Ein koestliches Spiel
hierhergebracht, so wie du es versprochen hast, und ich danke dir von ganzem Herzen.“
Jetzt spürte auch Prudence auf einmal Tränen unter ihren Lidern, während sie ihre Schwester drückte. Es war, als sei mit einem Mal eine schwere Last von ihren Schultern genommen. Sie hatten es überstanden. Die grimmigen Tage bei Großvater lagen hinter ihnen. Charity war verliebt und würde bald heiraten. Die Merridew-Mädchen waren nicht länger allein und ohne Freunde. Alles würde gut werden. Das musste es einfach.
Lady Augusta steckte ihren leuchtend roten Kopf zur Tür herein. „Mädchen, seid ihr wach? Kommt, steht auf, es gibt viel zu tun. Es ist der perfekte Tag für eine Hochzeit.“
Charity strahlte vor Glück. In einem Kleid aus himmelblauer Seide, das reich mit heller Spitze verziert war, bot sie einen Anblick, der einem den Atem raubte. Es war, als glühte sie von innen. Ihr Kleid hatte genau die Farbe ihrer Augen - Mamas Augen, dachte Prudence. Einen Moment lang wünschte sie sich, sie hätte Mamas Saphire nicht verkauft. Sie hätten perfekt an Charity ausgesehen, aber sie verdrängte den melancholischen Gedanken. Heute war kein Tag für Reue. Und wenn sie nicht die Saphire verkauft hätten, wären sie nicht an diesen Punkt gekommen ...
Ihre Schwestern sahen alle wunderschön aus, wie ein Strauß perfekter Blüten; Faith und Hope trugen Kleider in zartestem Rosa, beide mit etwas weiteren Ausschnitten, weshalb sie sich sehr erwachsen vorkamen. Grace war wie Prudence in blasses Gelb gekleidet, gesäumt mit einem blauen Band.
„Oh, wie wunderhübsch ihr alle ausseht“, rief Lady Augusta, selbst in einer eleganten Kreation aus tiefem Kastanienbraun und Wasserblau, was sich herrlich mit ihrer Haarfarbe biss. „Es ist ein Verbrechen, eindeutig ein Verbrechen, so einen Anblick an Bath zu verschwenden. Trotzdem tröste ich mich mit der Überlegung, dass ich bei eurer Vorstellung bei Hofe anwesend sein werde und eure Debüts organisiere.“
Prudence blickte sie überrascht an.
Lady Augusta fing den Blick auf. „Du denkst doch nicht im Emst, Prudence, dass ich euch jetzt gehen lasse, oder? Ich hatte jahrelang nicht mehr solchen Spaß. Nach dieser Hochzeit werde ich wahrhaftig Charitys Tante sein, und daher werdet ihr alle meine Nichten. Ich hatte nie Kinder, seht ihr, war nie so gesegnet. Und nun ... es ist beinahe so gut, wie fünf Töchter zu haben.“ Sie blinzelte mehrmals rasch hintereinander und erklärte ärgerlich: „Diese verflixten Hochzeiten! Die machen mich immer so sentimental, aber ich werde nicht weinen. Ich schwöre es! Sonst wird diese Rußmischung verlaufen, und wie ich dann aussähe!“ Sie schaute zu Prudence und zwinkerte ihr zu. „Nun, du glaubst doch wohl nicht, dass diese dunklen Wimpern echt sind, oder?“
Prudence lachte. „Darüber habe ich nie nachgedacht, Madam.“
Lady Augusta wandte sich an Charity: „So, meine Liebe, wir wollen doch den alten Brauch hochhalten, dass die Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues trägt. Hier ist das Alte und das Geliehene. Ich habe darin in Argentinien geheiratet, ein Geschenk meines Ehemannes. Es gehörte seiner Mutter.“ Damit zauberte sie eine herrliche handgearbeitete weiße Mantilla hervor, legte sie vorsichtig über Charitys schimmernde Locken und machte einen Schritt zurück. „Perfekt, meine Liebe, einfach perfekt. Du siehst wie ein Engel aus. Oje, ich hätte mir nicht die Wimpern schwärzen sollen! “ Sie holte ihr spitzenbesetztes weißes Taschentuch hervor und betupfte sich sehr vorsichtig damit die Augen.
„Gut, das Neue ist das Kleid, und ich muss sagen, die Schneiderin kann stolz auf ihre Arbeit sein. Ich hätte nicht gedacht, dass wir in dieser Stadt so kurzfristig jemand finden könnten, der so fähig ist.“
„Und es ist auch etwas in Blau“, meldete sich Grace zu Wort, „und damit ist alles erfüllt.“
„Nicht ganz, meine Liebe. Mein Neffe Carradice hat die hier heute Morgen vorbeigeschickt. Sagte, Miss Prudence würde wollen, dass ihre Schwester diese Steine hier bei ihrer Hochzeit trägt.“ Sie nahm aus einer Schachtel ein Saphirhalsband und dazu passende Ohrringe.
Prudence starrte sie an. „Aber das sind ... das sind doch ..." Sie konnte nicht sprechen, so überwältigt war sie von ihren Gefühlen. Woher hatte er das gewusst? Wie hatte er erraten können, wie viel es ihr bedeutete, wie viel es ihnen allen bedeutete?
„Mamas Saphire“, sagte Charity leise. Sie wandte sich an die
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