Ein koestliches Spiel
weg!“, rief sie.
„Stimmt.“
Sie zupfte an seinem Ärmel. „Aber der Mond geht im Osten auf!“
„Genauso verhält es sich. Und ist es nicht romantisch?“
„Aber Derbyshire liegt doch im Norden. “
„Wiederum richtig, Miss Merridew“, gratulierte ihr Lord Carradice. „Ich kann sehen, dass Sie ein Genie in Geografie sind. Sollen wir uns mit einem Geografie-Frage-und-Antwort-Spiel die Zeit vertreiben? Ich diskutiere so gerne geografische Besonderheiten, Sie auch?“ Er legte sich ihre Hand in die Armbeuge und fuhr leutselig fort: „Wussten Sie beispielsweise, dass es einen Ort in Schottland gibt, der übersetzt Ziegenfall heißt? Man kann nur spekulieren, ob es eine edelmütige Ziege gegeben hat, die ihr Leben opferte ..."
Prudence riss ihre Hand zurück und erklärte aufgebracht: „Aber Sie haben Niblett doch gesagt, wir wollten zu Ihrem Landsitz in Derbyshire reisen. Warum also fahren wir nach Westen statt nach Norden?“
„Weil, wenn wir eine Kleinigkeit zum Supper haben wollen, wir uns beeilen müssen. Sind Sie hungrig? Ich muss gestehen, ich bin es ..."
„Oh, um Himmels willen! Wovon reden Sie?“
„Sie meinen, Sie sind nicht hungrig?“
„Doch, natürlich bin ich das, aber ...“
„Na dann sollten wir uns besser beeilen. Eine Dame hungern zu lassen, gehört sich einfach nicht!“
Er trieb die Pferde zu noch höherer Geschwindigkeit an, und Prudence war gezwungen, ihn erneut am Ärmel zu packen, diesmal aber der Sicherheit wegen. Es war ein wirklich Furcht einflößendes Tempo, aber es gelang ihr trotzdem, mit fester Stimme zu sagen: „Lord Carradice, ich bestehe auf einer Erklärung, warum wir nach Westen fahren.“
Er wandte ihr den Kopf zu; sein spitzbübisches Lächeln leuchtete im Mondlicht. „Mein Cousin hat einen Mann vorausgesandt, um im Blue Pelican in Maidenhead Räume zu reservieren und für uns alle ein spätes Abendessen bereitzuhalten. Zugegeben, es liegt nicht wirklich weit von London, aber Sie können nicht wünschen, die Nacht durchzufahren, wie es die Postkutsche tut.“ Prudence entspannte sich ein wenig, erleichtert zu hören, dass ihre Schwestern und der Duke offenbar auch nach Maidenhead fuhren, auch wenn die Wahl dieses Ortes merkwürdig erschien. „Ob wir die Nacht durchfahren oder nicht, ist mir gleich, solange meine Schwestern in Sicherheit sind. Doch darum geht es gar nicht. Warum Maidenhead? Das liegt überhaupt nicht auf dem Weg nach Derbyshire, ganz im Gegenteil.“
„Stimmt“, pflichtete ihr Lord Carradice bei, von der Erkenntnis sichtlich betroffen.
„Aber Sie haben doch Niblett erzählt, wir wollten nach Derbyshire! Und Sie haben ihm sogar eine Menge Geld gezahlt, damit er es für sich behält.“
„Habe ich nicht gesagt, Sie könnten meiner Einschätzung seines Charakters vertrauen? Aber nein, Sie wollten einfach nicht auf mich hören! “ Er bemühte sich, gekränkt von ihrem mangelnden Vertrauen auszusehen, aber ein leichtes Kräuseln seiner Lippen verriet ihn.
Prudence schaute ihn mit offenem Mund an. „Wollen Sie sagen, Sie haben Niblett bestochen, nichts zu sagen ... aber haben ihm eine Lüge aufgetischt, weil Sie wussten, dass man ihm ohnehin nicht trauen kann?“
Lord Carradice setzte eine beleidigte Miene auf. „Natürlich habe ich ihm vertraut - ich habe ihm vertraut, dass er die Information bei erstbester Gelegenheit unverzüglich weitergibt.“ „Woher wussten Sie, dass er trotz Bestechung reden würde?“ Lord Carradice klopfte sich mit einem Finger an die Nase und wirkte abgeklärt. Prudence ließ sich nicht täuschen. „Sie haben schon zuvor versucht, ihn zu bestechen! “
„Sie sind aber argwöhnisch.“ Lord Carradice blickte, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Prudence nickte zufrieden. „Das habe ich mir gedacht. Es ist falsch, Dienstboten zu bestechen, wissen Sie, aber in diesem Fall war es richtig. Lassen Sie uns hoffen, dass Niblett nicht mit einem Mal bekehrt ist. Es wäre höchst unheilvoll, wenn er sich entschlösse, nichts zu verraten.“
„Das ist wohl so gut wie ausgeschlossen“, bemerkte Lord Carradice und fasste die Zügel nach. „Ich habe ihm nur fünf Guineen gegeben.“
„Fünf Guineen?“, rief Prudence entsetzt. „Aber das ist viel zu viel!“ Sie wusste genau, was man alles für fünf Guineen kaufen konnte. Es schien ihr närrisch unvorsichtig, so viel Geld darauf zu verschwenden, einen bösartigen und treulosen Butler zu bestechen.
„Unsinn. Es war gerade genug, dass er merkt,
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