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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme.
    »Hören Sie –«, sagte Lil. Ihr Atem flog, die innere Erregung erstickte sie fast. »Ich bin die Braut von Herp Masters. Ihre Nummer 1 auf der Liste. Herpi war bis vor einer Stunde bei mir, ich habe ihn festgehalten. Aber jetzt ist er mir entwischt. Ich weiß, was er vorhat, deshalb rufe ich an. Sie müssen ihn finden, Sir … wenn er die Möglichkeit hat, das zu veröffentlichen, was er weiß, dann …«
    »Moment, Miß«, sagte die langweilige Stimme. »Ich verstehe nur Bahnhof. Das ist Sache vom Chef. Ich stelle durch. Moment …«
    Ein paarmal Knacken, dann eine energische, hellere Stimme: »Ja? Was ist? Sie wissen wo Masters ist?«
    »Ich weiß nicht, wo er ist.« Plötzlich begann Lil zu weinen. Sie lehnte sich an die Glaswand der Telefonzelle und hatte Mühe, den Hörer an ihre Lippen zu halten. »Ich weiß nur, daß es ein Unglück gibt, ein fürchterliches Unglück, wenn Herpi seinen Plan wahrmacht. Sie wissen, was er will, Sir?«
    »Ja – – –«, sagte die Stimme klar. »Können Sie zu uns kommen? Oder sollen wir Sie irgendwo abholen?«
    »Ich komme –«, sagte Lil schwach. »Ich … ich habe solche Angst – – –«
    In den Kommandostellen der strategischen Raketenbatterien läuteten die Telefone. Die Kommandeure gaben Alarm. Langsam öffneten sich die Stahlklappen, die unterirdischen Abschußrampen fuhren nach oben. Riesig glänzten die Interkontinental-Raketen mit den Atomsprengköpfen im Abendlicht. Zur gleichen Minute – über Funk mit den USA abgestimmt – wurden auch die sowjetischen Atomraketen abschußbereit gemacht. Prof. Sotow in Nowo Kjusnow hatte die genauen Berechnungen durchgegeben – sie stimmten mit den in Mount Hillary ermittelten Daten überein. In der Nacht, genau um 3.19 Uhr, war der Komet Kohatek in der Schußbahn der Raketen. Man konnte ihn jetzt erreichen. Einige wenige isolierte Wissenschaftler und Militärs saßen an den Schaltpulten. Voroucov und Garrison waren direkt mit den Kommandostellen verbunden. Ein Riesenteleskop mit Fernsehkamera sollte die Zerstörung des Kometen filmen.
    »Eine Atomrakete allein nutzt gar nichts«, sagte der wissenschaftliche Berater des Präsidenten, als man vor dem großen Fernsehschirm Platz nahm. »Aber wenn die geballte Feuerkraft auf ihn trifft, muß das eine Wirkung zeigen. Wir wissen noch nicht, wie viele Raketenbatterien die Russen haben, aber danach werden wir es wissen. Denn sie werden – wie wir – alle Batterien einsetzen. Schließlich geht es um die Erhaltung der ganzen Welt. Da hören alle Geheimnisse auf.«
    An diesem Abend wurden in Berlin zwei Theaterstücke uraufgeführt, in New York eine neue Show, in Paris sang Gilbert Bécaud, in Köln brüllte man über deftige Witze in einer Herrensitzung der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft. In London war undurchdringlicher Nebel, in Italien warnten die Gewerkschaften vor dem ersten Streik im neuen Jahr. Überall auf der Welt floß das herrliche und verfluchte Leben weiter, hungerte und fraß, liebte und starb man, und nur ganz wenige kümmerten sich um das strahlende Gebilde am Himmel. In Afrika und Asien, in Südamerika und in der Südsee wußten die Menschen überhaupt nicht, daß ein Komet in das Sonnensystem geraten war, zu dem auch die Erde gehörte.
    Fast 2 Milliarden Menschen würden am 5. Januar sterben, ohne den Grund zu kennen. Die anderen Millionen kannten zwar den Namen des Unglücksbringers – aber dieser geringe Vorteil rettete auch sie nicht mehr.
    Die Raketenbatterien standen schußbereit. Die Atomsprengköpfe waren scharfgemacht worden … der Möglichkeit, sich mit einem Feuerschlag selbst zu vernichten, war die Menschheit noch nie so nahe gewesen wie jetzt an diesem Abend.
    »Der Gedanke, daß die Russen jetzt nicht zum Kometen, sondern auf die USA schießen könnten, ist faszinierend«, sagte einer der Generäle in Garrisons Umgebung. »Oder umgekehrt – – – Ein Feuerschlag, und die Weltpolitik wäre einheitlich …«
    »Für vier Tage, welch eine Idiotie!« sagte Messanger heiser. Er sah nervös auf seine Uhr. »Wenn ich nicht an die Wissenschaft glauben würde, käme ich mir vor wie in einem utopischen Fernsehspiel …«
    Im Hauptquartier des FBI von New York beschrieb unterdessen Lil Abbot, wie sich Herp Masters verändert hatte, was er anhatte, wie sein Gesicht unter der Perücke und der dummen Brille aussah. Ein Polizeizeichner fertigte danach ein Bild an, bis Lil erschöpft sagte:
    »Ja, so ähnlich sieht Herp jetzt aus. Ja, das ist

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