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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mir die Kraft, keine Angst zu haben. Laß mich tapfer sterben.«
    Aber während sie es sagte, wußte sie, daß die Angst sie auffressen würde; sterben zu müssen mit klarem Kopf, wo man so am Leben hing, unabänderlich sterben zu müssen mit wissenden Augen … das ist der schrecklichste Tod.
    Herp Masters rannte unterdessen durch die Straßen. Er sah die Menschen an … sie gingen dahin, als sei der glühende Feuerball am Himmel das Selbstverständlichste von der Welt. Die Autoschlangen wälzten sich durch die Häuserschluchten, die U-Bahnen rasselten unter dem Pflaster, die Leuchtreklamen zuckten und flimmerten, in den Bars ertönte Musik, wurde getanzt, gelacht, geflirtet, an den Straßenecken pendelten die Huren hin und her und winkten den Autofahrern mit ihren Handtäschchen, in den Drugstores stauten sich die Menschen, die Buden mit den Würstchen und Hamburgers waren umlagert … ein kalter Tag in New York, an dem ein heißer Bissen guttat.
    Herp Masters griff sich an den Kopf, starrte die feurige Erscheinung am Himmel an und begriff die Gleichgültigkeit der Menschen nicht. Die Zeitungen waren voll vom Kometen Kohatek – aber was sie schrieben, war eine Massierung von Lügen. Der einzige wahre Satz fehlte: Die Erde wird untergehen!
    Masters blieb vor einer der Huren stehen und sah sie an. »Bist du blind?« fragte er sie. Seine Stimme flog vor Erregung.
    »Wenn du's gern hast und zehn Dollar extra ausspuckst, spiel ich dir auch 'ne Blinde –«, sagte sie gleichmütig.
    »Da oben!« Masters zeigte nach oben. »Ihr Idioten! Die Welt wird untergehen!«
    »Für fünfzig Dollar, Süßer, spiel ich dir einen Weltuntergang, daß du eine Stunde zerstört auf der Schnauze liegst«, sagte das Mädchen. »Bist wohl 'n schön perverser Bursche, was?«
    »Der Komet!« brüllte Herp.
    »Den kannste bei mir im Bett haben – – –« Die Hure lachte rauh. »Sag bloß, du hast auch so 'nen feurigen Schwanz …«
    Herp Masters rannte weiter. Ein paarmal hielt er willkürlich Menschen an, zeigte in den Himmel und rief: »Wissen Sie nicht, daß die Welt untergeht? Am 5. Januar?!«
    Ein paar lachten ihn aus, einer gab ihm einen Stoß, daß er gegen die Hauswand prallte, zwei andere sagten: »Am 5. Januar? Verdammt, da muß ich noch ein paar Whiskys trinken …« Eine alte Dame machte einen Polizisten auf Herp aufmerksam … es hatte keinen Sinn, mit den Menschen zu reden. Herp Masters rannte weiter, hielt eine Taxe an und ließ sich zu der Redaktion der kleinen Zeitung ›New York Evening‹ fahren. Dort saß Herps alter Freund Joe Bitter, ein ausgesprochen fetter Mensch, der immer nur fressend anzutreffen war und der auch jetzt an einem Steak kaute, als Masters durch die Milchglastür kam.
    »Junge, wie siehst du aus?« rief Joe und aß weiter. »So erkennt dich das FBI bestimmt nicht! Setz dich. Was hast du Idiot ausgefressen, daß du die Nummer 1 bist? Hast du Garrison Pfeffer ins Loch geblasen?«
    »Joe, stell dein verdammtes Steak weg –«, sagte Herp heiser. »Wir haben heute den 1. Januar. Von jetzt ab ist sowieso alles egal! Mach eine rote Titelseite, Joe. Am 5. Januar stößt der Komet mit der Erde zusammen … hier ist das Beweismaterial. Deshalb suchen sie mich! Ich soll mundtot gemacht werden.«
    Joe Bitter unterbrach sein Kauen. Die kleinen Augen in dem riesigen fetten Gesicht wurden starr.
    »Ist das wahr, Herpi?« fragte er leise.
    »Ja, zum Teufel.«
    »In vier Tagen?«
    »Ja.«
    »Die ganze Welt … bum, futsch?!«
    »Ja!«
    »Ich bring's.« Joe drückte auf alle Knöpfe, die am Sprechapparat auf seinem Schreibtisch blinkten. »Verdammt, ich bring's, Herpi!« Er sprang auf, rollte ans Fenster und blickte hinauf zu dem Kometen. »Und bis zum 5. freß ich mich tot! Aber wenn ich am 6. Januar noch da bin, bring ich dich um, Junge …«
    Eine knappe halbe Stunde brauchte Herp Masters, um seinen großen, den größten Bericht seines Lebens zu schreiben. Er hockte hinter der elektrischen Schreibmaschine und wunderte sich selbst, wie schnell seine Finger über die Tasten gleiten konnten und wie ungeheuer das Klappern in den Ohren dröhnte.
    Er schrieb wie in einem Zustand der Hypnose … Joe Bitter, der voller Nachdenklichkeit ein paarmal über Herpis Schulter blickte und einige Zeilen vorweg las, zog sich schnell wieder zurück, als Masters gereizt wie eine Dogge zu knurren begann.
    »Schon gut«, sagte Joe. »Schon gut! Ich habe die Maschine abstellen lassen. Wir wechseln die erste Form aus. Großer Balken auf

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