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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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nicht. Aber Sie lenken vom Thema ab“, tadelte er sie. „Wir haben eben die Notwendigkeit erörtert, weshalb unsere Verlobung Bestand haben muss.“
    „Ich lenke ab!“, flüsterte Prudence empört, dann biss sie sich auf die Lippe. Sie würde an seinem Köder nicht anbeißen. Es war sowohl höchst unhöflich ihrer Gastgeberin gegenüber als auch taktisch unklug. Seine Worte waren wahr; wenn Großonkel Oswald wüsste, dass Prudence und Lord Carradice nicht verlobt waren und es auch nie sein würden, wäre Charity nicht hier und würde auch nicht die Aufmerksamkeiten mehrerer infrage kommender Herren genießen. Sie blickte zu ihrer Schwester. Es war an der Zeit, das Thema zu wechseln.
    „Sagen Sie“, flüsterte sie, „wer ist der Herr, der jetzt bei meiner Schwester steht?“
    Lord Carradice sah hin. „Welcher? Da ist ein ganz schönes Gedränge. Carver ist der große mit den blonden Haaren, der hinter ihr steht, der dünne junge Mann mit dem verklärten Gesichtsausdruck und der scheußlichen gelben Weste ist Hopeton, und was den durchschnittlich großen Duke zu ihrer Linken betrifft, waren Sie nicht einmal selbst mit ihm verlobt?“
    „Danke“, flüsterte sie frostig.
    Miss Ostwither beendete ihr Stück und wurde mit höflichem Applaus belohnt. Sie hob ihre Violine erneut ans Kinn, und Lord Carradice stöhnte. Während Miss Ostwither sich einmal mehr an Mozart versündigte, lehnte er sich vor, sein Mund so dicht an Prudences Ohr, dass sie seine Wärme spüren konnte, und wisperte: „Wer immer der Musiklehrer des Mädchens ist, er sollte gehängt, gestreckt und gevierteilt werden, vorzugsweise während ihm das Mädchen auf dem Ding da etwas vorfiedelt.“
    Erfolglos versuchte sie, ein Kichern zu unterdrücken.
    „Bitte, seien Sie doch nicht so oberflächlich, bei einem ernsten musikalischen Vortrag zu kichern“, murmelte er gestreng. „Unschuldige Katzen haben dafür ihr Leben gegeben.“ Sie kicherte wieder, und mehrere Leute drehten sich um und schauten sie strafend an.
    Die Hand, die so gefährlich nahe ihrer bloßen Haut gelegen hatte, bewegte sich, und sie spürte die leichte Berührung einer Fingerspitze. Sie versuchte, sie abzuschütteln; sie zog sich ein Stück zurück, dann kehrte sie wieder, streichelte ihre Haut in kleinen, federleichten Kreisen. Das Gefühl war köstlich erregend. Prudence erschauerte. Wie konnte eine Schulter so empfindsam sein? Sie setzte sich anders hin. Die Fingerspitzenliebkosung folgte ihrer Bewegung. Sie versuchte, ihr zu entkommen.
    „Sie fallen noch vom Stuhl, wenn Sie weiter so herumzappeln“, flüsterte er.
    Prudence setzte sich für den Rest des Vortrags sehr aufrecht hin und umklammerte ihr Retikül auf ihrem Schoß. Zu gern hätte sie ihm damit einen Schlag versetzt, aber unter diesen Umständen war das nicht möglich. Es gab nichts, was sie tun konnte. Der Mann war unverbesserlich. Er hatte kein Gewissen. Sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf Miss Ostwither zu lenken, doch das ging einfach nicht. Wohlige Gefühle durchströmten sie, breiteten sich von der kleinen Stelle aus in den Rest ihres Körpers. Prudence bekämpfte sie.
    Ein zweiter Finger gesellte sich zu dem ersten.
    Sie erstarrte entrüstet, ein stilles Bild tugendhafter Empörung. Unglückseligerweise berührten nun auch seine restlichen Finger ihre Schulter. Jetzt sandten vier sehnige Finger und ein Daumen winzige, heiße Wellen durch ihren Körper. Prudence ließ die Schultern hängen, bekämpfte jeden heimtückischen Wonneschauer, den seine Berührung auslöste. Ihr wurde heißer und heißer, und sie wurde wütender und wütender.
    Schließlich erreichte Miss Ostwithers Vortrag seinen quälenden Höhepunkt, an den sich eine Pause anschloss. Prudence sprang von ihrem Platz auf und entfernte sich so rasch von Lord Carradice, wie sie konnte. Er folgte ihr in gemächlicherem Tempo, legte sich einfach, ohne zu fragen, ihre Hand auf den Arm und nahm die Unterhaltung wieder auf. „Sind Sie immer noch eingeschnappt wegen der Wiederaufnahme unserer Verlobung?“
    „Ich bin nicht eingeschnappt. Und ich wünsche nicht darüber zu reden. Oder über sonst irgendetwas mit Ihnen zu sprechen. Ich habe genug von Ihrer Gesellschaft, danke!“ Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen.
    Er ignorierte das. „Nun, Miss Unbesonnen, Sie müssen doch mit jemandem verlobt sein; schließlich können Sie nicht ewig auf einen Mann warten, der nach Indien verschwindet und sich dort von Elefanten zerquetschen lässt. Ein

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