Ein koestliches Spiel
bitte, dich in dieser Zeit von allen Veranstaltungen fernzuhalten? Damit wir uns nicht öffentlich treffen und so unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen?“
„Ich verstehe nicht, warum es in irgendeiner Weise unangenehm werden sollte. Die Verlobung war schließlich geheim.“
Er winkte ihren Einwand beiseite. „Gestatte, dass ich weiß, was am besten ist, Prudence. Außerdem habe ich nicht den Wunsch, in irgendeiner Weise in Zusammenhang gebracht zu werden mit der liederlichen und zwielichtigen Gesellschaft, in der du dich bewegst. Selbst als Nachbarn aus Norfolk wären wir gezwungen, unerwünschten Kontakt zu haben, und ich möchte meinen Gastgebern jegliche Verlegenheit ersparen.“
„Liederlich und zwielichtig? Wie kannst du es wagen, die freundlichste ...“
Er fiel ihr ins Wort. „Carradice ist ein Mann, mit dem du und deine Schwestern keinen Umgang pflegen sollten. Und das gilt ebenso für diesen Hokus-Pokus-Duke und seine Balletttänzerin-Tante.“
„Oh, ich bin also Balletttänzerin?“, erkundigte sich eine melodische Stimme von der Tür. „Wie köstlich! Ich kann mir vorstellen, dass es mir in meiner Jugend gefallen hätte, eine Tänzerin zu sein - sie scheinen so viel Spaß zu haben.“ Lady Augusta segelte sichtlich amüsiert in den Salon. „Nur dass diese Art des Tanzes doch sehr anstrengend ist und manchmal sogar schmerzhaft, glaube ich. Nach meiner ersten Ehe habe ich ein viel besseres Betätigungsfeld für meine Energie gefunden.“ Sie lächelte vieldeutig.
Phillip richtete sich empört auf. Er betrachtete das leuchtend rote Haar und das lebhafte Gesicht, dem, wie jeder sehen konnte, der Farbkasten nicht fremd war. Aber seine Manieren gewannen die Oberhand, und er verneigte sich knapp.
Lady Augusta musterte ihn; ihr Blick verweilte auf seinem komplizierten Halstuch, den extrem hohen, steif gestärkten Kragenspitzen, der wild gemusterten Weste und dem eng geschnittenen, stark taillierten Rock. Ihr Lächeln vertiefte sich, und sie sagte: „Ich nehme an, Sie sind dieser Mr. Otterclogs, von dem wir so viel gehört haben.“
Phillip schaute sie finster an. „Mein Name ist Otterbury, Madam. Und ich glaube, Sie sind mir gegenüber im Vorteil.“
„Oh, das bin ich sicherlich“, erwiderte Lady Augusta mit einem leisen Lachen. Sie ließ sich in einer raschelnden Wolke aus lila Seide auf dem Sofa nieder. „Setzen Sie sich doch, Mr. Otterbanks, setzen Sie sich.“ Sie klopfte auf das Sofa neben sich. „Miss Merridews verloren geglaubter Verlobter muss sich hier nicht mit Förmlichkeiten aufhalten.“
Sichtlich abgestoßen von dieser freundlichen Einladung erklärte Phillip: „Was das betrifft, Madam, so haben Miss Merridew und ich beschlossen, unsere vorläufig informelle Übereinkunft zu lösen.“
Lady Augusta klatschte begeistert in die Hände. „Gut gemacht, meine Liebe. Meinen Glückwunsch.“
Phillip versteifte sich weiter und wandte sich an Prudence: „Das hier ist kein angemessener Umgang für dich.“
„Dem widerspreche ich“, antwortete Prudence frostig.
Mit leiser, verärgerter Stimme sagte er: „Du bist sehr stur geworden, Prudence. Das steht keiner Lady gut.“
„Unsinn! “, verkündete die Stimme vom Sofa verächtlich. „Absoluter Quatsch, Mr. Otterbanks, und wenn Sie Ihre Werbung so durchgeführt haben, dann wundert es mich nicht, dass Sie noch unverheiratet sind.“
Zu Prudences Verwunderung stieg Phillip dunkelrote Farbe in die Wangen. „Mein Familienstand geht Sie nichts an, Madam“, entgegnete er knapp. „Seien Sie so gut und lassen Sie mich bitte mit Miss Merridew allein, wenn es recht ist.“
„Es ist mitnichten recht“, erwiderte Lady Augusta süßlich. „Ich bin für die junge Dame verantwortlich und kann klar erkennen, dass ihr Ihre Gesellschaft nicht guttut. Genau genommen, Mr. Ottertosh ...“sie erhob sich vom Sofa, „... denke ich, es ist höchste Zeit, dass Sie uns verlassen. Shoebridge wird Ihnen den Weg nach draußen zeigen.“ Sie griff nach der Klingelschnur und zog heftig daran.
Phillip richtete sich noch steifer auf. „Ich werde gehen, Madam, da Sie anscheinend nicht wissen, was höfliches Benehmen ist. Nicht, dass es mich sonderlich überraschen würde. Und mein Name ist Otterbury, nicht Otterbanks oder Ottertosh.“ Er wandte sich an Prudence und bemerkte mit leiser, wütender Stimme: „Bedenke, was du mir schuldig bist. Das Wohlwollen deines Großvaters ist wichtig für meine Zukunft. Ich bestehe darauf, dass ihr nach Dereham
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