Ein Koenigreich fuer die Liebe
besetzten Halsreif und dazu passende lange Ohrringe. Statt jedoch ihr Spiegelbild zu bewundern, was ihr niemand hätte verdenken können, konzentrierte sie sich auf ihren Gesichtsausdruck.
Dabei fragte sie sich, ob sie so ruhig und gelassen wirkte, wie man es in der Öffentlichkeit von ihr erwartete. Schließlich versuchte sie es mit einem Lächeln. Ob es überzeugend ist? überlegte sie. Bin ich in der Lage, den Leuten weiszumachen, dass mein Leben herrlich ist und ich überhaupt keine Sorgen habe? Früher hatte sie sich sehr gut darauf verstanden, aber in der Zeit, als sie so am Boden zerstört gewesen war, war es ihr furchtbar schwer gefallen. Mittlerweile hatte sie den Dreh wieder raus - zumindest für eine Weile.
Sie lachte, da ihr klar war, dass Maurice und Angela sie beobachteten. „Ich glaube, so geht es”, erklärte sie. „Sie haben Ihre Sache prima gemacht.”
Angela lächelte und warf ihr einen verständnisvollen Blick zu. Da sie seit Sofias Hochzeit ihre Zofe war, konnte sie sich ganz gut in sie hineinversetzen. Obwohl Sofia ihre Probleme nie mit ihr erörtert hatte, hatte Angela natürlich mitbekommen, was vorgefallen war. Daher wusste sie auch, dass Sofia ein wenig nervös war, weil dies nach Monaten ihr erster gemeinsamer Auftritt mit dem Herzog in der Öffentlichkeit war.
„Sie sehen wundervoll aus”, erklärte sie, „und Sie werden den Abend mit Bravour überstehen. Es wird bestimmt ein voller Erfolg.”
Sofia dachte über Angelas optimistische Worte nach, während sie nach unten ging. Ihr Apartment befand sich im zweiten Stock des Westflügels, nur einen Steinwurf von Damianos Privaträumen entfernt. Doch obwohl ihre Wege sich oft kreuzten, hätten sie genausogut auf zwei verschiedenen Planeten leben können. Schließlich ging sie auf das Lilienzimmer im Erdgeschoß zu, wo sie sich mit Damiano treffen sollte. Ich werde den Abend mit Bravour überstehen, sagte sie sich. Was auch passiert, ich werde mich von ihm nicht aus der Fassung bringen lassen.
Hocherhobenen Hauptes, mit gestrafften Schultern und einem tapferen Lächeln auf den Lippen rauschte sie durch die geöffneten Türen ins Lilienzimmer, das seinen Namen von den goldfarbenen Lilien an der Decke hatte. Als sie Damiano sah, wäre sie fast gestolpert.
Er stand vor dem riesigen Marmorkamin und hatte gerade mit einem seiner Diener gesprochen. Als sie hereinkam, drehte er sich jedoch um, als hätte er ihre Ankunft gespürt.
Als ihre Blicke sich begegneten und Sofia sein attraktives Gesicht betrachtete, musste sie nach Fassung ringen.
Schließlich kam er auf sie zu. „Du siehst schön aus”, sagte er. „Und dein Timing ist perfekt. Der Wagen muss jeden Moment hier sein.”
„Oh, gut.”
Bestürzt fragte sie sich, wie es möglich war, dass sie nach allem, was er ihr angetan hatte, bei seinem Anblick immer noch förmlich dahinschmolz. Sie hatte geglaubt, ihn zu hassen, und nun? Nachdem sie ihm gegenüber klein beigegeben hatte, hatte sie sich in ihre Wut hineingesteigert, aber jetzt war ihre Wut mit einemmal verraucht.
Allerdings wusste Sofia nur allzu gut, dass es nichts mit Liebe oder Hass oder Wut zu tun hatte. Es war lediglich körperliche Anziehungskraft. Damiano war der unwiderstehlichste Mann, den sie je kennengelernt hatte, und in dem perfekt sitzenden schwarzen Smoking, den er trug, sah er noch umwerfender aus als sonst.
Mittlerweile war draußen der Wagen im Hof vorgefahren.
„Lass uns gehen.” Damiano ging voran nach draußen und ließ sie zuerst einsteigen, bevor er rieben ihr im Fond Platz nahm. Kurz darauf lenkte der Chauffeur den schwarzen Rolls-Royce vom Palasthof hinunter und in Richtung Stadt.
„Hattest du einen guten Tag?”
Sofia hatte mittlerweile ihr inneres Gleichgewicht wiedererlangt. Sie warf Damiano einen Blick zu und musste sich dabei ein amüsiertes Lächeln verkneifen. Er versuchte also, nicht nur in der Öffentlichkeit nett zu ihr zu sein. Spontan beschloss sie, darauf einzugehen und ein bisschen für später zu üben.
„Ich hatte einen herrliche n Tag”, erwiderte sie. „Und du?”
„Er war nicht schlecht. Ich hatte wie immer viel zu tun. Eine deutsche Handelsdelegation war zu Besuch. Ich hatte fast den ganzen Tag Besprechungen.”
Wieder warf sie ihm einen Blick zu. Eines musste man ihm lassen: Er war ein sehr pflichtbewusster, engagierter Herrscher, der übermäßig viel arbeitete. Jeden Morgen stand Damiano um sieben auf, saß bereits vor acht an seinem Schreibtisch und kam
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