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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er.«
    Dann bekam sie einen großen Whisky zu trinken, weinte wieder, und jeder der harten Männer um sie herum konnte sie verstehen.
    In der Psychiatrischen Klinik hatten sich für Peter Pohle die Türen ohne Klinken geöffnet. Er war frei, konnte hingehen, wohin er wollte, aber er blieb in seinem kleinen Zimmer, saß mit Erika und den Zwillingen auf seinem Bett und half den Kindern, ein Bauerndorf mit Kühen, Schafen, Schweinen und Hühnern aus Holzklötzchen aufzubauen.
    Die Ärzte standen nun selbst unter Arrest. Die Telefone der Klinik waren nämlich abgehört worden, und weil der Chefarzt seiner Frau mitteilen wollte, daß der Komet Kohatek die Erde rammen würde, war das Gespräch schon im Ansatz unterbrochen worden, und der ›Plan Stern‹ trat in Kraft. Beamte einer Sonderkommission, die selbst nicht wußten, was das alles sollte, mußten die Ärzte im Ärztekasino isolieren.
    »Sie können uns hier nicht bis zum 5. Januar festhalten!« rief der Chefarzt. »Es ist makaber, das in diesen Räumen zu sagen – aber das ist Idiotie! Wie wollen Sie unseren Frauen erklären, daß wir nicht nach Hause kommen?! Hier ist der gedankliche Knoten! Sie wollen Unruhe unterdrücken und schaffen nur noch mehr Unruhe. Wie wollen Sie …«
    »Ihre Damen sind bereits unterrichtet –«, sagte einer der Herren von der Sonderkommission. »Herr Regierungsrat Dr. Schmeltzer hat das übernommen. Was er allerdings an Erklärungen abgegeben hat, das weiß ich nicht. Staatliche Geheimniskrämerei aber wird ja immer geschluckt, selbst von Ehefrauen …«
    »Wir sollen hier also herumsitzen, bis uns der Komet auf den Kopf fällt?« sagte der eine Oberarzt verkrampft. »Mein Herr, das ist zuviel verlangt.«
    »Wollen Sie ausbrechen, Doktor?« fragte der Sonderbeamte. »Wollen Sie sich gemeingefährlicher benehmen als Ihre Geisteskranken?!«
    »Warten Sie es ab!« Der Oberarzt stierte zum Fester. Es war nicht vergittert, es war ja das Ärztekasino. »Sie werden sich wundern, wie sich die Welt in vier Tagen verändern kann …«
    Es gibt Fragen, auf die man ganz selbstverständlich eine dumme Antwort erhält. Wer bei 20 Grad Kälte etwa fragt: »Ist es kalt?«, wird nie zu hören bekommen: »Nein, es ist warm!«, sondern höchstens: »Ich habe rote Ohren vor Begeisterung.«
    Nicht anders dachte der Beamte der Sonderkommission, als er fragte: »Was ist in vier Tagen?« und der Oberarzt schwer atmend antwortete: »Dann geht die Welt unter.«
    Natürlich, dachte der Beamte. Irrenärzte. Mit der Zeit gleichen sie sich ihren Patienten an. Er setzte sich beleidigt von den Ärzten entfernt an einen Tisch, trank eine Tasse heißen Kaffee, den man aus einer großen Kaffeemaschine zapfte, und rauchte wortlos einen Zigarillo. Als das Telefon summte, ging er zur Theke und nahm den Hörer ab.
    »Alles in Ordnung«, sagte er dann zu den aufblickenden Ärzten. »Ihre Damen sind verständigt. Sie haben es gelassener aufgenommen als Sie, meine Herren.«
    »Das ist eine verdammte Schweinerei!« schrie der Chefarzt. »Uns in dieser Situation von den Familien zu trennen! Ich verlange sofort meinen Anwalt!«
    »Wir haben die Anweisung, keinen Kontakt zu Ihnen herzustellen.« Der Beamte hob die Schultern. Man nahm es ihm ab, daß er völlig ahnungslos war. »Warum? Fragen Sie mich nicht. Ich weiß es nicht.«
    »Ich kann es Ihnen sagen!« bellte der zweite Oberarzt. »Aber Sie halten uns ja für verrückt! Fragen Sie Dr. Pohle auf Zimmer Nr. 14.« Er sprang auf und lief unruhig hin und her. »Wie lange will die Regierung das geheimhalten? So etwas kann man doch nicht verschweigen! Ich sage Ihnen noch einmal: Der Komet, den Sie am Himmel sehen, wird mit der Erde zusammenstoßen!«
    »Blödsinn!« Der Beamte umklammerte seine Kaffeetasse. Er machte ein böses Gesicht, aber man sah deutlich, wie er innerlich zu frieren begann.
    Morgens um sechs Uhr wurden die ersten Exemplare des ›New York Evening ‹ ausgetragen. Joe Bitter hatte hundert Arbeitslose eingestellt, um die Zeitungen in den Straßen auszurufen. Zum erstenmal seit dem Bestehen des › Evening ‹ hatte er 100.000 Exemplare drucken lassen und die Balkenüberschrift in Rot dazugegeben.
    Herp Masters war geschafft … hohläugig, bleich, total erschöpft hing er auf seinem Stuhl, nachdem er seinen Artikel geschrieben hatte. Joe Bitter, der das Manuskript durchlas, bevor er es zur Setzmaschine trug, lehnte sich an die Wand und starrte nach jeder fünften Zeile zu Herp hinüber.
    »Stimmt das alles?«

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