kalt und zynisch werden würde wie sein Bruder Vanu, kaum dass sie verheiratet waren?
    Bei diesem Gedanken wurde ihr ganz elend, und der hohe Geräuschpegel nahm ihr den Atem. So viele Erwartungen und Hoffnungen verknüpfte man mit dem neuen Königspaar, und dabei wusste keiner, dass sie die Zukunft des Landes bereits unter ihrem Herzen trug. Das Geheimnis lastete schwer auf ihr, und sie umklammerte AJs Arm. „Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig …“ Flehend sah sie ihn an.
    Doch er schien sie nicht gehört zu haben, denn er ging unbeirrt weiter, ein festgefrorenes Lächeln auf dem Gesicht. „Mir geht es nicht gut …“, versuchte sie es wieder, und diesmal reagierte er. „Was ist …?“ Besorgt blickte er ihr ins Gesicht. „Komm, wir gehen mal ein paar Schritte an die frische Luft.“ Er führte sie zu einer Seitentür, lächelte die in der Nähe sitzenden Gäste noch einmal verbindlich an und verschwand mit Lani nach draußen.
    Die kühle Luft tat ihr gut. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie jetzt mit AJ allein war.
    Ihrem zukünftigen Ehemann.
    Schnell entzog sie ihm den Arm und sah ihn scheu an. Im Licht der Lampe wirkte sein Gesicht ernst, unnahbar, ja, beinahe bedrohlich. Diesen Mann kannte sie nicht, und dennoch erwartete man von ihr, dass sie ihn heiratete, ihm ihr Leben widmete und mit ihm in einem Bett schlief, ob sie wollte oder nicht. Panik überfiel sie, und ohne nachzudenken rannte sie los in Richtung Garten. Sie wusste nicht, warum, sie hatte nur das Bedürfnis zu fliehen, vor diesem Mann und vor dem Leben, das ihr bevorstand.
    „Lani, wo willst du hin?“
    Schon hörte sie seine Schritte hinter sich. Ja, wo wollte sie hin? Es gab kein Entkommen, weder jetzt noch aus ihrer fest zementierten Lebenssituation. Der Pfad endete nahe des Dschungels an einem Fischteich, an dem zierliche Gartenmöbel standen. Sie war gefangen. Schon legte sich ein starker Arm um ihre Taille, und unwillkürlich versuchte Lani

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