Ein Königreich für einen Kuss!
war auch Vasco maskiert. Er stand mitten im Strom der ankommenden Gäste, und um ihn herum waren erregte Stimmen zu hören. Die Möglichkeit, sich anonym zu begegnen, versetzte jeden in eine gewisse Aufregung. Nur Vasco ließ sich von dieser beschwingten Stimmung nicht anstecken. Er war immer noch wütend, auch über sich selbst. Denn er hätte nie gedacht, dass ihn Stellas Worte so verletzen könnten.
Zwar hatte er sich über seine Gefühle für Stella nie Gedanken gemacht, wahrscheinlich, weil er es gescheut hatte. Denn seine Empfindungen für diese Frau waren kompliziert und gefährlich. Er hatte sie als Mutter seines Sohnes kennengelernt, aber inzwischen empfand er sehr viel mehr für sie. Das, was sie in den Nächten miteinander erlebten, die Leidenschaft, die sie teilten, hatte eine feste Bindung geschaffen. Außerdem war er sehr gern mit ihr zusammen und sehnte sich nach ihr, wenn er außer Haus zu tun hatte. Sehr schnell war sie zum Mittelpunkt seines Lebens geworden, das er nur zu gern mit ihr teilte. Und nun leugnete sie genau das?
Zwar musste er zugeben, dass er ausgewichen war, wenn sie nach seinen Zukunftsplänen gefragt hatte. Schließlich kannten sie sich noch nicht sehr lange, und die Zukunft, das war wirklich ein sehr langer Zeitraum … Darüber konnten sie sich doch immer noch Gedanken machen. Erst einmal musste er mit den neuen Gefühlen fertig werden, die er Nicky und vor allem Stella gegenüber empfand und die ihn verwirrten. Er brauchte Zeit, um zu begreifen, dass die Familie sich plötzlich vergrößert hatte und dass diese beiden Menschen ihm näher standen als jeder andere.
Und da stellte sie sich einfach hin und sagte, dass sie sich nicht liebten? Das zehrte doch mächtig an ihm. Er leerte sein Champagnerglas in einem Zug. Im Ballsaal setzte die Musik ein.
„Cavaller.“ Eine Frau mit grüner Maske, die untere Gesichtshälfte hinter einem Fächer verborgen, begrüßte ihn mit leicht geneigtem Kopf.
„Zu Diensten, Madame.“ Er küsste ihr die Hand, die weich und warm, aber leider nicht Stellas war. Denn Stella stand am anderen Ende des Raumes. Sie trug ein blaues Kleid und eine farblich passende Maske. Zwar würde er den ganzen Abend nicht mit ihr tanzen, um sie zu strafen, aber er wusste schon jetzt, dass er sie nicht aus den Augen lassen würde. Fast wünschte er sich, sie flirtete schamlos mit irgendwelchen Männern. Dann hätte er wenigstens einen Grund, wütend auf sie zu sein. Aber bisher hatte sie sich nur mit Gästen unterhalten, die mindestens siebzig waren.
„Ihr Maskenball ist wie immer ein sensationeller Erfolg.“ Die Dame in Grün hatte eine tiefe verführerische Stimme, die Vasco nicht recht zuordnen konnte.
„Sie sind sehr freundlich. Darf ich um den nächsten Tanz bitten?“
Die dunklen Augen hinter der Maske leuchteten auf. „Sehr gern.“
Er reichte ihr den Arm, nicht ohne noch schnell einen Blick auf Stella zu werfen. Leider schien sie in ein Gespräch mit einem der Stadtbibliothekare vertieft zu sein, sodass sie ihn nicht bemerkte. Wie ärgerlich. Doch so leicht sollte es ihr nicht fallen, ihn zu übersehen. Entschlossen legte er seiner Dame den Arm um die Taille, ging auf die Tanzfläche und gab dem Dirigenten einen Wink. Der verstand und stimmte einen Tango an.
Vasco presste die Dame im grünen Kleid fest an sich und machte die ersten ausgreifenden Tangoschritte. Es wäre doch gelacht, wenn er sich nicht auch ohne Stella amüsieren könnte. Er hatte immer ein abwechslungsreiches und aufregendes Leben geführt, und das würde er auch weiterhin tun. Außerdem hatte Stella ihm dazu ja geradezu die Erlaubnis erteilt. Er wirbelte seine Partnerin herum, ließ sie sich herabbeugen, zog sie wieder fest in die Arme und sah ihr dabei tief in die Augen. Ein schneller Seitenblick, und zu seiner vollsten Zufriedenheit bemerkte er, dass Stella ihn beobachtete.
Ha, sehr gut. Wieder presste er seine Tanzpartnerin fest an sich und machte ein paar kleine Schritte erst in die eine, dann in die andere Richtung, sodass sich ihr Kleid an ihn schmiegte. Tango war sein Lieblingstanz, ihn begeisterten die schnellen, ruckartigen Bewegungen. Doch immer wieder blickte er aus den Augenwinkeln in Stellas Richtung und unterdrückte nur mit Mühe ein triumphierendes Lächeln. Vielleicht liebte sie ihn nicht, aber immerhin beobachtete sie ihn.
Nach dem Tanz dankte ihm seine Partnerin mit einer graziösen Geste und akzeptierte lächelnd das Glas Champagner, das er ihr reichte. Doch
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