Ein Koenigreich fuer die Liebe
es zu leugnen. Diesmal war er derjenige, der Vorwürfe machte und Drohungen aussprach. Es schien, als wäre ihm alles egal, und das ängstigte sie zu Tode.
Wie gelähmt stand sie da, als er aus dem Zimmer stürmte und die Tür hinter sich zuknallte.
Von da an wurde alles bloß noch schlimmer, und sie stritten sich nicht nur wegen Fiona.
Jede kleine Meinungsverschiedenheit schien mit einer handfesten Auseinandersetzung zu enden. Sofia fühlte sich vo n Damiano vernachlässigt, weil er sich jetzt um so mehr in seine Arbeit stürzte und sie ihn kaum noch sah. Wenn sie sich bei ihm beschwerte, versuchte er sie nicht mehr zu besänftigen wie am Anfang, sondern wurde wütend und warf ihr vor, verwöhnt und zu anspruchsvoll zu sein. Schon bald würde ihr klar, dass sie nichts mehr tun konnte, um ihm zu gefallen, und er schloss sie immer mehr aus seinem Leben aus. Selbst ihre Gegenwart schien ihn zu verärgern, und Sofia war ständig den Tränen nahe.
Für sie war jedoch am schlimmsten gewesen, dass Damiano und sie überhaupt nicht mehr miteinander geschlafen hatten. Bei ihrer letzten, heftigen Auseinandersetzung, an die sie sich auch im nachhinein noch mit Schaudern erinnerte, war es fast drei Monate her gewesen, seit Damiano und sie das letztemal miteinander geschlafen hatten. Sie war daher nicht besonders überrascht, als er ihr am nächsten Abend - ironischerweise war es einen Tag vor der Hochzeit seiner Schwester Caterina - seine Entscheidung mitteilte, dass jeder von ihnen von nun an sein eigenes Leben führen würde.
„Ich glaube, dass dir dieses Arrangement recht ist”, erklärte er schließlich grimmig. „Die momentane Situation gefällt dir offensichtlich genausowenig wie mir.”
Sofia kannte diesen Ausdruck in seinen Augen und wusste, dass es keinen Sinn hatte, Damiano zu widersprechen. Selbst wenn sie ihn angefleht hätte, wäre er bei seiner Entscheidung geblieben. Daher riss sie sich zusammen und entgegnete, so würdevoll sie konnte: „Ja, ich glaube, es wird mir sogar sehr recht sein. So kann es nicht weitergehen.”
Und sie konnte es sich nicht verkneifen, gehässig hinzuzufügen: „Sicher kannst du jetzt mehr Zeit mit Lady Fiona verbringen.”
„Sicher.” Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte er ihren Blick. „Worauf du dich verlassen kannst.”
Er hatte es also endlich zugegeben. In diesem Moment starb etwas in ihr. Ich habe ihn für immer verloren, dachte sie. Und sobald er sie verlassen hatte, war sie in den Garten am Ostflügel des Palasts gegangen, wo sie sich auf eine der Steinbänke am Brunnen gesetzt und geweint hatte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
Das war vor fünf Monaten gewesen. Es waren sehr einsame Monate gewesen, doch wider Erwarten war sie daran nicht zugrunde gegangen, wie Sofia zuerst befürchtet hatte. Statt dessen hatte sie eine ungeahnte Kraft entwickelt, und zwar vor allem Alessandro zuliebe, weil sie ihm eine gute Mutter sein wollte.
Während dieser Zeit hatte sie versucht, möglichst nicht an Damiano zu denken, und sich bewusst neue Aufgaben gesucht, um sich abzulenken. Wie ihre Schwägerin Caterina engagierte sie sich nun für karitative Organisationen und darüber hinaus auf kulturellem Gebiet. Da Sofia als Kind Ballettunterricht bekommen hatte und Ballett seitdem liebte, machte sie sich dafür besonders stark. Sie hatte festgestellt, dass sie die große Lücke, die in ihrem Leben entstanden war, damit füllen konnte.
Außerdem war da natürlich noch ihr geliebter Sohn Alessandro, der sehr schnell zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden war. Er machte ihr unendlich viel Freude, inspirierte sie und gab ihrem Leben einen Sinn. So hatte der schier unerträgliche Schmerz allmählich etwas nachgelassen. Sie würde zwar nie behaupten können, dass es ihr egal sei, wenn Damiano sie nicht liebe oder wenn er mit einer anderen Frau schlafe, aber es war für sie nicht mehr daseinsbestimmend. Es gelang ihr sogar, nicht ständig daran zu denken. So hatte sie sich allmählich ein neues Leben geschaffen, ein sicheres, ruhiges Leben. Sie musste nicht mehr eifersüchtig sein und wurde auch nicht mehr verletzt.
Und nun war es vorbei. Sofia stand im Rosenzimmer und blickte starr zum Fenster hinaus in den Garten. Jetzt drohte Damiano ihr damit, ihr sicheres Leben auf den Kopf zu stellen.
Sie verspürte eine unerträgliche Angst. So weit durfte es nicht kommen. Es war zu gefährlich, denn für sie stand zuviel auf dem Spiel. Denn woher sollte sie wissen, wie es sich auf ihren
Weitere Kostenlose Bücher