Ein koestliches Spiel
hatte ihre Chance gehabt. Sie hatte sich geweigert, mit Phillip durchzubrennen, da sie ihre Schwestern nicht hatte zurücklassen können. Sie hatte ihre Wahl getroffen.
Und deswegen war ihr Baby gestorben.
Damit musste Prudence leben.
Ein Kind! Gideon war wie vom Blitz getroffen. Das war ein weit größeres Hindernis auf seinem Weg, als er geahnt hatte. Er war recht zuversichtlich gewesen, dass er gegen Otterbury bestehen und sie für sich gewinnen konnte, aber ein Kind! Mit einem Kind konnte er nicht mithalten. Offensichtlich fühlte sie sich durch das Kind an Otterbury gebunden.
Wut wallte in ihm auf. Verdammt, was war bei Otterbury im Oberstübchen nicht in Ordnung, ein junges, wohlerzogenes Mädchen zu schwängern und es dann zu verlassen, um sein Glück in einem anderen Teil der Welt zu suchen!
Er musste immerzu an das Kind denken. War es noch am Leben? Viele Babys erlebten ihren ersten Geburtstag nicht. Er versuchte, sich daran zu erinnern, welche Worte sie benutzt hatte. Das ist es, was mich an Phillip bindet, nicht nur einfach mein Versprechen. Das war das Kind; bindet hatte sie gesagt, nicht gebunden hat. Daher lebte das Kind wohl noch.
War es ein Junge oder ein Mädchen? Und wo war es? Nicht in Norfolk - sie würde ein Kind niemals bei ihrem Großvater lassen und selbst fliehen. War das Kind dann also seiner Mutter weggenommen und für ein paar Guineen bei Fremden untergebracht worden? Das war das übliche Vorgehen in solchen Fällen.
Nur dass Prudence ein selten loyales Wesen besaß. Sie konnte sich noch nicht einmal von einem Mann lossagen, der sie verlassen hatte, während sie allein die Folgen seiner unbeherrschten Leidenschaft zu tragen hatte, der sie vier lange Jahre ihrem Schicksal überlassen hatte. Wenn sie jemanden wie ihn nicht einfach vergessen konnte, wie sollte sie dann ihr eigenes Kind vergessen können? Niemals. Nicht eine Frau wie seine Prudence.
Sah sie das Kind manchmal? Wurde ihr das erlaubt? Wusste sie überhaupt, wo er oder sie war? Er stellte sich ein kleines Mädchen vor mit Prudences Augen. Er hoffte, es sei kein Mädchen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ein kleines Mädchen mit Prudences Zügen allein und ungeliebt aufwuchs. Und wenn es ein Junge war? Ein kleiner Junge mit lockigem, rotem Haar, wild entschlossener Miene und einem sturen kleinen Kann, so wie Miss Unbesonnens Gegenstück.
Oh Gott, die bloße Vorstellung war unerträglich. Er musste so schnell wie möglich mit ihr sprechen.
„Verflucht, Tante Gussie, sie will einfach nicht mit mir reden. Es sind Tage vergangen, und ich habe sie nicht ein Mal allein erwischt, keinen Moment lang.“
„Nun, was erwartest du, du dummer Junge? Sie hat zu tun. Und ich auch. Ist es dir vielleicht entfallen, dass ihre Schwester und mein Neffe übermorgen heiraten wollen?“
„Aber es ist wichtig.“
Tante Gussie winkte ab. „Pah! Du kannst jederzeit mit ihr sprechen - eine Hochzeit ist aber nur einmal im Leben. Und sieh mich nicht so an, junger Mann, es ist nicht meine Schuld, dass meine beiden Ehemänner gestorben sind. Frauen besitzen nun einmal mehr Durchhaltevermögen als Männer, das ist alles. Also hör auf, mich abzulenken. Es gibt tausend Sachen zu erledigen. Selbst die kleinste Feier im engsten Familienkreis muss sorgfältig organisiert sein, weißt du.“
Gideon warf ihr einen verständnislosen Blick zu. „Warum das denn? Alles, was man braucht, ist eine Braut, einen Bräutigam, einen Geistlichen und ein paar Zeugen, das ist es! Daher sollte es genug Zeit für Prudence geben, um mit...“
Seine Tante verdrehte die Augen. „Das ist exakt das, was Edward zu mir gesagt hat! Ihr Männer habt keine Ahnung“, erklärte sie. „Es ist trotzdem ein sehr wichtiger Tag im Leben einer jungen Frau, gleichgültig, wie privat die Feier ist. Ob fünfhundert oder fünf Gäste geladen sind, es muss ein Tag sein, an den Charity ohne Bedauern zurückdenken kann. Sie heiratet überstürzt - nachdem sie kaum ein vernünftiges Debüt in der Gesellschaft hatte, das arme Kind, und wenn sie es gehabt hätte, läge ihr ganz London zu Füßen.“ Sie schüttelte den Kopf. „So ein wunderschönes Geschöpf hätte die Gelegenheit haben müssen, seine Flügel auszubreiten und seine Schönheit auszukosten, ehe es sich bindet und in die Wildnis verschleppt wird, wie Edward es gewiss tun wird, der schlimme Junge.“
Gideon zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht, was sie Vorhaben, aber Charity kommt mir sehr glücklich vor, und
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