Ein Koffer voller Tiere
Welt. Ausgewachsen messen sie etwa 15 Zentimeter und haben eine Breite von 11 Zentimetern. Ich brauche kaum zu sagen, was für Ungeheuer die Larven sind. Auch sie sind ungefähr 15 Zentimeter lang und so dick wie mein Handgelenk. Sie haben die gleiche ungesunde Farbe wie Palmkäverlarven, sind aber wesentlich fetter. Ihre Haut ist faltig, zerknittert und runzlig; die flachen, nußbraunen Köpfe haben die Größe eines Zweimarkstückes, und die Kiefer können mächtig zwicken. Ich freute mich sehr über diese aufgedunsenen Riesen, denn ich nahm an, das Entzücken der Patas-Affen, die so wild auf Palmkäferlarven waren, würde beim Anblick dieser gigantischen Kleinigkeit grenzenlos sein.
Sobald sie ihre Zinnschüssel von Ferne erblickten, tanzten sie wie toll herum und schrien »proup... proup«. Ich machte die Käfigtür auf und gleich setzten sie sich im Kreise hin; auf den kleinen schwarzen Gesichtern stand der übliche vergrämte Ausdruck, und die Hände waren flehend erhoben. Ich schob das Gefäß durch die Tür und hielt es etwas schräg, so daß die beiden Goliathlarven mit einem Plumps auf den Boden fielen. Dort blieben sie unbeweglich liegen. Wenn ich sage, die Patas waren überrascht, so trifft das nur die halbe Wahrheit; sie quietschten leise vor Erstaunen, rutschten auf dem Hinterteil rückwärts und betrachteten die sperrballongroßen Larven mit entsetztem Mißtrauen. Angespannt beobachteten sie die Larven eine Minute lang. Als sie sich nicht bewegten, wurden sie mutiger und rutschten wieder heran, um das seltsame Wesen genauer in Augenschein zu nehmen. Als sie den Leckerbissen von allen Seiten untersucht hatten, streckte ein besonders Mutiger den Arm aus und stupste sie mit dem Zeigefinger. Die Larve, die bis dahin in einer Art Trance auf dem Rücken gelegen hatte, erwachte, krümmte sich krampfartig und rollte sich majestätisch auf den Bauch. Die Wirkung dieser Bewegung auf die Patas war ungeheuer. Mit entsetzten Angstschreien flohen sie wie ein Mann in die äußerste Ecke ihres Käfigs, wo sie sich zu einem schmachvollen, feigen Haufen zusammendrängten. Es erinnerte mich fast an das Mauerballspiel in Eton; jeder meiner Patas bemühte sich, in den entferntesten Winkel zu gelangen, möglichst hinter alle anderen Genossen. Die Larve schleppte, nachdem sie einen Augenblick überlegt hatte, ihren aufgeschwollenen Körper mühsam über den Boden auf die Affen zu. Diese brachen in eine derartige Massenhysterie aus, daß ich eingreifen und die Larven entfernen mußte. Ich gab sie Ticky, der schwarzfüßigen Mungodame; die fürchtete sich vor nichts und erledigte die Ungetüme mit häufigem Zuschnappen und zweimaligem Schlucken. Die Patas waren für den Rest des Tages einfach erledigt. Wenn sie mich später mit dem Freßnapf kommen sahen, zogen sie sich eilig in die äußerste Käfigecke zurück und wagten sich erst dann hervor, wenn sie sicher waren, daß der Napf nichts Schlimmeres oder Schrecklicheres enthielt als Palmkäferlarven.
Einer unserer Lieblinge war ein heranwachsendes Pavianweibchen mit Namen Georgina. Georgina war eine ausgesprochene Persönlichkeit und hatte einen etwas bösartigen Sinn für Humor. Ein Eingeborener hatte sie aufgezogen und als »Schoß-Wachhund« gehalten. Wir erwarben sie für die unglaubliche Summe von zehn Schillingen. Georgina war vollkommen zahm. Wir banden ihr einen Gürtel um die Taille und machten sie mit einem langen Strick tagsüber an einem Baum unterhalb des Gästehauses fest. Während der ersten Tage banden wir sie ziemlich dicht neben dem Tor an, das in den Besitz des Fons führte, und durch das ein täglicher Strom von Jägern, von alten Damen, die Eier verkauften, und von Kindern mit Schlangen hereinkam. Wir nahmen an, das ständige Kommen und Gehen würde Georgina beschäftigen und unterhalten. Das tat es auch, doch nicht so, wie wir es uns gedacht hatten. Sehr schnell fand Georgina heraus, daß sie bis ans Ende ihrer Leine gehen und sich hinter der Hibiskushecke verstecken konnte. Sobald ein ahnungsloser Afrikaner den Hof betrat, sprang sie aus dem Hinterhalt, faßte den armen Mann um die Beine und stieß dabei ein Geschrei aus, das selbst die stärksten Nerven erzittern ließ.
Der erste erfolgreiche Angriff richtete sich gegen einen alten Jäger, der uns, angetan mit den besten Gewändern, eine Kalebasse voller Ratten brachte. Langsam und würdevoll näherte er sich dem Tor wie ein Wohltäter, der uns seltene Tiere zum Verkauf anbieten wollte. Mit seiner
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