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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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versteht doch nicht... glattzüngiger Schwerenöter ...“
    Wie lange konnte der verfluchte Butler brauchen, um die Treppe nach oben zu gehen! Prudence müsste jeden Moment eintreten.
    Sir Oswald starrte ihn vorwurfsvoll an. „Ein anständiger Mann würde Wiedergutmachung anbieten, das tun, was Anstand und Sitte verlangen, sehen, dass dem Mädchen recht geschieht.“ Gideon hatte nicht aufgepasst. War das der leichte Schritt einer Frau dort vor der Tür? Er blickte zu Sir Oswald, merkte, dass von ihm eine Antwort erwartet wurde, und konnte sich mit etwas Mühe an die letzten Worte des anderen erinnern. Etwas mit sehen und Mädchen. Er nickte zustimmend. „Oh ja, Sir, da bin ich ganz Ihrer Meinung.“
    „Wirklich?“ Sir Oswald schien verblüfft.
    Gideon lächelte ihn gewinnend an. „Allerdings, das bin ich.“ „Und darum sind Sie jetzt hier? Wegen Prudence?“
    „Genau, deshalb bin ich gekommen.“ Er lächelte wieder. Was glaubte der alte Narr, weshalb er sonst hier sei? Um einem alten Mann einen Morgenbesuch abzustatten? Natürlich war er gekommen, um Prudence zu sehen!
    „Bei Zeus! Das gefällt mir schon besser!“ Sir Oswald sprang aus seinem Sessel auf und schüttelte Gideon begeistert die Hand. „Gut gemacht, Carradice. Ich wusste doch, dass in Ihnen etwas Gutes schlummert. “
    „Äh?“ Gideon hatte das Gefühl, etwas Wesentliches bei ihrer Unterhaltung versäumt zu haben, überließ Sir Oswald aber seine Hand.
    „Habe mich schon gefragt, als Sie hier, fein herausgeputzt zur Brautschau, aufgekreuzt sind, ob ich mich nicht doch vielleicht in Ihnen getäuscht hatte.“
    „Was?“ Entsetzt blickte Gideon auf seine makellosen Kleider. Herausgeputzt zur Brautschau? Er öffnete den Mund, um die Sache richtigzustellen.
    Sir Oswald zwinkerte ihm fröhlich zu. „Sie können einen alten Mann nicht narren, Carradice. Wenn ein Mann sich über Nacht von einer Vogelscheuche in einen eleganten Herrn von Welt verwandelt, liegen Heiratsabsichten in der Luft. Sie werden es nicht bereuen. Ein verdammt feines Mädchen, meine Prudence. Wird Ihnen eine hervorragende kleine Ehefrau abgeben, eine wirklich hervorragende kleine Frau, ganz gewiss!“ Er läutete die Glocke und verlangte zur Feier des Tages nach dem Löwenzahnwein.
    Gideon sagte nichts. Er hatte ein hohles Gefühl in der Brust. Irgendwie musste, während er arglos geplaudert hatte, der geckenhafte Alte den Eindruck gewonnen haben, er wolle Prudence heiraten, ein Mädchen, das er nicht einmal einen ganzen Tag kannte. Wie hatte das passieren können? Im Geiste ging er die Unterhaltung noch einmal durch. Da waren einige zur Sorge Anlass gebende Lücken in seiner Erinnerung; ein- oder zweimal seine Aufmerksamkeit abschweifen zu lassen, war nicht ungefährlich.
    War ihm lediglich die Erlaubnis erteilt worden, Miss Prudence Merridew den Hof zu machen, oder war er unwissentlich eine weiter reichende Verpflichtung eingegangen? Er hatte den unguten Verdacht, dass Letzteres der Fall war. Sir Oswald benutzte sehr freizügig das Wort Ehefrau. Gideon unterdrückte einen Schauder. Er sollte die Sache beenden, genau jetzt. Alles richtigstellen. Das Missverständnis aufklären.
    Aber Gideon konnte sich einfach nicht dazu überwinden, zu fragen, was genau sie eigentlich feierten, ganz davon zu schweigen, es abzustreiten.
    Er würde es später in Ordnung bringen, wenn der ältere Herr sich von seinem Freudentaumel erholt hatte. Oder vielleicht musste er es gar nicht - Prudence würde viel besser damit fertig werden, da war er sich sicher. Sie würde ihn abweisen, so wie sie es schon heute Morgen getan hatte, und er wäre gerettet. Was für eine Erleichterung.
    Es dauerte fünfzehn endlose Minuten und mehrere Gläser des merkwürdigsten Weines, den Gideon je gekostet hatte, ehe er Großonkel Oswalds Begeisterungsstürmen entkommen konnte. Der uralte Butler brachte ihn zur Tür.
    Gideon trat über die Schwelle nach draußen, als ihm etwas einfiel. Er hielt den Butler am Ärmel fest. „Wo, zum Teufel, ist Miss Prudence? Haben Sie ihr meine Nachricht nicht überbracht?“
    Der Butler drehte sich um, ein leicht schadenfrohes Grinsen auf dem Gesicht. „Sie ist ausgegangen. Keine der Misses Merridew ist im Hause. Sie sind vielleicht zehn Minuten vor Ihrer Ankunft aufgebrochen.“ Das Grinsen wurde hämisch, ehe er Gideon bereits zum zweiten Mal an diesem Tag die Tür vor der Nase zuschlug.
    „Hölle und Verdammnis über den Kerl!“, stieß Gideon aus, als er zum wartenden

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