Ein koestliches Spiel

seine Geschäfte wären überaus erfolgreich.“
    „Ha!“, entfuhr es Großonkel Oswald. „Sie waren es, bis er und ich vor etwa zehn Jahren getrennte Wege einschlugen. Ohne mich, der ihn stets von abenteuerlichen Vorhaben und wüsten Spekulationen abhielt, ging es mit der Handelsgesellschaft steil bergab. Er hat einfach keinen Sinn fürs Geschäftliche, weißt du. Wirft gutes Geld schlechtem hinterher in den aberwitzigsten Ideen.“
    „Aber ..."
    Wieder schüttelte er verwundert den Kopf. „Ich komme einfach nicht darüber hinweg - ihr habt versucht, mich zu schützen! Fünf junge Mädchen laufen sonst wohin weg, bringen sich in entsetzliche Gefahr, nur um mich zu schützen! “ Er zog ein großes Taschentuch hervor und schnäuzte sich lautstark.
    Prudence war gerührt. „Natürlich wollten wir dich vor Großvaters Zorn bewahren, Großonkel Oswald. Er hat immer in der Zeitung gelesen, was du zu einem bestimmten Ereignis anhattest, und dann fing er an zu schimpfen, zu drohen, dass er dir die Apanage streichen wollte. Und als wir dann zu dir kamen, warst du so freundlich und großzügig zu uns, hast uns einfach bei dir aufgenommen, was nicht leicht für dich gewesen sein muss.“
    „Aber es war doch wundervoll, Liebes“, sagte Großonkel Oswald entsetzt. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Aufregung so genossen habe, bevor ihr in mein Haus gekommen seid. Ehe ihr eintraft, befand sich mein Leben auf dem besten Wege in ein einsames Alter.“ Er schnäuzte sich wieder, sichtlich gerührt.
    Prudence manövrierte ihn vorsichtig in nüchternere Gewässer. „Äh, die Geschäfte, Großonkel Oswald. Du hast gesagt, sie seien schlechter gelaufen ..."
    „Oh, konnte doch nicht die Handelsgesellschaft, die seit Jahren der Familie gehört, untergehen lassen. Das wäre schlecht gewesen, auch für den Ruf - selbst wenn es nichts mit mir zu tun hatte. Die Angestellten waren dreißig Jahre oder länger bei uns. Vor ein paar Monaten habe ich deinen Großvater aufgekauft. Und es schmeichelt mir, dass ich sagen kann, die Sache befindet sich wieder im Aufwind.“
    Phillip hatte dasselbe gesagt, erinnerte sich Prudence. Nur dass er Großonkel Oswald überhaupt nicht erwähnt hatte. „Wissen diese Angestellten, dass du die Gesellschaft übernommen hast?“, fragte sie.
    „Nein. Keine Notwendigkeit, darum viel Aufhebens zu machen. Ich möchte nicht, dass meine Handelsgeschäfte allgemein bekannt werden, auch wenn sie mir zu meinem Stand verholfen haben.“
    „Stand?“ Prudence war verwirrt.
    „Himmel, grundgütiger, Mädchen, erinnerst du dich denn an gar nichts mehr von deinem Unterricht im Schulzimmer? Ich bin Sir Oswald Merridew, oder? Der jüngere Sohn eines Barons ist gewöhnlich kein ,Sir‘, oder?“ Er lehnte sich befriedigt in seinem Stuhl zurück. „Nein, nein, nichts von dem, was ich besitze, kommt von meinem Vater oder meinem Bruder. Habe mir alles selbst verdient - die Ritterschaft eingeschlossen.“ Er bemerkte Prudences Verwirrung und erklärte: „Dienst für die Krone, nichts weniger“, und legte den Finger an seine Nase.
    Prudence richtete sich verwundert in ihrem Stuhl auf. „Also bist du nicht auf Großvaters Großzügigkeit angewiesen.“
    Großonkel Oswald schnaubte abfällig. „Gewiss nicht! Andersherum, so wird ein Schuh daraus, wenn du die Wahrheit wissen willst. Die Spekulationen des alten Narren haben ihn mittellos gemacht. Steckte bis zum Hals in Schulden, bis ich ihn herausgeholt habe.“
    „Großvater hatte Schulden?“ Prudence war fassungslos. „Also hast du uns die ganze Zeit schon unterstützt? Sogar bevor wir nach London kamen? Wir schulden dir so ..."
    „Unsinn, Unsinn. Ihr schuldet mir gar nichts! Solche Narrheit“, erklärte er verlegen. „Was sonst soll ich mit meinem Geld anfangen? Ein kinderloser alter Witwer wie ich. Ihr Mädchen bekommt es am Ende ohnehin, daher mach dir keine Sorgen mehr, wem ihr was schuldet, Liebes. Aber wenn jemand von der Großzügigkeit eines anderen lebt, so ist es dein Großvater, und das habe ich ihm auch gesagt, als er fuchsteufelswild in London aufkreuzte.“ Er schnaubte erneut. „Ich habe ihn umgehend wieder nach Dereham geschickt, habe ihn abblitzen lassen und gewarnt, nicht wieder ohne ausdrückliche Einladung von mir Dereham Court zu verlassen, sonst stelle ich alle Zahlungen an ihn ein, sodass er ohne einen Penny dasteht.“ Er starrte Prudence indigniert an. „Weißt du, er hat wüste Anschuldigungen und Drohungen gegen dich