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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Unseligerweise waren so viele andere Menschen da, dass sie nicht über deren Köpfe hinwegsehen konnte. „Ich mache mir etwas Sorgen, dass Ihr Kutscher sich mit meinen Schwestern verfahren hat.“
    „Hawkins verfährt sich nie, und außerdem ist ja mein Cousin bei ihnen. Aber jetzt versuchen Sie nicht, vom Thema abzulenken. Wie waren gerade dabei, unsere Verlobung zu diskutieren“, antwortete Lord Carradice gelassen.
    Prudence blieb abrupt stehen. „Pst!“ Sie schaute sich um. „Man könnte Sie hören und nicht merken, dass Sie scherzen, und dann säßen wir wirklich in der Patsche!“
    Er zuckte die Achseln. „Mich kümmert es nicht, ob man mich hört..."
    „Mich aber schon.“
    Er bemächtigte sich ihrer Hände und sah ihr lächelnd in die Augen, ein träges, wissendes Lächeln, das ihren Widerstand auf höchst würdelose Art schwächte. Sie entriss ihm ihre Hände.
    Er senkte seine Stimme ein wenig: „Grace und ich, wir sind uns einig. Ihre Schwestern müssen in die Gesellschaft eingeführt werden, ehe Großvaters Knöchel verheilt ist. Und da Großonkel Oswald so stur darauf beharrt, dass erst Sie einen Mann finden müssen, und Otterbottom in Indien weilt, wo er irgendeinem armen Tiger eine Magenverstimmung verursacht ..."
    „Das tut Mr. Otterbury nicht!“ Prudence funkelte Grace wütend an. „Musstest du mit allem herausplatz...“
    „... oder zwischen den Zehennägeln eines unseligen Elefanten hervorquillt“, fuhr Lord Carradice fort, ohne sich durch ihren Einwurf stören zu lassen, „kurz, Sie brauchen dringend einen falschen Verlobten, um Großonkel Oswalds albernes Machtwort bezüglich der Einführung Ihrer Schwestern in die Gesellschaft zu umgehen. Daher biete ich Ihnen demütig meine Dienste an.“ „Demütig!“ Sie schnaubte. „Das ist unmöglich.“
    „Warum denn? Ich bin oft demütig. Demut kann ich gut. Fragen Sie, wen Sie wollen. Ich wurde sogar einmal als demütigster ..."
    Sie unterbrach seinen Unsinn. „Ich meinte, dass Ihr freundliches Angebot unmöglich ist. Es würde nicht gehen.“
    „Warum denn nicht? Grace mag mich, Sie mögen mich, Großonkel Oswald ..."
    „Grace ist ein leicht zu beeindruckendes Mädchen, das sich täuschen lässt!“ Prudence ignorierte das gekränkte Luftschnappen ihrer Schwester und fuhr in hitzigem Ton fort: „Und Sie können nicht allen Ernstes behaupten, dass Großonkel Oswald Sie mag. Er verabscheut Sie vielmehr. Er hat Sie einen anrüchigen Schuft und unrasierten Flegel genannt.“
    Er rieb sich mit der Hand übers Kinn. „Wie Sie vielleicht bemerkt haben, besitze ich ein Rasiermesser.“
    „Und außerdem hat er Sie einen niederträchtigen Hochstapler und einen schrecklichen Schwindler genannt.“
    „Pah! Kleinkram! “ Lord Carradice tat Großonkel Oswalds beißende Kritik unbekümmert ab. „Und es war nicht schrecklicher, sondern abscheulicher Schwindler. Jedenfalls sind Männer seines Alters meistens zu so unselig früher Stunde am Morgen nicht in Bestform. Wenn Sie jetzt mit ihm sprechen, werden Sie sicher feststellen, dass er ein ganz anderes Liedchen pfeift.“
    „Quatsch!“, erwiderte Prudence wenig elegant. „Warum sollte er so plötzlich seine Meinung geändert haben?“
    Lord Carradice gelang es, gleichzeitig spitzbübisch, selbstzufrieden und unschuldig auszusehen.
    „Ist ja auch egal“, fügte Prudence nach kurzem Stocken hinzu. „Jedenfalls mag ich Sie nicht.“
    Er schüttelte den Kopf, und in seinen dunklen Augen lauerte ein amüsiertes Glitzern. „Oh Prudence, ich dachte, Sie seien eine aufrichtige, wahrheitsliebende junge Frau! Vergleichsweise, wenigstens. Einmal abgesehen von Dukes.“
    Prudence merkte, wie sie unter seinem eindringlichen, wissenden Blick allmählich rot wurde. Sie wandte sich ab, plötzlich verlegen. Sie mochte ihn nicht. Kein bisschen. Unmöglich konnte sie eine so frivole Person mögen. Sie weigerte sich strikt.
    Leise, fast schnurrend, fügte er hinzu: „Ich bin sicher, dass Sie mich mögen. Ich bin sehr nett und liebenswert, wenn man mich näher kennenlernt. Grace mochte mich schon nach wenigen Minuten, nicht wahr, Miss Satansbraten?“
    Ihre treulose Schwester nickte begeistert.
    „Sehen Sie? Sogar Großonkel Oswald entwickelte eine gewisse Vorliebe für mich, nachdem er mich besser kennengelernt hatte. Ich wachse den Menschen ans Herz, wissen Sie ... “
    „Das tun schlechte Angewohnheiten auch!“, entgegnete sie knapp. „Und ich habe Ihnen niemals die Erlaubnis gegeben, mich Prudence

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