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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fragte er tonlos.
    »Jedes Wort.«
    »Das ist eine Katastrophe.«
    »Du merkst auch alles.«
    »Mein Gott, was kann man dagegen tun, Herpi?«
    »Nichts.«
    »Aber ich will nicht am 5. Januar sterben.«
    »Die ganze Menschheit will das nicht, aber sie wird und muß!«
    »Nach diesem Artikel wird es Selbstmorde hageln.«
    »Solche Menschen sind besser dran als die, die in diesem Inferno mit offenen Augen untergehen müssen.«
    »Und du? Was willst du tun, Herpi?«
    »Nichts. Ich will den Kometen auf die Erde stürzen sehen.«
    »Ich nicht.« Joe Bitter krallte die Finger in das Manuskriptpapier. »Wenn die Nummer raus ist, haue ich ab in die Rocky Mountains. Komm mit, Herpi! Verdammt, und wenn ganz Europa verschwindet … in den Rockys haben wir noch 'ne Chance! Wo steht, daß die ganze Erde auseinanderplatzt?«
    »Nord- und Südpol werden schmelzen, Mitteleuropa wird ein einziger Vulkan sein, ein Krater mit einem Durchmesser von 1.500 Kilometern, aus dem das feuerflüssige Erdinnere quillt! Das willst du überleben?!«
    »Herpi! Du bist der Satan in Person!«
    »Ich nicht.« Masters zeigte nach oben. »Der Komet! Wir müssen uns damit abfinden.«
    Die Setzer, Gießer und Drucker lasen die große Sensation, die Masters geschrieben hatte, und lachten, bevor die alte Maschine erneut zu laufen begann und die Zeitungen mit der neuen Titelseite ausspuckte.
    »Der Alte hat'n Knall!« sagte der Meister und faltete den Andruck auseinander. Er drückte auf den Knopf, die Maschine brüllte auf, zitterte in allen Fugen und begann, auf vollen Touren zu donnern. »Aber das ist sein Bier! Wenn er sich unbedingt lächerlich machen will. Leute, wird Zeit, uns einen neuen Job zu suchen. Nach dieser Nummer ist der ›Evening‹ tot!«
    Joe Bitter verließ seinen Verlag eine Viertelstunde später, packte einen Koffer, lud Lebensmittel und Frischwasserkanister in seinen Stationswagen, mit dem er sonst immer zum Angeln fuhr, und setzte sich ab. Auch Geld nahm er mit … im Tresor lagen 45.000 Dollar, von denen vor allem die Steuer nichts wußte. Noch einmal stieß er Herp Masters an, der mit leeren Augen vor sich hin stierte.
    »Komm mit, Idiot!«
    »Ich muß erst Lil holen.«
    »Dazu haben wir keine Zeit mehr. In drei Stunden wälzt sich eine Autokolonne in die Berge – da müssen wir schon weit genug weg sein.«
    »Ich gehe nicht ohne Lil.«
    »Dann grüß mir deinen Kohatek!« schrie Bitter. Er rannte hinaus und warf die Tür hinter sich zu. Herp Masters rauchte noch eine Zigarette, trank zwei Gläser von Joes Whisky und verließ dann ebenfalls das Gebäude des ›New York Evening‹.
    Langsam bummelte er durch die Straßen, erreichte Hack's Hotel und fand das kleine, muffige Zimmer verlassen. Er warf sich auf das Bett und verschränkte die Arme hinter dem Nacken.
    Jetzt war alles getan, was man tun konnte … was blieb, war eine schreckliche Leere. Das ist so ein Augenblick, in dem man sich mit Freuden umbringen könnte, dachte er. Es gibt auf dieser Welt nichts mehr für mich. Jedes Weiterleben hat keinen Sinn. Über uns rast die Vernichtung heran – in einer Stunde weiß es jeder. Warum ist Lil jetzt nicht da? Warum bin ich jetzt allein?
    Lil, ich brauche dich! Jetzt fange auch ich an, Angst zu bekommen.
    Polizei, FBI und CIA konnten nicht mehr verhindern, daß der ›New York Evening ‹ von 130 Verkäufern auf den Straßen ausgerufen wurde. Man riß den Verkäufern die Blätter aus der Hand, las die dicke Balkenüberschrift und – lachte. Aber die Zeitung verkaufte sich wie mit Honig beschmierte Gratisbrötchen … schon nach einer halben Stunde war die Auflage vergriffen, und der Chef vom Dienst ließ auf eigene Verantwortung die Maschine weiterlaufen. Joe Bitter war nirgends zu erreichen.
    »Da sage einer, die Menschen seien humorlos geworden!« schrie der Maschinenmeister. »Die kaufen den Quatsch wirklich! Los, Jungs, alle Rollen herbei! Wir drucken, bis der alte Kasten auseinanderfällt!«
    Die erste Nummer des › Evening ‹, die beim FBI landete, löste dort Großalarm aus. Die Polizei schlug sofort zu. Die Verkäufer wurden mitsamt ihren neuen Zeitungspacken kassiert und auf die Reviere gebracht, drei Einsatzwagen jagten mit heulender Sirene zum Verlagsgebäude und besetzten es, stellten die Maschine ab und vernichteten die Druckformen. Das gesamte Personal des ›Evening‹ kam unter Arrest.
    »Und alles wegen so 'nem Blödsinn?« schrie der Meister. »Das ist doch 'n Witz, ihr Bullen! Versteht ihr denn keinen Witz

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