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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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die Information könnte etwas wert sein. Aber glauben Sie mir, Niblett meint, teurer zu sein als fünf Guineen. Er wird beleidigt sein wegen der lächerlich geringen Summe und sich beeilen, Ihren Großvater von unserem vermeintlichen Ziel zu unterrichten. Und so wird Ihr Großvater, wenn er uns folgt, geradewegs zu meinem Landsitz in Derbyshire reisen, und meine Leute dort werden bis dahin die Anweisung erhalten haben, ihn weiter nach Schottland zu schicken. Und dann kann es sein, dass er findet, das sei zu weit.“
    Prudence schauderte. „Er wird uns folgen“, sagte sie leise. „Daran besteht kein Zweifel.“
    Lord Carradice runzelte die Stirn über diese mutlose Gewissheit und legte eine seiner Hände über ihre. „Er mag Ihnen folgen“, versicherte er ihr fest, „aber er wird Sie nicht finden.“
    Sie warf ihm einen verzweifelten Blick voller böser Vorahnung zu. „Meiner Erfahrung nach gibt Großvater nicht so leicht auf. Und er ist besonders gut darin, andere einzuschüchtern. Es könnte sein, dass Ihre Leute zu große Angst haben, um ihn zu täuschen.“
    „Das bezweifle ich“, begann Lord Carradice, aber als er sah, dass sie sich davon allein nicht überzeugen lassen würde, fügte er hinzu: „Und wenn er Sie durch einen unglücklichen Zufall doch findet, wird er Ihnen kein Haar krümmen, das verspreche ich. Sie sind bei mir sicher, Miss Unbesonnen, und Ihre Schwestern auch.“
    Seine Stimme war tief und sicher und beruhigend, und Prudence war trotz allem getröstet. Sie hätte ihre Hände aus seinem Griff befreien sollen, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden. Es schien fast, als ob Stärke und Ruhe von ihm zu ihr strömten. Sie verspürte den überwältigenden Wunsch, ihre Wange gegen seine Schulter zu legen, als könnte sie für eine Weile wenigstens auch alle ihre Sorgen dort ablegen.
    Aber das ging natürlich nicht. Es war nur eine vorübergehende Schwäche von ihr. Er dachte, seine Hilfe, seine Ritterlichkeit und seine wunderbare Großzügigkeit würden einen Unterschied machen - und das war ja auch so, aber nur, was ihre Gefühle betraf. Er meinte, es sei nur eine Frage der Zeit, ehe sie ihren Schwur Phillip gegenüber brach. Lord Carradice war wohl hauptsächlich an Damen gewöhnt, die sich nichts dabei dachten, Versprechen zu brechen - selbst Eheversprechen.
    Für Prudence dagegen waren solche Versprechen heilig.
    Und selbst wenn ihre Gefühle sich geändert hatten, selbst wenn das, was sie einmal für Phillip empfunden hatte, ein blasser Abklatsch dessen war, was sie jetzt für Lord Carradice fühlte, konnte sie Phillips jahrelange Treue nicht mit Verrat lohnen. Sie und Phillip waren verbunden, wenn auch nicht dem Gesetz nach oder in den Augen der Gesellschaft; ein Ring war gegeben und angenommen und ein Versprechen auf dem Friedhof hinter der Kapelle ausgetauscht worden, vor Gott.
    Und diese Verbindung war mit Blut besiegelt worden.
    Wenn sie jemals zu Lord Carradice käme - und tief in ihrem
    Herzen gestand sie sich ein, dass sie das wollte -, würde sie frei und rein zu ihm kommen, nicht als eine Eidbrecherin. Liebe war zu kostbar, um befleckt zu werden.
    Sie vergrub ihre Hände in den Falten ihres Umhanges. Zuvor hatte sie es auch schon alleine geschafft; das würde sie wieder tun. Selbst wenn Großvater sie aufspürte und Prudence und ihre Schwestern mit Hilfe der Gesetze wieder in seine Gewalt bekam, war sie entschlossen, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Bald würde sie einundzwanzig werden.
    Und wenn Charity und der Duke heirateten - wie sie es hoffte -, würde der Duke ihr vielleicht helfen, Großvater dazu zu zwingen, etwas von dem Geld herauszurücken. Lord Carradice würde es sicher auch versuchen, aber ein Duke - und noch dazu einer, der mit ihnen verwandt war - würde mehr Einfluss haben. Falls der Duke und Charity heirateten.
    In der Zwischenzeit konnte Prudence ihre Schwestern gewiss beschützen.
    Vorausgesetzt, Großvater war nicht so außer sich vor Wut, dass er sie wieder bewusstlos schlug ...
    Sie schluckte. Sie durfte nicht immer wieder über ihre Befürchtungen nachdenken. Furcht raubte einem langsam die Kraft. Wenn sie stark blieb, konnte Großvater sie nicht überrumpeln. Damals war sie krank gewesen, hatte sich einsam und verlassen gefühlt, und er hatte sie an ihrer verletzlichsten Stelle erwischt. Sie würde nicht noch einmal zulassen, dass das geschah.

13. Kapitel
    Die Abendglocke tönt den Tag zur Ruh ... und lässt die Welt der Dunkelheit und

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