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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Knie und beteten. Die Autoschlangen stoppten, die Flucht, dieses irre Wegrennen vor der Vernichtung, war zu Ende.
    Der 5. Januar.
    Mit dem Aufdröhnen der Glocken fiel alles ab, was noch nach Leben schrie. Jetzt war der Mensch nur noch Gottes Geschöpf, war er das Elendste auf Erden, dem nur die Bitte blieb: »Gott, habe Gnade …«
    Im Hauptquartier des New Yorker FBI standen Herp Masters und Lil Abbot am Fenster. Sie hatten sich umarmt und warteten. Wann der Komet wie eine glühende Faust erschien und niederkrachte, wußte Herp nicht. Das hatte in Mortonsons Berechnungen noch nicht gestanden. Nur über eines wunderte er sich, der Journalist: Die Temperatur blieb konstant. Die große Hitzeentwicklung, die schon längst hätte beginnen müssen, blieb aus. Der Schnee schmolz nicht, die Wände begannen nicht sich wie aufgeheizt anzufühlen … es blieb winterlich kalt, und die Straßenlaternen spiegelten ihr Licht in den vereisten Rinnsteinen.
    Die Telefone in den Sternwarten und wissenschaftlichen Instituten, bei der Weltraumbehörde und in den ›Taktischen Kommandos‹, wie man die Atombatterien nannte, liefen heiß. Die Berechnungen purzelten aus den Computern wie Federn aus einem Stanzautomaten: Der Kohatek bleibt in seiner Bahn konstant … der Kohatek wird die Erde nicht rammen … die große Flugparabel ändert sich nicht … er zieht seinen vorherberechneten Lauf … er strebt der Venus zu und kommt in die Nachbarschaft des Jupiter. Es wird alles so, wie sein Entdecker Lobus Kohatek es geschildert hat: Am 7. Januar erreicht der Komet seine schönste Konstellation, wird er zum herrlichsten Bild des Jahrhunderts. Er wird mit seiner höchsten Helligkeit über der ebenfalls hellerleuchteten Venus stehen … ein grandioser Vermählungskuß unfaßbarer, urweltlicher Größe … und dann wird er weiterziehen in das All, in das Grenzenlose, das Unbegreifliche …
    Um vier Uhr früh amerikanischer Zeit, als der Komet hinter einer dichten Wolkenschicht verschwand und die Erde noch immer nicht in fast hundert Grad Hitze schmorte, ganz zu schweigen von den angekündigten 190 Grad beim Eintritt des Kometen in die Atmosphäre, wandte sich Masters langsam zu dem Chef des FBI um.
    »Geben Sie mir Ihren Revolver …«, sagte er mit schwerer Zunge. »Ich flehe Sie an, Sir …«
    »Noch haben wir nicht den 5. Januar, 24 Uhr, Herp. Sie sollen die volle Chance haben …«
    »Es ändert sich nichts.«
    »Irrtum. Es hat sich vieles geändert. Die USA sind aus dem Leim geraten. Ihr Werk.«
    »Ich habe nur publiziert, was Professor Mortonson errechnet hat. Und wie ich jetzt weiß, nicht nur er. Auch Sotow in Rußland, Peter Pohle in Deutschland und eine Reihe anderer Astronomen. Warum hängt man Mortonson nicht auf?!«
    »Das ist unmöglich.«
    »Aha! Aber mich wollt ihr …«
    »Mortonson hat sich schon vor Tagen vergiftet. Er wollte den Weltuntergang nicht miterleben. Peter Pohle ist in einem Irrenhaus. Sotow? Aus Rußland kommt keine Nachricht.«
    »Aber sie können sich doch nicht alle geirrt haben!« schrie Masters. »Das gibt es doch nicht! Die Mathematik ist die exakteste Wissenschaft. Eine Zahl ist eine Zahl, und die steht!«
    »Aber ein Komet ist anscheinend wie eine schöne Frau: gefährlich, launisch und unberechenbar. Weiß ich es?« Der Chef des FBI hob die Schultern. »Warten wir die Erklärungen der Wissenschaftler ab. Sie werden sicher die Ursache ermitteln können. Man kann alles erklären, selbst Phänomene.« Er trat ans Fenster und blickte in den nachtgrauen Wolkenhimmel. »Auf jeden Fall leben wir noch … und es schneit. Das sieht nicht nach Weltende aus.«
    Aus den Fernschreibern tickten wieder seitenlange Meldungen. Auf den Straßen begann ein neues Chaos: das Zurückfluten in die Städte. Durch die Straßen zogen Plünderertrupps und lieferten der Polizei Gefechte. Noch waren die Geschäfte verlassen, noch konnte man sich eindecken … der Weltuntergang fand nicht statt.
    Und eine erste Stimme erhob sich … der Kommentator des Fernsehsenders RBC fragte: »Wo ist Herp Masters?«
    »Es geht los, Herp –«, sagte der FBI-Chef. »Leider bin ich Beamter und kann meiner Neigung nicht nachgeben, Sie mit einem Schild um den Hals auf die Straße zu schicken.« Er trat zu Masters und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Herp Masters, ich verhafte Sie wegen eines Verbrechens, für das es noch keinen Namen gibt.« Und dann leiser: »Ich nehme an, kein Richter kann Sie verurteilen … aber Sie werden für den Rest

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