Ein koestliches Spiel
Richtung des längst abgefahrenen Landauers.
„Diese gelbhaarigen Mädchen? Ja, die habe ich gesehen. Was ist mit ihnen?“
Grace legte den Kopf schief und betrachtete ihn nachdenklich. „Sie meinen also, Prudence ist hübsch ..."
Gideon schaute ihr streng in die Augen. „So leicht wickelst du mich nicht ein, Fräuleinchen. Wenn ich dazu etwas zu sagen habe, dann sage ich es deiner Schwester und nicht einer kleinen Göre, die herumläuft und andere Leute tritt.“
Das schien sie für eine zufriedenstellende Antwort zu halten. „Großvater nennt mich immer Ausgeburt des Satans“, vertraute sie ihm an.
Er schaute auf ihren Fuß. „Das kann ich irgendwie verstehen.“ „Ich habe ihn nie getreten. Aber ich wünschte, ich hätte es“, erklärte sie düster. „Und ich werde es, wenn ich ihn wiedersehe.“ Gideon verdrehte die Augen. „Wenn du herumläufst und Leute trittst, wirst du nie in der Gesellschaft Fuß fassen, sondern deine Schwestern in Verlegenheit bringen, das kannst du mir glauben.“ Sie grinste. „Ich werde Sie nicht wieder treten, es sei denn, Sie kränken oder beunruhigen Prudence. Ich mag es nicht, wenn Leute nicht nett zu Prudence sind.“
Gideon konnte nicht anders, als die Kleine ins Herz zu schließen, trotz seiner schmerzenden Schienbeine. Er würde es auch nicht mögen, wenn irgendjemand Prudence verletzte, und wenn es jemand versuchte, würde er demjenigen mehr antun als einen Tritt! Er bot ihr seinen Arm. „Ich versichere dir, Miss Satansbraten, ich habe nicht vor, deiner Schwester etwas zu tun. Ganz im Gegenteil, genau genommen. Und wenn ich das täte, verdiente ich mehr als einen Tritt. Wollen wir jetzt ein bisschen spazieren gehen?“
Sie nahm zufrieden seinen Arm.
„Schaust du dir vielleicht gerne Enten an?“, erkundigte er sich höflich. „Dort drüben ist ein Ententeich.“
„Nein.“
„Dann werden wir dort auch nicht hingehen. Lass uns auf deine Schwester auf der Bank dort warten.“ Sie setzten sich und beobachteten eine Weile die vornehme Gesellschaft um sie herum. Er blickte dorthin, wo Prudence mit den Damen plauderte, und sah, dass sie zu ihm hinüberschaute. Gideon gefiel ihr Interesse.
Er lächelte Prudence zu und tätschelte Grace die Hand, die auf seinem Arm ruhte, eine stumme Botschaft, dass er sich gut um ihre kleine Schwester kümmerte.
Prudence starrte streng zurück. Gideon fragte sich, was für gemeine Sachen die Damen wohl über ihn sagten. Klatsch war wirklich etwas Schreckliches.
Er überlegte, wie er am besten das Thema von Prudences Verlobung anschneiden sollte, ohne dass die Kleine Verdacht schöpfte. Auch mit Rücksicht auf seine Schienbeine.
„Lord Carradice“, unterbrach der Satansbraten seine Gedankengänge abrupt. „Wenn Sie hoffnungslos verliebt wären in jemanden, würden Sie sich dann mit demjenigen verloben und einfach jahrelang Weggehen, in ein fernes Land? Und erwarten, dass derjenige Jahr um Jahr auf Sie wartet, und ihm noch nicht einmal interessante Briefe schreiben?“
Er drehte sich um und blickte sie an. Das war genau der Ansatzpunkt, auf den er gehofft hatte. „Hast du die Briefe deiner Schwester gelesen?“
Sie wurde rot. „Nur ein paar. Und nur, weil ich mir Sorgen mache. Aber - würden Sie jemanden zurücklassen, in den Sie wahnsinnig verliebt wären?“
Er zuckte die Achseln. „Kann ich nicht sagen. Ich war noch nie wahnsinnig verliebt.“
Sie betrachtete ihn mit zusammengezogenen Brauen. „Aber wenn Sie verlobt wären, würden Sie die Dame dann viereinhalb Jahre allein lassen?“
Er zuckte wieder die Achseln. „Das hängt von der Dame ab. Wenn ich sie gar nicht heiraten wollte, würde ich es vielleicht so machen.“
„Was, wenn es Prudence wäre?“
Gideon malte mit dem Absatz ein Zackenmuster in den Kiesweg. Es wäre am besten, wenn er gar nicht darauf antwortete. Stattdessen hörte er sich sagen: „Jeder Mann, der ein so feines Mädchen wie deine Schwester viereinhalb Jahre warten lässt, ist ein dreimal verfluchter Narr ... Man weiß nie, was sie als Nächstes tut - am Ende tanzt sie von dannen und schnappt sich den nächstbesten Duke.“
Grace bohrte ihm ihren Ellbogen in die Seite. „Ach Quatsch.
Das war doch nur für uns, nicht für sie selbst, Dummkopf.“ Gideon konnte nicht erkennen, wie irgendjemand etwas von einer falschen Verlobung Prudences mit seinem Cousin haben könnte. Er überlegte einen Moment und sagte dann, des Hangs des kleinen Engels zu körperlicher Gewalt eingedenk,
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