Ein Koenigreich fuer die Liebe
sagte sie sich, und dabei krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Früher hätte sie so etwas nicht einmal denken können. Früher war sie überglücklich gewesen, weil sie ihn geliebt hatte und davon überzeugt gewesen war, ihn bis ans Ende ihrer Tage zu lieben.
Sofia erinnerte sich noch genau daran, wann sie sich in Damiano verliebt hatte. Sie war damals zehn gewesen und hatte die Sommerferien im herzoglichen Palast verbracht. Der berühmte Palazzo Verde, der an einem Kap erbaut worden war, befand sich schon seit Jahrhunderten im Besitz des Herrschergeschlechts. Sie hatte gerade in einem der Innenhöfe gesessen und auf Caterina gewartet, Damianos jüngere Schwester, die zwei Jahre älter war als sie, als Damiano unerwartet dort aufgetaucht war.
Er trug seinen Reitdress - eine cremefarbene Hose und ein weinrotes Jackett -, und die Absätze seiner auf Hochglanz polierten Stiefel klapperten bei jedem Schritt auf dem Kopfsteinpflaster. Da Sofia in einer Ecke saß, wäre er beinah an ihr vorbeigegangen, doch im letzten Moment sah er sie und blieb stehen.
„Hallo”, sagte er. „Wer bist du?”
Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen Sprung, und sie glaubte zu träumen. Er musste ein Märchenprinz sein, denn noch nie hatte sie einen so atemberaubenden jungen Mann gesehen. Er hatte ein wunderschönes Gesicht, von langen Wimpern gesäumte dunkle Augen und wundervolles glänzendes schwarzes Haar. Als sie ihn ansah, bekam sie ganz weiche Knie.
Endlich fand sie die Sprache wieder. „Ich bin Sofia”, erwiderte sie.
„Sofia? Welche Sofia?” Der junge Mann runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass ich dich kenne.”
„Sofia Riccio ne”, brachte sie hervor. „Meine Mutter ist mit deiner Mutter, der Herzogin, befreundet, und ich bin es mit Caterina. Ich …”
„Ach, die Sofia!” Nun lächelte er etwas breiter, so dass sie seine perfekten weißen Zähne sehen konnte. „Ich habe schon sehr viel von dir gehört. Du bist die jüngste Tochter des Marquis von Romano.”
Sofia nickte und überlegte dabei, ob sie ihn nach seinem Namen fragen konnte.
Allerdings vermutete sie, dass er Caterinas ältester Bruder war. Ihren anderen Bruder, Leone, hatte sie bereits kennengelernt. Noch während sie darüber nachdachte, streckte der junge Mann ihr die Hand entgegen.
„Freut mich, dich kennenzulernen, Sofia”, sagte er. „Ich bin Damiano. Wir werden uns bestimmt noch öfter begegnen.”
Und das taten sie, wenn auch nicht so oft, wie Sofia es sich wünschte. Doch sie war schon glücklich, wenn sie ihn nur von weitem sah, und errötete dabei jedesmal, was Caterina natürlich nicht entging.
„Du bist in meinen Bruder verknallt!” rief sie und kreischte dabei vor Vergnügen. „Du bist in Damiano verknallt! Das werde ich ihm sagen!”
Es war Sofia schrecklich peinlich. „O nein, bitte nicht!” flehte sie. „Bitte tu es nicht, Caterina. Ich schwöre dir, dass ich nicht in ihn verknallt bin.”
„Doch, das bist du.” Caterinas blaue Augen funkelten übermütig. „Ich habe gesehen, wie du rot geworden bist.” Als sie ihren verzweifelten Gesichtsausdruck sah, hatte sie jedoch Mitleid mit Sofia, denn sie wäre eher gestorben, als dass sie es jemandem verraten hätte.
„Keine Angst, ich werde kein Sterbenswörtchen verraten”, versprach sie ernst. „Außerdem kann ich dich gut verstehen. Damiano sieht wirklich umwerfend aus. Leone sieht auch sehr gut aus, aber Damiano ist noch hübscher. Und eines Tages wird er Herzog.” Sie lachte.
„Was würdest du davon halten, seine Herzogin zu werden?”
Sofia konnte sich natürlich nichts Schöneres vorstellen. Dir ging es dabei aber nicht darum, Herzogin zu werden. Nein, sie träumte davon, Damianos Frau zu sein. Je öfter sie in den darauffolgenden Jahren zu Besuch im Palazzo Verde war, desto stärker sehnte sie sich danach. Allerdings war ihr klar, dass dieser Traum nie in Erfüllung gehen würde, denn Damiano war unerreichbar für sie.
Zuerst einmal war er vierzehn Jahre älter als sie. Er war so weltgewandt und klug, während sie noch völlig unerfahren war. In seinen Augen war sie ein unreifes Kind.
Eines Tages, sie war ungefähr dreizehn, aß sie mit dem Herzog und der Herzogin sowie ihren Eltern und Damiano zu Mittag. Caterina und Leone waren aus irgendeinem Grund nicht dabei. Sofia hatte keine Ahnung, worüber die Erwachsenen sich unterhielten, denn es fielen Wörter wie „Deflation” und „Stammaktien”. Doch es war ihr auch egal. Sie freute
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