Ein Koffer voller Tiere
Natürlich!« antwortete der Fon und ließ sich vorsichtig auf einem unserer Feldstühle nieder.
Ich schenkte ein. Beim Trinken erklärte ich dem Fon die Geheimnisse der Fotografie. Ich zeigte ihm, wie die Kamera funktionierte und erklärte, daß jedes winzige Bild eine andere Bewegung festhält.
»Werden wir den Film sehen, den du jetzt machst?« fragte der Fon, als er die Grundlagen der Fotografie begriffen hatte. »Ich muß ihn mit in mein Land nehmen und dort fertigmachen«, sagte ich betrübt, »so kann ich ihn dir erst zeigen, wenn ich wieder nach Kamerun komme.«
»Ah, gut«, sagte der Fon, »wenn du also zurückkommst in mein Land, werden wir eine glückliche Zeit haben, und du wirst mir zeigen deinen Film.«
Wir genehmigten ein weiteres Glas auf meine baldige Rückkehr.
Unterdessen war alles so weit, und wir konnten dem Fon den Ablauf der Filmaufnahmen vorführen. Sophie fungierte als Regieassistentin. Sie trug Hemd und Hosen, Sonnenbrille und einen überdimensionalen Strohhut und hockte zusammengekrümmt auf einem kleinen Feldstuhl, Papier und Bleistift zur Hand, um über jede Aufnahme Notizen zu machen. Nicht weit von ihr kauerte neben dem Aufnahmegerät Jacquie, eine Batterie Reservekameras um den Nacken. Bob stand nahe der Bühne als »Einpauker«, bewaffnet mit einem Zweig und dem Käfig, in dem unsere Stars mit voller Lautstärke quietschten. Ich stellte die Kamera ein, postierte mich hinter sie und gab das Zeichen zum Anfängen. Der Fon und seine Minister beobachteten schweigend und hingerissen, wie Bob die beiden Beutelratten vorsichtig auf die Bühne setzte und sie mit dem Zweig in meine Richtung dirigierte. Ich löste aus. Der hohe, summende Ton des Geräts entlockte den Zuschauern anerkennende Ah-Rufe.
Gerade in dem Augenblick trabte ein kleiner Junge mit einer Kalebasse auf die Bühne und ging, ohne sich um die Versammlung zu kümmern, auf Bob zu, dem er seine Gaben anbot. Ich war ganz damit beschäftigt, im Sucher meine Stars zu erhaschen, so daß ich der Unterhaltung zwischen Bob und dem Kind keine Beachtung schenkte.
»Nun, was ist das?« fragte Bob und nahm die Kalebasse, deren Öffnung mit grünen Palmblättern verschlossen war. »Fleisch«, war die bündige Antwort.
Anstatt das Kind weiter über das Fleisch auszufragen, zog Bob den Palmblätterstöpsel aus der Öffnung. Die Folgen überraschten nicht nur ihn, sondern alle Anwesenden. Eine zwei Meter lange Mamba schoß wie ein »Teufel aus der Kiste« und fiel auf den Boden.
»Gebt auf eure Füße acht!« schrie Bob.
Ich nahm das Auge vom Sucher und sah mich einer grünen Mamba gegenüber, die durch die Beine des Stativs zielsicher auf mich zuglitt. Mit zierlicher Anmut, die einer Primaballerina in Ballettschuhen alle Ehre gemacht hätte, sprang ich hoch und zurück. Im gleichen Augenblick brach die Hölle los. Die Schlange glitt an mir vorbei und mit ziemlicher Geschwindigkeit auf Sophie zu. Sophie dachte daran, daß Vorsicht die Mutter der Weisheit ist, ergriff Bleistift, Block und aus einem unerfindlichen Grund auch ihren Feldstuhl und rannte wie ein Hase auf die dicht gedrängten Reihen der Ratgeber zu. Unglücklicherweise war das die Richtung, in die es auch die Schlange zog. Sie folgte Sophie hart auf den Fersen. Den Räten genügte ein Blick auf Sophie, die offensichtlich die Schlange auf sie lenkte, und sie zögerten keinen Augenblick. Wie ein Mann machten sie kehrt und flohen. Nur der Fon blieb wie festgewurzelt auf seinem Stuhl sitzen; denn er war hinter dem Tisch mit den Getränken so eingeklemmt, daß er sich nicht bewegen konnte. »Nimm einen Stock!« rief ich Bob zu und rannte hinter der Schlange her. Ich wußte natürlich, daß die Schlange niemanden vorsätzlich angreifen würde, sie versuchte nur, einen möglichst großen Abstand von uns zu gewinnen. Bei fünfzig von Panik ergriffenen Afrikanern jedoch, die barfuß in alle Richtungen laufen, ist natürlich ein Unfall möglich, wenn sie von einer aufgestörten Schlange verfolgt werden. Nach Jacquies Aussage war die Szene unbeschreiblich. Die Räte rannten quer über den Hof, verfolgt von Sophie, die wiederum von der Schlange verfolgt wurde; dann kam ich und hinterher schließlich Bob mit einem Stock. Zu meiner Erleichterung hatte die Mamba den Fon links liegenlassen.
Endlich gelang es Bob und mir, die Mamba gegen die Stufen des Gästehauses zu treiben. Wir hielten sie mit dem Stock nieder, hoben sie auf und sperrten sie in einen unserer weiträumigen
Weitere Kostenlose Bücher