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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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für den Schmuck einer Frau feilschte? Beinahe entriss er ihr die Schachtel, so aufgewühlt war er. Es war unerträglich, sie so verletzlich zu sehen und gleichzeitig so entschlossen, seine Hilfe auszuschlagen.
    Er zog an der Türglocke, worauf es laut durch das ganze Haus hallte. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich ein Fenster oben, und der alte Sitch spähte hinaus.
    „Wer ist da?“, rief er.
    „Carradice“, antwortete Gideon.
    Leise vor sich hin murrend verschwand der alte Mann, und ein paar Minuten später entriegelte er die Tür. „Es ist eine ungewöhnliche Stunde, mich aufzusuchen, Mylord! Es gibt hoffentlich keine Probleme.“
    Gideon drückte dem Mann die Schachtel in die Hand. „Lassen Sie die hier reinigen und neu fassen - was auch immer nötig ist, um sie wieder in einen einwandfreien Zustand zu versetzen.“
    „Reinigen und neu fassen?“ Der alte Sitch schaute auf die Sammlung aus Schmuckstücken, dann kratzte er sich verwundert am Kopf. „Sie kommen um diese Stunde, um mir aufzutragen, ein paar Schmuckstücke zu reinigen?“
    „Und die neu zu fassen, bei denen das nötig ist, ja“, erwiderte Gideon knapp. „Ich verlasse die Stadt heute Nacht, und zwar unverzüglich, und möchte, dass das erledigt ist, bis ich zurückkehre.“
    „Sie fliehen doch nicht etwa aus dem Land, Mylord?“
    „Fliehen? Gütiger Himmel, nein!“ Gideon starrte ihn an, dann merkte er, dass er irgendeine vernünftige Erklärung abgeben musste. „Ich ... äh, bin in einer dringenden Angelegenheit abberufen worden, aber mir ist eingefallen, dass ich versprochen hatte, mich darum zu kümmern. Keine Zeit zu verschenken, wissen Sie. Sie werden dringend benötigt, wenn ich zurückkomme.“
    „Sehr gut, Mylord. Sie werden glitzern und funkeln, perfekt für die kleine Lady.“
    „Da gibt es keine kleine Lady!“, erklärte Gideon bedeutungsvoll.
    Sitch spähte nach draußen. Prudence saß aufrecht in dem Phaeton, sah besorgt aus, bedrückt und in Gideons Augen voll und ganz bewundernswert.
    „Ganz recht, Mylord. Eine Täuschung des Lichts. Eine kleine Lady habe ich nie gesehen.“
    „Guter Mann.“ Gideon ging. Prudence wirkte erleichtert, ihn zu sehen, und es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, sie nicht in seine Arme zu ziehen und alle ihre Sorgen wegzuküssen. Stattdessen kletterte er auf den Phaeton und bemühte sich, gelassen zu wirken.
    „Hier“, bemerkte er knapp. „Ich hoffe, das reicht.“ Er holte eine dicke Rolle Banknoten aus der Tasche seines Mantels und reichte sie ihr.
    Als sie sah, wie dick die Rolle war, riss Prudence die Augen auf. „Londoner Preise müssen viel höher sein als anderswo. Sie haben deutlich mehr erhalten, als ich erwartet hatte. Danke.“
    Er zuckte die Schultern, ein bisschen verlegen über ihre unverdiente Dankbarkeit. „Sitch macht schon seit Jahren Geschäfte mit mir. Ich wusste, er würde uns auch jetzt nicht im Stich lassen. Und nun sollten wir uns besser beeilen, damit wir Edward und Ihre Schwestern so bald wie möglich einholen.“ Er hob die Zügel. „Wollen Sie das Geld die ganze Zeit in der Hand halten, oder haben Sie etwas, wo Sie es hineintun können?“
    Sie zuckte zusammen. „Oh ja, natürlich.“ Gewissenhaft zählte sie ein halbes Dutzend Banknoten ab und steckte sie in das ägyptische Retikül. Gideon wartete voller Interesse, was sie wohl mit dem Rest anfangen würde. „Drehen Sie sich bitte um“, verlangte sie und wirkte irgendwie verlegen.
    Gideon warf ihr einen fragenden Blick zu, dann zuckte er die Achseln. „Boyle, dreh dich um“, rief er seinem Pferdeburschen zu, dann wandte er ihr den Rücken zu, jedenfalls so weit, wie es der Sitz des Phaetons zuließ. Es gab nicht viel Platz für das Manöver. Eine Schande, dass er zum Gentleman erzogen worden war. Er verzehrte sich danach, zu sehen, wo sie das restliche Geld verstauen wollte. Er spürte, wie sie auf dem Sitz hin und her rutschte. Ein spitzer kleiner Ellbogen traf ihn an der Schulter. „Entschuldigung“, keuchte sie. „Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich bin noch nicht fertig.“
    Von dem Winkel des Stoßes mit dem Ellbogen her zu schließen, war ihr Oberteil nun vermutlich um einige hundert Pfund wertvoller. Er lachte in sich hinein. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie auf die Idee kam, ihr Busen könnte so viel Geld verbergen; ihre Rundungen waren köstlich, aber sie waren nicht so üppig, um das dicke Bündel zu verstecken.
    „Noch nicht“, zischte sie erneut.
    Er hörte das

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