Ein koestliches Spiel
besuchen Freunde hier. Ich könnte dich dasselbe fragen, Phillip.“
Wieder blickte er die Straße hinauf und hinab, dann antwortete er hastig: „Oh, ich auch, ich auch. Freunde besuchen - das heißt, genau genommen Bekannte aus der Kolonie. Bloße Bekannte. Niemand, mit dem du dich belasten müsstest.“ Er spähte an ihr vorbei. „Gütiger Himmel. Deine kleinen Schwestern sind aber erwachsen geworden, was?“
„Es ist mehr als vier Jahre her.“
Er lachte herzlich, als hätte sie eine besonders geistreiche Bemerkung gemacht. „Vier Jahre, allerdings! Wie die Zeit verfliegt! “ Er schüttelte ihr heftig die Hand. „Ich bin entzückt, dich zu sehen, entzückt, meine Liebe. Obwohl ich mir gewünscht hätte, dass unser Wiedersehen nicht an einem so öffentlichen Ort stattfindet. Ich kann nicht glauben, dass du hier in Bath bist.“ Er machte eine Geste, die die ganze Straße einbezog. „Ein unglaublicher Zufall.“ Er wirkte irgendwie nervös. Angespannt. Prudence nahm an, dass das kein Wunder war. Sie fühlte sich auch merkwürdig. Sie konnte nicht glauben, dass es Phillip war, dass er hier in Bath war und nicht Tausende Meilen entfernt. „Wie geht es deiner Mutter, Phillip? Ist sie ebenfalls hier?“
„Nein, sie ist zu Hause bei Vater. Wen besucht ihr? Jemanden, den ich kenne?“
„Nun ...“Es war nicht leicht, zu erklären, weshalb und wie sie und ihre Schwestern vor ihrem Großvater geflohen waren, daher suchte Prudence fieberhaft nach einer unverfänglichen Erklärung für ihre Anwesenheit in Bath. „Charity heiratet übermorgen.“ „Wie schön! Wen denn?“, fragte er und blickte in die Richtung, aus der er gekommen war.
„Den Duke of Dinstable.“
Er erschrak. „Gütiger Himmel! Einen Duke? Wie wunderbar. Ich muss ihr gratulieren.“ Er winkte den Mädchen zu, die ein Stück zurückgeblieben waren. Auf sein Zeichen hin kamen sie aufgeregt näher, nur Grace zögerte. Er hob sein Lorgnon und betrachtete sie, dann erklärte er: „Du hast mir nie geschrieben, dass Charity zu einer Schönheit herangewachsen ist! Sie ist ja ein echtes Juwel! Kein Wunder, dass sie sich einen Duke geangelt hat, trotz des Nachteils der Herkunft eurer Mutter. Genau genommen sind alle deine Schwestern außerordentlich hübsch, Prudence, wenn ich das sagen darf.“
„Was meinst du mit ,trotz des Nachteils von Mutters Herkunft“ ... “, begann Prudence empört, aber ehe sie weitersprechen konnte, waren ihre Schwestern bei ihnen angekommen und fingen an, ihn mit Fragen zu überhäufen, den Fragen, die zu stellen Prudence zu verblüfft gewesen war.
Er war vor ein paar Monaten schon nach England heimgekehrt. Ja, seine Mutter war wohlauf. Ja, er war zu Hause in Norfolk gewesen, und es hatte ihn überrascht zu erfahren, dass sie nicht auf Dereham Court anzutreffen waren. Und natürlich auch furchtbar enttäuscht, sie nicht zu sehen, besonders da die Jüngeren zu solchen Schönheiten herangewachsen waren. Er lachte.
Nein, er hatte nichts von einem Scharlachfieber gehört - allerdings, jetzt, da er darüber nachdachte, war ihm so, als hätte seine Mutter etwas in der Art erzählt. Natürlich hatte er nicht auf Dereham Court vorgesprochen, das hätte auch keinen Sinn gehabt, wo ihr Großvater nun einmal so ungastlich war. Und außerdem, was hätte es ihm gebracht, wo sie ohnehin nicht da waren? Woher er gewusst hatte, dass sie nicht da waren? Oh, einer der Dienstboten musste es doch beiläufig erwähnt haben. Scharlachfieber? Nun, das war möglich. Aber niemand hatte angedeutet, dass sie nach Bath fahren wollten - das hätte er nicht vergessen! Also hatte Lord Dereham sie nach Bath gebracht, damit sie nach ihrer Krankheit von dem Heilwasser tranken? Ach, sie hatten gar kein Scharlach gehabt? Aber hatte denn nicht gerade eine von ihnen ... Und er hatte gehört, der alte Herr habe sich den Knöchel ... Sie waren was?
Weggelaufen?
Er drehte sich zu Prudence um. „Bist du verrückt, Prudence? Vor deinem gesetzmäßigen Vormund wegzulaufen? Fünf unverheiratete Mädchen? Ich habe nie in meinem Leben etwas so Unüberlegtes gehört!“
Er hielt seine Hand hoch, als Erklärungen und Rechtfertigungen von allen Seiten erklangen, und sagte: „Wer, darf ich fragen, hat dir bei dieser außerordentlichen Dummheit geholfen? Hast du nicht gewusst, was das für euer aller Ruf bedeutet?“
Prudence, die ihren Schwestern einen mahnenden Blick zuwarf, um sie zum Schweigen zu bringen, erwiderte ruhig: „Die Mädchen übertreiben. Es
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