Ein koestliches Spiel
er rührte sich nicht. Dann wandte sie sich an Gideon.
„Seien Sie mir nicht böse, Sir. Ich weiß, Sie hatten guten Grund, ihn umzubringen ... den alten Bock.“
Sie schaute zu Prudence und fügte leiser hinzu: „Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas so Herzloses und Bösartiges gehört wie das, was er der Miss hier angetan hat. Aber wenn Sie ihn umgebracht hätten, müssten Sie aus dem Land fliehen, und was wäre dann mit Ihrer Dame?“ Sie nickte. „Besser, ich ziehe ihm eines mit dem Topf Schweinefutter über den Schädel.“ Sie blickte sich im Raum um und grinste. „Und ich kann nicht behaupten, ich hätte es nicht genossen! Fette Schlampe, meiner Seel!“
Sie hatte recht, erkannte Gideon. In seiner Wut hätte er den alten Mann vermutlich erwürgt. Und das wäre Mord gewesen. Er starrte die Wirtin erschüttert an, dann fasste er sich.
„Madam“, erklärte er. „Sie haben mich vor mir selbst gerettet, und dafür danke ich Ihnen aus tiefster Seele.“ Er verneigte sich mit aller Anmut, die ihm unter den Umständen zur Verfügung stand und küsste ihr die Hand, als wäre sie die ranghöchste Duchess im Land. „Und was seine Beleidigungen angeht, so würde ich sie nicht weiter beachten. Der Mann hasst und fürchtet offensichtlich alle Frauen. Für ihn gibt es nichts Bedrohlicheres als eine prächtige Frau in der Blüte ihrer Weiblichkeit.“ Er küsste ihr wieder die Hand, diesmal, wie ein Mann die Hand einer bewunderten Schönheit küsst, und fügte spitzbübisch hinzu: „Mit oder ohne Schüssel mit Schweineabfällen in der Hand.“
Sie kicherte und wurde rot. Dann entfernte sie sich geschäftig, um Ale zur Stärkung nach der ganzen Aufregung zu holen.
„Ha, was soll denn das hier?“, erkundigte sich eine bekannte Stimme von der Türschwelle. „Gütiger Himmel! Ist das mein Bruder Theodore, der da auf dem Boden liegt? Warum ist er mit Gemüseabfällen und Zwiebelschalen bedeckt? Prudence, mein liebes Mädchen, da bist du ja. Ist alles in Ordnung mit dir?“ Großonkel Oswald eilte in den Raum und umarmte sie herzlich.
Prudence brach in Tränen aus. Sie versuchte, sie aufzuhalten, aber es ging nicht. Sie schienen einfach aus ihr herauszuströmen. Warum ausgerechnet jetzt, war ihr allerdings ein Rätsel. Sie hatte nicht geweint, als Phillip sie verraten hatte. Sie hatte sich geweigert zu weinen, als Großvater sie schlug oder als diese Männer mit Gideon gekämpft hatten. Warum also sollte sie weinen, wenn alles vorüber war und ein lieber alter Mann zu ihr kam und sie umarmte? Das konnte sie nicht sagen. Sie konnte nur hilflos schluchzen.
Großonkel Oswald rieb ihr unbeholfen die Schulter und murmelte Sachen wie: „Nun, nun“ und „aber, aber“, doch nach ein paar Augenblicken hörte sie ihn sagen: „Hier, Carradice, das hier können Sie besser als ich“, und damit wurde sie in wärmere und stärkere Arme geschoben. Gideon drückte sie an sich. Die Schluchzer wurden heftiger, und er hob sie hoch und trug sie nach oben.
Er fand den Privatsalon des Gasthofes, stieß die Tür mit seinem Fuß auf und trug sie zu dem Sofa, wo er sich mit Prudence auf seinem Schoß hinsetzte. So hielt er sie zärtlich, während sie weinte.
Wortlos streichelte er ihr Haar und spürte jeden ihrer Schluchzer. Die Umarmung war ohne Leidenschaft, sie bot einfach tröstliche, warme Stärke, und langsam ebbten die Schluchzer ab. Ein Feuer prasselte im Kamin. Sie lag an seiner Brust, lauschte dem Schlag seines Herzens und dem sanften Zischen und Knacken der Flammen und wünschte sich, dieser Moment würde nie enden.
Er bewegte seinen Arm ein wenig, leicht unbeholfen, und plötzlich fiel ihr wieder seine Schussverletzung ein. Sie setzte sich auf. „Dein Arm - hast du ihn dir neu verletzt bei der Schlägerei? Solltest du mich so halten?“
Er ignorierte ihre Frage und drückte sie fester an sich. „Es tut mir leid. Ich hätte mit dir gehen sollen, hätte darauf bestehen müssen, dich nach Hause zu bringen.“
„Pst! “ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Es ist vorbei, wirklich vorbei.“
„Ja. Stimmt.“ Behutsam hob er ihr Gesicht und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss.
Sie musste ein Geräusch gemacht haben, denn er lockerte sogleich die Umarmung. „Tue ich dir weh?“
„Nein“, murmelte sie versonnen, schlang ihm die Arme um den Nacken und zog seinen Kopf erneut zu sich herab. Es war ein Segen, so gehalten zu werden, ihn so zu halten. Sie hatte sich gefragt, ob sie es noch einmal
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