Ein koestliches Spiel
Flittchen, eine wie die andere“, schrie Lord Dereham, Mut aus der Tatsache ziehend, dass er bislang noch nicht von der Peitsche berührt worden war. „Sie verstehen nur die Peitsche! Und was Sie angeht - ich werde Sie hierfür an den Galgen bringen!“ Lord Dereham drohte Gideon mit der Faust. Die Peitsche zischte vor, und eine blutrote Linie erschien auf der Faust.
„Wie alt war sie, als sie das erste Mal Ihre Peitsche gespürt hat? Elf? Zwölf? Und was ist mit Grace?“ Gideon unterstrich jedes Wort mit einem Peitschenhieb. „Sie sind eine Schande für die Menschheit! Man hätte niemals zulassen dürfen, dass kleine Mädchen bei Ihnen wohnen. Es ist ein Wunder, dass sie so lieblich und rein daraus hervorgegangen sind.“
„Rein?“ Lord Dereham schnaubte abfällig. „Was für einen Quatsch hat sie Ihnen aufgetischt? Sie ist so rein wie ...“
Mit einem einzelnen wütenden Faustschlag sandte Gideon ihn bewusstlos zu Boden.
Ohne den reglosen Körper auf dem Boden weiter zu beachten, schleuderte Gideon die Peitsche in die Ecke und ging wieder zu Prudence. Er nahm sie in die Arme und tröstete sie leise mit zärtlichen Worten. Er band den Knebel auf und warf ihn ins Feuer, rief nach einem Messer. Damit machte er mit den Fesseln um ihre Handgelenke kurzen Prozess. Er fluchte tonlos, als er sah, wie wund sie gescheuert waren, drückte seine Liebste behutsam an sich und strich ihr übers Haar, über die Wangen, um sich zu überzeugen, dass sie noch heil war, keinen ernsten Schaden erlitten hatte.
Prudence sagte immer wieder: „Es ist in Ordnung, mir geht es gut“, als müsste sie ihn trösten und nicht umgekehrt. Und wirklich gab er sich die Schuld an allem.
„Es tut mir so leid, mein Liebling. Ich hätte da sein müssen, bei dir. Ich hätte dich nach Hause bringen sollen. Ich werde mir niemals ..."
„Pst! “ Sie strich ihm zärtlich das Haar zurück. „Das war meine Entscheidung, und sie haben uns von hinten überfallen. Es geht mir gut. Großvater hat mir schon viel Schlimmeres angetan. Aber du ... deine Stirn blutet. Er hat dich beinahe blind geschlagen. Und deine verletzte Schulter, wie geht es der?“, erkundigte sie sich besorgt und begann, seine Wunden zu untersuchen.
„Davon wird einem ja schlecht!“ Lord Dereham war wieder zu sich gekommen und rappelte sich auf. Er betrachtete Gideon und Prudence verächtlich.
„Hinaus, alter Mann, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist“, erklärte Gideon drohend.
„Sie wird Sie betrügen. Das tun sie alle. Kein Verständnis von Ehre. Sie ist doch nur, was ein anderer übergelassen hat! Wussten Sie das?“
Gideon starrte ihn an, antwortete aber einigermaßen ruhig: „Was kümmert mich das? Jungfräulichkeit kann verschenkt oder verloren werden, sie kann einem Mädchen gewaltsam geraubt werden. Das zählt nicht für mich. Was dagegen zählt, sind ein liebendes Herz und Ehre. Meine Prudence ist die ehrenhafteste Frau, die ich kenne. Und sie besitzt das wahrhaftigste, liebevollste Herz auf der ganzen Welt.“
Prudence konnte nichts mehr sehen, weil ihr Tränen den Blick verschleierten.
„Pah! Will, dass Sie sie heiraten, was?Trägt wohl Ihren Bastard im Bauch, ja? Das hat sie schon einmal, wissen Sie, aber ich hab’s aus ihr herausgeprügelt.“
„Sie haben ..." Gideon konnte den Satz nicht beenden. Blinde Wut erfasste ihn. „Ihr Baby?“
Der alte Mann nickte selbstgefällig. „Hab sie geprügelt, bis sie das Balg verloren hat. In meiner Familie gibt es keine Bastarde.“
„Da bin ich anderer Meinung“, erwiderte Gideon frostig. Er verspürte eine Wut wie noch nie zuvor in seinem Leben. Dieser bösartige alte Mann stand da und brüstete sich damit, ein junges Mädchen so lange und so brutal geschlagen zu haben, bis sie eine Fehlgeburt hatte. Noch nie hatte er von etwas so Barbarischem gehört. Und es war Prudence, seine süße, liebevolle Prudence, der das Furchtbare angetan worden war.
„Dafür werde ich Sie töten, Sie widerlicher, niederträchtiger alter Mann.“ Gideon trat auf ihn zu, Mordlust im Herzen.
Es gab einen Krach, dann sank Lord Dereham langsam in sich zusammen, landete zwischen Tonscherben, alten Brotkanten und Gemüseabfällen auf dem Boden. Gideon blinzelte erstaunt.
„Jetzt geht es mir viel besser!“ Die Wirtin stand über dem bewusstlosen Mann und lächelte zufrieden. „Hat mich eine fette Schlampe genannt, ja? Versucht, meinen Arthur blind zu peitschen, der alte Widerling.“ Sie stupste ihn mit der Schuhspitze an, doch
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