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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er war auf diese Frage vorbereitet. »Das Zersprengen des Kohatek erfolgt in einer solchen Erdferne, daß der danach einsetzende Meteoritenregen im Weltall verbleibt und nicht unsere Erdatmosphäre durchbrechen kann.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Messanger nachdenklich. Auf dem Bildschirm erschien wieder der Komet … sein Riesenschweif spannte sich am nördlichen Himmel von Horizont zu Horizont.
    »Unsere Erdatmosphäre ist wie ein Panzer«, sagte der Wissenschaftler. »Das wissen wir doch von den Mondkapseln. Diese müssen schon gegen die unvorstellbare Reibungshitze beim Wiedereintauchen gewappnet sein – aber diese Raumkapseln sind winzige Staubkörnchen gegen das, was nach dem Zerplatzen des Kohatek im Weltall herumsaust. Von dort droht keine Gefahr …«
    »Wenn der Atomschlag gelingt!« sagte Garrison und erhob sich. »Meine Herren, unterrichten Sie mich laufend. Ich bin immer erreichbar.« Er zögerte und blickte über die Köpfe der anderen hinweg gegen die Wand. »Wie sieht es im Lande aus?«
    »Chaotisch. Dieser Herp Masters hat mit einem einzigen Zeitungsartikel mehr zerstört als hundert Diktatoren vom Format eines Hitler.« Einer der Berichterstatter des Präsidenten blätterte in einem Bündel Fernschreiben. »Man hat übrigens Joe Bitter, den Herausgeber des ›New York Evening‹, gefunden. Er wurde auf dem Wege in die Adirondack Mountains von anderen Flüchtenden mit Steinen erschlagen, weil sein Wagen mit einem geplatzten Reifen die Straße blockierte.«
    Garrison senkte den Kopf. Seine Augen schlossen sich halb.
    »Wie viele Tote hat es schon gegeben?« fragte der Präsident leise.
    »Wir können keine Zahl nennen.« Der Referent hatte plötzlich eine heisere Stimme. »Wir haben noch keinen Überblick … es sind zu viele …«
    In Moskau war man zufrieden. Die Abschüsse hatten geklappt, die Raketen waren planmäßig unterwegs, über den ›heißen Draht‹ gratulierten sich Garrison und Voroucov gegenseitig herzlich zu dieser ersten, der gesamten Menschheit dienenden Kooperation.
    Was aber noch wichtiger war: Es gingen jetzt auch die ersten Meldungen ein, wo die amerikanischen Raketenbatterien stationiert waren. Das Spionagenetz arbeitete vorzüglich. Auf eine große Karte der USA malte man im Generalstab der Roten Armee immer neue rote Kreise. Es wurden mehr, als man vermutet hatte. Die atomare Stärke der USA kam jetzt deutlich zum Vorschein.
    Nicht anders war es beim CIA und der amerikanischen Heeresleitung im Pentagon. Auch hier liefen jetzt verschlüsselte Funksprüche aus Rußland ein, und auch hier steckte man kleine rote Fähnchen in einsame Gebiete von Sibirien und in Gegenden, wo man nie und nimmer Atomraketen gesucht hätte. Einige Stationen lagen so nah an den Grenzen, daß sie die ganze westliche Welt beherrschen konnten.
    Spionage bis zum letzten Atemzug! Wissen für zwei Tage … wenn der Feuerschlag ergebnislos blieb.
    Aber eines erkannte man auf beiden Seiten in diesen Stunden: Wurde die Welt gerettet, war sie nach menschlichem Willen ewig. Hüben wie drüben war nur ein Fingerdruck nötig, um sie mit Atomkraft auszulöschen … das bedeutete, daß auch der auslösende Finger mit vernichtet wurde. Es würde keine Besiegten und keine Sieger mehr geben, nur noch eine Welt, zurückversetzt in den Urzustand.
    Diese Lehre manifestierte sich jetzt in den kleinen roten Kreisen auf den Karten Rußlands und der USA.
    Die Garantie eines Friedens … wenn man den 5. Januar überlebte.
    »Wir sollten öfter miteinander sprechen«, sagte Voroucov über den ›heißen Draht‹ zu Garrison, nachdem er die Karte mit den roten Kreisen angesehen hatte. »Warum mußte eigentlich ein Komet kommen, um uns das klarzumachen?«
    »Ja, warum?« Garrison lachte sein jungenhaftes Lachen, aber der Unterton war rauh. Die Panik in den USA nahm Untergangsformen an. »Man sieht jetzt, wie leicht die ganze Weltpolitik auf einen einzigen Nenner zu bringen ist.«
    Man sperrte Herp Masters nicht ein. Wozu auch? Er lief nicht weg. Er blieb im FBI-Gebäude, wurde aus der Kantine verpflegt und erlebte am Fernseher und anhand der vorgelesenen Funk- und Fernschreibermeldungen, wie sich die Ordnung in den USA immer mehr auflöste.
    Die Abschüsse der interkontinentalen Atomraketen waren auch nicht verbogen geblieben … aus den ländlichen Gegenden, wo sie stationiert waren, häuften sich die Anfragen bei den Ortsbehörden, ob denn Krieg sei. Die zuständigen Stadtverwaltungen gaben diese Fragen nach Washington

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