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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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machte. Die Wärme und Kraft seines Armes und das Gefühl seines kräftigen Körpers an ihrem waren ausgesprochen tröstlich.
    Außerdem war sie müde. Sie schaute auf sein vom Mond in Silber getauchtes Profil. Er schien nicht das geringste bisschen schläfrig. Vermutlich war er einfach daran gewöhnt, lange aufzubleiben. Sie musste wieder daran denken, wie sie sich zum ersten Mal getroffen hatten; er war um halb zehn vormittags nach Hause gekommen, und für ihn war es das Ende des Abends gewesen.
    Das Reisen in der Nacht mit Schatten und Mondschein und dem rhythmischen Klappern der Hufe hatte etwas, das zum vertraulichen Gespräch einlud.
    „Erzählen Sie von Ihrer Kindheit“, bat sie. „Wie waren Ihre Eltern?“
    Bei dieser Frage versteifte er sich, woraufhin die Pferde ihr Tempo verlangsamten. Er trieb sie wieder an und schaute zu Prue, einen spöttischen Ausdruck im Gesicht.
    „Die ersten Jahre meines Lebens waren recht glücklich“, sagte er nach einem Moment. „Eine ganz gewöhnliche Kindheit, denke ich: Kindermädchen und Lehrer und so weiter. Lesen und Schreiben lernen und Reiten und Schießen. Und dann, als ich acht geworden war, wurde ich auf eine Schule geschickt.“
    Prudence runzelte die Stirn. Dienstboten und Lehrer, Dinge, die man lernen musste, und dann mit acht zur Schule weggeschickt. „Waren Sie glücklich an der Schule?“
    Er zuckte die Achseln. „Ist das überhaupt jemand? Es war nicht zu schlimm. Edward war auch dort - mein Cousin, wissen Sie. Wir sind praktisch gleichaltrig.“
    „Das muss nett für Sie beide gewesen sein - etwas weniger einsam“, bemerkte sie. „Und was ist mit Ihrer Mutter und Ihrem Vater?“
    Sein Profil schien sich zu verhärten. „Nicht glücklich“, antwortete er nach einer Weile. „Sie haben die Falschen geheiratet.“
    „Oh!“ Sie wollte weiter fragen, aber seine Miene war so verschlossen, dass sie sich dagegen entschied.
    Er schaute auf sie herab, und sein Arm schloss sich fester um sie. „Man könnte behaupten, dass sie es am Ende in Ordnung gebracht haben.“
    Eine längere Pause entstand. Prudence konnte die Spannung in ihm spüren, sagte jedoch nichts. „Ach was, Sie können genauso gut die ganze verflixte Geschichte hören“, erklärte er schließlich. „Wenn Ihre Schwester und Edward ernst machen und ..." Er brach ab. „Der alte Klatsch wird bestimmt wieder ausgepackt werden, und irgendjemand wird es nicht lassen können, es Ihnen zu Ohren zu bringen. Da können Sie ebenso gut gleich die Wahrheit erfahren.“ Er holte tief Luft und sagte, um einen leichten Ton bemüht, als beträfe es ihn nicht: „Meine Mutter ist mit Edwards Vater durchgebrannt, als wir vierzehn waren.“
    Sie musste einen erschreckten Laut von sich gegeben haben, denn er schaute sie an: „Ja, es war ziemlich übel. Hat einen riesigen Skandal entfacht. Sie waren Schwestern, wissen Sie, Edwards Mutter und meine, wodurch es irgendwie noch schlimmer wurde.“
    „Ja“, flüsterte Prudence. „Ein doppelter Verrat - an Schwester und Ehemann.“
    „Genau.“ Die Hufe der Pferde klapperten rhythmisch weiter. Eine leichte Brise war aufgekommen - nicht kalt, nur angenehm frisch die die Wolken über den nächtlichen Himmel jagte.
    „Es muss schrecklich für Sie und Edward gewesen sein.“
    Er zuckte gleichgültig die Achseln, erwiderte aber nichts. Prudence ließ sich von seiner lässigen Art nicht täuschen. Es machte ihm zu viel aus, um ernsthaft darüber zu sprechen. „Wie hat Ihr Vater es verkraftet?“, erkundigte sie sich nach ein paar Augenblicken.
    Er schnalzte mit den Zügeln und antwortete in sachlichem Ton: „Erst ist er ihnen gefolgt, aber dann hat er ihre Spur irgendwo auf dem Kontinent verloren. Meine Mutter hat ihm viel bedeutet, müssen Sie wissen. Man könnte sagen, er liebte sie bis zum Wahnsinn.“ In seiner Stimme schwang unter dem leichten Ton eine bittere, schmerzliche Note mit. Sie fuhren mehrere Meilen weiter. Prudence konnte spüren, wie sein Körper unter der Anspannung vibrierte. Er hatte seine Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Sie legte eine Hand auf sein Knie und lehnte sich an ihn, bot ihm stumm Trost.
    Die kühle Brise wurde stärker, und das Hufgeklapper klang gedämpft auf der Straße.
    Schließlich sprach Gideon weiter: „Er kam als gebrochener Mann wieder nach Hause, zog sich vollkommen zurück ..."
    Prudence biss sich auf die Lippe und umfasste sein Knie fester.
    Gideon schaute sie an. „Am Ende hat er sich erschossen.“ Die Zügel

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