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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Tür stehen. Durch das Fenster fiel der Widerschein des riesigen Kometenschweifes.
    »Wie wird es weitergehen, Herr Pohle?« fragte der Chefarzt. Seine Stimme klang rostig und brüchig.
    »Sie fragen mich?« Peter Pohle lachte rauh. »Ich bin doch ein Verrückter – – –«
    »Auch Psychiater können sich irren.«
    »Wie alle Ärzte geben sie den Irrtum zu spät zu.« Peter Pohle zeigte aus dem Fenster. »Fragen Sie Kohatek, meine Herren!«
    »Kollidiert er mit der Erde? Das interessiert uns.«
    »Was könnten Sie daran ändern, meine Herren?«
    »Nichts. Nur …« Einer der Oberärzte riß seinen Hemdkragen auf, ihm war plötzlich glühend heiß geworden. »Der Gedanke, daß …«
    »Ein Weltuntergang ist immer unbegreiflich«, sagte Pohle langsam. »Selbst für einen Nervenarzt.«
    »Ich habe vier Kinder …«
    »Es gibt auf der Welt 600 Millionen Kinder, die nicht überleben werden.«
    »Also stürzt der Komet auf die Erde?!« schrie der Chefarzt.
    »Ich weiß es nicht. Ich sitze ja hier in einem Zimmer mit vergitterten Fenstern und Türen ohne Klinken, weil ich das behauptet habe. Jetzt, meine Herren Doktoren, ist mir das alles gleichgültig. Die wenigen Tage noch …«
    Er nahm seine Kinder und drückte sie an sich. Erika begann lautlos zu schluchzen. Die Zwillinge blickten erstaunt ihre Eltern an und lächelten verschämt. Mami weint. Warum denn? Und auch dem Papi kommen die Tränen aus den Augen. Was ist denn los?
    »Wann?« fragte der eine Oberarzt rauh. »Pohle, wann? Sie wissen doch das genaue Datum …«
    »Es nützt Ihnen nichts mehr!«
    »Wir können doch nicht einfach untergehen!« schrie der andere Oberarzt. »Wir können doch nicht …«
    »Wir können!« Peter Pohle nickte schwer. »Den Zusammenprall werden Sie allerdings nicht mehr erleben … vorher werden Sie bei 190 Grad Hitze gekocht und von Giftgaswolken erstickt werden …«
    »Und warum weiß das keiner?« stammelte der Chefarzt tonlos. »Warum hat man das alles verschwiegen?«
    »Hätte man es geglaubt?« Peter Pohle lachte wieder, obgleich ihm noch immer die Tränen aus den Augen rollten. »Wenn ich zu Ihnen vor drei Wochen gesagt hätte …« Er machte eine resignierende Handbewegung. »Ich war ja schon hier, wo ich nach Ihrer Meinung hingehörte. Und da war die Katastrophe schon klar erkennbar. Trotzdem … Es ist ein Segen, daß die Menschheit es nicht weiß. Hemmungslose Anarchie würde jetzt herrschen, jeder würde jeden umbringen, jegliche Ordnung wäre dahin. Es würden jetzt Schlachten stattfinden um die Transportmittel zum sogenannten ›Gegenpol der Ereignisse‹ … zur anderen Erdhälfte, zum Beispiel Australien.«
    »Es gibt also eine Rettung?« schrie einer der Oberärzte auf.
    »Nicht mehr, Doktor.« Peter Pohle schüttelte den Kopf. »Der Einschlag von 1.000 Milliarden Tonnen Kometenmasse auf die Erde zersprengt sie völlig! Zentraleuropa ist der Aufschlagpunkt … und dann platzt die Welt auseinander wie ein gespaltener Holzscheit …«
    »Sie können hingehen, wohin Sie wollen …«, sagte der Chefarzt tonlos. »Alle Türen stehen Ihnen offen, Herr Pohle.«
    »Ich bin nicht mehr verrückt?«
    »Nein …«
    »Zu spät.« Peter Pohle wandte sich ab zum Fenster. Der Komet stand am Himmel in einer Schönheit, die ergreifend war. »Jetzt möchte ich wahnsinnig sein. Nur so läßt sich das noch ertragen, was kommen wird …«
    Eine Viertelstunde nur war Lil Abbot unvorsichtig gewesen. Sie war aus dem Zimmer gegangen, um unten in der verkommenen Hotelhalle ein paar Zeitungen zu holen. In Hack's Hotel gab es sonst keinen Luxus – aber einen Zeitungsstand und einen Getränkeautomaten mit kalten Getränken hatte man doch für die Gäste aufgestellt. Das sparte den Zimmerservice ein … wer etwas trinken wollte, fuhr runter in die Halle und zog sein Getränk … Coca, Orangensaft, Sodawasser und Grapefruit-Juice.
    Als Lil, wieder oben angelangt, die Zimmertür aufdrückte, sah sie sofort, daß Herp Masters fort war. Er mußte in den letzten Stunden den Schlafenden nur gespielt und auf eine Gelegenheit gewartet haben, um ausbrechen zu können. Den Weg, den er genommen hatte, ahnte Lil … zum obersten Stockwerk, dann mit dem Personalfahrstuhl herunter in den Keller und durch die Garagen ins Freie. Es war sinnlos, ihm zu folgen.
    Sie trat ans Fenster, starrte auf den wie greifbar nahen Kometen, der aber noch Hunderte von Millionen Kilometer entfernt war, und faltete die Hände.
    »Gott, gib mir Kraft!« sagte sie leise. »Gib

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