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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Peter«, sagte Erika fest. »Darüber gibt es gar keine Diskussion.«
    »Und die Kinder?« Er umklammerte ihre Hände und spürte, wie eiskalt sie waren. »Erika, sollen sie verbrennen und ersticken?« Er hob ihre Hände an seine zitternden Lippen und küßte sie. »Erika, wir müssen irgend etwas heranschaffen, um sie sanft einzuschläfern. Ich weiß, wo die Klinikapotheke liegt. Wir müssen versuchen, aus ihr eine sichere Menge Schlafmittel zu holen. Starr mich nicht so an, Erika … jetzt können wir noch handeln. Wenn erst der ganze Himmel brennt, sind wir alle wahnsinnig …«
    Es war unmöglich, auf normalem Wege an die Apotheke heranzukommen. Vor Peter Pohles Zimmer saß ein freundlicher Polizeibeamter, der sich sofort erhob, als Pohle heraustrat.
    »Wohin?« fragte er höflich. »Sie können sich frei bewegen, Herr Doktor. Ich muß nur mitgehen.«
    »Und das nennen Sie frei?«
    »Wie man's nimmt. Fragen Sie nicht, was das soll. Ich weiß es nicht.«
    »Aber ich.« Pohle musterte den biederen Mann. »Haben Sie Familie?«
    »'ne Frau und sechs Kinder. Wie die Orgelpfeifen.«
    »Gehen Sie nach Hause, werfen Sie die Uniform aus dem Fenster und kümmern Sie sich nur noch um Ihre Familie.«
    »Und ernähren tut sie der liebe Gott, was?« Der Polizist lachte breit. »Wenn Sie mir 'ne bessere Stelle besorgen, Herr Doktor … Aber mit Pension …«
    Peter Pohle ging zurück ins Zimmer. Erika lag neben den Zwillingen auf dem Bett und hatte die Arme um die schlafenden Kinder gelegt. Es war, als wolle sie sie mit ihrem Leib zudecken und so vor dem Untergang retten.
    »Vor der Tür sitzt ein Polizist«, sagte Pohle. »Ein kräftiger Mann – ich werde ihn nicht überwinden können. Aber er wird ja einmal abgelöst. Vielleicht ist dann einer draußen, dem ich gewachsen bin.«
    »Ich werde die Kinder nie töten, nie!« sagte Erika leise. »Ich glaube dir nicht. Nein, ich glaube dir einfach nicht, daß der Komet auf die Erde fällt! Du bist wahnsinnig, du bist wirklich wahnsinnig …«
    »Erika!« stammelte Pohle entsetzt. »Erika, was ist denn?!«
    »Laß uns in Ruhe! Ich sag dir: Laß uns in Ruhe!«
    »Aber du weißt doch, daß ich recht habe …«
    »Ich will es nicht wissen. Hörst du: Ich will es nicht!« Sie drückte die schlafenden Kinder enger an sich. »Wenn du ihnen etwas eingibst … ich bringe dich um!«
    »Erika …« Peter Pohle setzte sich erschüttert auf einen Stuhl, der vor dem vergitterten Fenster stand. Er verbarg das Gesicht in den Händen und zwang sich, ebenfalls nicht an die höllischen Bilder zu denken, deren Realität er als Astronom wie kaum ein anderer bereits vor sich sah.
    »Was willst du den Kindern erzählen, wenn das glühende Monster immer näher kommt und den ganzen Himmel einnimmt? Was willst du …«
    »Nichts! Nichts! Nichts! So etwas gibt es nicht! Laß uns in Ruhe! Laß uns in Ruhe …«
    Peter Pohle stand seufzend auf und ging wieder hinaus. Der joviale Polizist mit den sechs Kindern nickte ihm wieder freundlich zu.
    »Ich brauche einen Arzt«, sagte Pohle. »Meine Frau ist krank. Sie braucht ein Beruhigungsmittel.«
    »Dann klingeln Sie doch nach einem Arzt, Herr Doktor.«
    »Hier gibt es keine Klingeln in den Zimmern, mein Bester. Hier ist ein Irrenhaus! Verrückte klingeln nicht. Aber wenn Sie mich begleiten … ich kenne das Arztzimmer der Station.«
    Der Polizist sah Dr. Pohle nachdenklich an und nickte dann. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, was er dachte. Ganz stubenrein im Kopf bist du auch nicht, hieß dieser Blick. Umsonst bist du bestimmt nicht hier in der Klapsmühle. Na gut, gehen wir … eigentlich ein Mistdienst. Sind Polizisten dafür da, Verrückte zu bewachen, auch wenn sie harmlos sind wie dieser Dr. Pohle?
    Sie gingen den langen Flur hinunter bis zu einer massiven Tür, die nur mit einem Steckschlüssel zu öffnen war. Dahinter begann das Treppenhaus, lagen die Fahrstühle, konnte man ins Parterre gelangen, zweiter Flur links … die Apotheke.
    Peter Pohle blieb an der vorletzten Tür stehen. Sie stand offen, das Arztzimmer war leer. Auch im Pflegerraum war niemand. Hinter den Türen der anderen verschlossenen Zimmer hörte man Rumoren, mehr nicht. Die Isolierungen ließen keinen Laut durch.
    »Was ist hier los?« fragte Pohle. »Wo ist das Personal? Seit wann sind die Geisteskranken völlig allein?«
    Der Polizist hob die Schultern. »Keine Ahnung, Herr Doktor. Vor einer Stunde war hier noch'n wüster Betrieb. Dann kam ein Regierungsrat – so nannten ihn die

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