Ein koestliches Spiel
zusammenkratze und mich den ehestiftenden Matronen bei Almack’s zum Fraß vorwerfe.“
„Shakespeare, so früh am Morgen!“ Gideon schüttelte sich. „Eine üble Angewohnheit. Und wenn du auch nur einen Funken Mitgefühl hättest, würdest du ehestiftende Matronen nicht erwähnen.“
„Du musst doch nicht zu Almack’s gehen, wenn du es dort nicht magst.“
„Ich mag es nicht, wie du sehr wohl weißt, aber wir müssen dorthin. Du willst für dich infrage kommende junge Damen kennenlernen, und Almack’s ist damit bis zur Decke vollgestopft.“
„Sicher, aber du musst mir nicht die Hand halten, weißt du, ich bin sehr gut in der Lage, mich den Schrecken des Heiratsmarktes allein zu stellen, obwohl es sehr nett von dir ist, mir deine Begleitung anzubieten. Außerdem muss ich vielleicht gar nicht zu Almack’s. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich Miss Prudence Merridews nähere Bekanntschaft machen möchte“, erklärte der Duke arglos und hob seine Kaffeetasse an die Lippen.
Gideon runzelte die Stirn. „Miss Prudence Merridew würde gar nicht zu dir passen! Du sagst doch selbst, du möchtest ein nettes, beständiges, unscheinbares, ruhiges Mädchen. Sie ist nichts davon. Und sie hat ein furchtbares Temperament. Du hättest nur einmal sehen müssen, wie sie über mich hergefallen ist, weil ich gewagt habe, ihr eine ästhetische Einschätzung dieses grässlichen Retiküls zu geben, und das bloß, weil das verdammte Ding von ihrer kleinen Schwester gemacht wurde. Ich meine, wenn ich eine Schwester hätte, die solche Scheußlichkeiten fabriziert, würde ich nicht in aller Öffentlichkeit damit herumspazieren. Ganz davon zu schweigen, harmlose Männer damit zu attackieren, wenn sie das Verbrechen begehen, die Wahrheit auszusprechen.“ Edward lachte.
Gideon schüttelte den Kopf. „Nein, nein - du kannst ruhig lachen, Edward, aber lass dich warnen! Das Mädchen hat vielleicht ein süßes Gesicht und eine Menge Charme, aber darunter verbirgt sich eine echte kleine Xanthippe. Wohingegen ...“, er gestikulierte mit einer Hand wie ein Zauberer auf der Bühne, der ein Kaninchen aus einem Hut holt, „... es Dutzende Frauen bei Almack’s gibt, von denen die meisten nette, beständige, ruhige Mädchen sind, manche von ihnen sterbenslangweilig, wenn es das ist, was du wirklich willst. Und da du keine schöne Frau möchtest - woraus ich dir keinen Vorwurf mache - kann ich dich auch gerne einigen vorstellen, die es eindeutig nicht sind. Und beinahe alle Mädchen bei Almack’s werden unscheinbarer, reicher und in jeder Beziehung passender für deine Zwecke sein als Miss Prudence Merridew!“
„Ach, ich bin nicht so pingelig, was das angeht.“ Der Duke lächelte versonnen. „Und ich möchte auch keine eindeutig hässliche Braut. Nein, Miss Prudence Merridew ist... interessant. Und du weißt, ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie gerne einen Duke heiraten würde. Auf diese Weise könnte ich den Heiratsmarkt umgehen ..."
„Sie hat doch gar keine Ahnung, was sie will! “, fiel ihm Gideon ungehalten ins Wort. „Und du auch nicht. Sie ist nicht die Richtige für dich, Edward.“
Der Duke klatschte. „Famos! Ich hätte nie gedacht, diesen Moment einmal zu erleben! Und man denke nur, dass ich London immer für langweilig gehalten habe! Oh, mein werter Cousin, wie tief die Hochmütigen fallen!“
Gideon verdrehte die Augen. „Ach was! Du weißt doch, ich bin nicht auf der Suche nach einer Frau. Die Ehe ist nicht nach meinem Geschmack, Pflicht hin oder her. Ich ergehe mich vielleicht in harmlosen Flirts, aber das ist es auch schon. Und du weißt sehr gut, dass ich mich nicht zum Spaß mit unschuldigen jungen Dingern abgebe.“
Sein Cousin senkte den Kopf. „Das weiß ich, lieber Junge. Das macht die ganze Sache ja so interessant.“
Gideon zog die Stirn in Falten, sagte aber nichts. Edward irrte sich. Niemand war hier tief gefallen. Sie hatte ihn unerwarteterweise aufgewühlt, aber er würde der Sache nicht weiter nachgehen. Er brauchte nicht aufgewühlt zu werden. Er wünschte nicht, aufgewühlt zu werden. Er war mit seinem Leben zufrieden, so wie es war. Die Bekanntschaft mit Miss Prudence Merridew zu verfolgen, würde bedeuten, mit dem Feuer zu spielen. Dafür war er bei Weitem zu vernünftig.
„Und dann ist da natürlich noch der Otterbury-Faktor“, fügte der Duke hinzu.
„Du glaubst ihr?“, fragte Gideon verächtlich. „Einen Augenblick zuvor behauptete sie doch noch, sie sei mit dem Duke of
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