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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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zurück, außer Reichweite. Er schaute zu Lord Dereham, dann zu Gideon und schließlich zu seinem Kumpan, der blutig und bewusstlos auf dem Boden lag, und schüttelte den Kopf. „Macht das selbst, Mylord“, erklärte er. „Ich habe genug von der ganzen Sache.“ Damit ging er, ohne Lord Derehams wütendem Gebrüll Beachtung zu schenken.
    Gideon, der keuchend atmete und dem Blut aus einem Schnitt über einem Auge ins Gesicht lief, stand da und starrte quer durch den Raum auf Lord Dereham. Langsam erlosch das kampfeslustige Glimmen in seinen Augen, und er ließ zögernd die Fäuste sinken.
    „Ich kann nicht allen Ernstes gegen einen Mann Eures Alters kämpfen, Sir“, sagte er. „Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es heute Nacht genug Gewalt gegeben hat. Geben Sie sich geschlagen, dann können Sie ungehindert gehen, auch wenn ich Sie nur zu gerne hängen sähe für das, was Sie Prudence angetan haben.“ Seine Hände ballten sich erneut zu Fäusten, und er holte mehrmals tief Luft, um sich zu beruhigen, ehe er fortfuhr: „Aber ich bin jung und stehe in der Blüte meiner Manneskraft, während Sie über sechzig sind und sich erst kürzlich von einer Verletzung erholt haben.“ Er schaute zu Prudence und fügte leiser hinzu: „Sie hat heute Nacht genug Schlimmes erlitten. Und Sie sind schließlich ihr Großvater. Wir werden Verwandte sein.“ Prudence war gerührt von seiner Ritterlichkeit. Was für ein wunderbarer Mann er war!
    „Verwandte sein? Ihr seid noch nicht verheiratet?“
    „Nein, aber das holen wir so schnell wie möglich nach. Also Friede, Dereham?“
    Prudence spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Lord Dereham zuckte die Achseln und brummte, was als Zustimmung aufgefasst werden konnte. Er stampfte zur Tür, die Stirn finster gerunzelt, aber schweigend. Gideon schaute ihm einen Moment lang zu, dann griff er nach Prudences Knebel. „Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, Liebste. Geht es dir ...“ Die Peitsche sauste auf ihn nieder.
    Sie traf ihn auf den Händen, verfehlte nur knapp Prudences Gesicht.
    Gideon schob sie hinter sich und ging auf den alten Mann zu, ein mörderisches Funkeln in den Augen. Er war blass, sein Mund zusammengepresst, und er lächelte nicht. In seinen Augen glomm heftiger, unerbittlicher Zorn. Noch nie hatte ihn Prudence so gesehen. Sie wollte ihm etwas zurufen, aber der Knebel war noch in ihrem Mund. Sie wollte helfen, aber ihre Hände waren noch gefesselt. Hilflos schaute sie zu, wie ihr Großvater rasend vor Wut durch den Raum hinkte und mit der Peitsche auf den Mann einschlug, den sie liebte.
    „Mich geschlagen geben, ja?“
    Gideon duckte sich, als die Peitsche über seinen Kopf zischte, aber er ging weiter.
    „Mich einem unverschämten jungen Hund unterordnen, wie?“
    Die Peitsche traf ihn am Ohr. Gideon ging weiter.
    Beim nächsten Schlag verfehlte sie ihn und riss einen Bierkrug vom Schanktisch. Wieder zielte der alte Mann auf sein Gesicht, versuchte, seine Augen zu treffen, damit er erblindete.
    Niemand zielt auf meine Augen, dachte Gideon wütend. Der alte Mann hatte seine Chance gehabt.
    „Zu alt zu kämpfen bin ich, was?“
    Mit einem hässlichen Zischen schoss die Peitsche wieder vor, und dieses Mal hielt Gideon den Arm hoch, um sie mit voller Wucht abzubekommen. Er hörte Prudence wimmern, als er getroffen wurde, aber Gideon gab keinen Laut von sich. Er entblößte seine Zähne in einem grimmigen Lächeln, senkte den Arm und zog mit einem harten Ruck an der Peitsche. Sie flog dem alten Mann aus der Hand. Hinter sich hörte er ein ersticktes Geräusch von Prudence.
    Bedächtig wickelte Gideon die Peitsche von seinem Unterarm und fasste den Griff. „Wir mögen unsere Peitsche sehr, was, Dereham? Sie sind sehr geschickt damit, das haben wir alle gesehen.“ Er ließ die Lederschnur einen Zoll vor der Nase des Alten knallen. Lord Dereham stolperte rückwärts.
    „Ich gebe gerne zu, dass ich nicht auf die Übung zurückblicken kann, die Sie hatten.“ Mit einem hässlichen Zischen flog der erste Knopf von Lord Derehams Rock. „Aber ich habe auch nicht an Frauen und kleinen Mädchen geübt.“ Der nächste Knopf fiel zu Boden, kullerte über die Steinplatten. Die Anwesenden schauten in gebanntem Schweigen zu.
    Gideons Züge verhärteten sich. „Frauen und kleine Mädchen“, wiederholte er und ließ bei jedem Wort die Peitsche knallen. Am Schluss des Satzes befand sich kein einziger Knopf mehr am Rock.
    „Sie sind alle

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