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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weiter. Was sollte man antworten?
    Die Fernsehgesellschaften sendeten Revuestücke und Westernfilme, Quiz-Spiele und Shows. Kein Bild von dem Kometen Kohatek, kein Wort über den ›Fallenden Stern‹, kein Bericht über das Chaos auf den großen Überlandstraßen. Was man im FBI sah, war eine Privatsendung von Kamerateams, die auf den Highways unterwegs waren und Mord und Totschlag, Verzweiflung und Kampf ums nackte Leben mit einer grauenhaften Akribie filmten. Die Bilder wurden live ins Polizeipräsidium und zum FBI übertragen und von einer Station auf Band aufgezeichnet.
    »Das wollte ich verhindern, Herpi …«, sagte Lil Abbot leise. Sie stand hinter Masters und hatte beide Hände auf seine Schultern gelegt. »Nur deshalb habe ich dich verraten. Siehst du das nicht ein?«
    »Ist schon gut, Mädchen.« Herp rauchte ununterbrochen, seine Hände zitterten unentwegt, er mußte bereits mit Nikotin vollgepumpt sein. »Du hast getan, was du konntest.« Er blickte hinüber zu dem Chef des New Yorker FBI, der gleichzeitig in zwei Telefone sprach. »Warum versucht man noch, diese Verrückten in den Griff zu bekommen?«
    »Es sind doch Menschen, Herpi!«
    »Das da sind noch Menschen?« Masters zeigte auf den Fernseher. Er brachte Bilder von einer Kreuzung, wo jeder gegen jeden kämpfte, nur um einen Meter weiterzukommen.
    »Du hast sie zu dem gemacht, was sie jetzt sind! Du allein, Herpi!«
    »Warum können sie nicht ruhig sitzen und rauchen, wie ich?« Masters steckte sich eine neue Zigarette an. »Man kann doch nicht mehr davonlaufen. Warum versagt denn das Denken?«
    »Weil keiner ein so höllisches Hirn hat wie Sie!« schrie der FBI-Chef.
    »Sie auch nicht?«
    »Ich auch nicht!«
    »Und wann hauen Sie ab?«
    »Am 6. Januar, wenn man Sie gelyncht hat, Masters! Dann gehe ich mit Wonne angeln und erhole mich von Ihnen. Jeder vereiste Fluß, in dessen Decke ich ein Loch schlagen muß, ist mir lieber als Ihre Nähe.«
    »Darüber mache ich mir auch Gedanken, Sir.«
    »Worüber …«
    »Ob es einen 6. Januar geben wird. Gibt es ihn, bitte ich Sie um eine Gefälligkeit.«
    »Und die wäre?«
    »Leihen Sie mir für ein paar Sekunden ihren Dienstrevolver, Sir.«
    »Nein, Herp!« Der FBI-Chef schüttelte den Kopf. »So billig kommen Sie nicht weg. Sie fressen diese von Ihnen angerührte Chaossuppe aus.«
    »Das kann keiner.«
    »Sie glauben auch an den 6. Januar, was?«
    »Nein!« sagte Masters ruhig.
    Der FBI-Chef starrte ihn ungläubig an. »Sagen Sie das noch einmal, Herp«, stotterte er. »Sie glauben nicht …?«
    »Nein …«
    »Mein Gott, das geht mir erst jetzt auf.« Der FBI-Chef legte die Hände flach gegen seine Schläfen. »Sie haben diesen verfluchten Artikel gar nicht aus Sensationslust geschrieben! Sie glauben wirklich dran, daß der Komet auf die Erde fällt …«
    »Ja …«
    »Herp, dann sind Sie ja ein Verrückter! Wir alle haben gedacht, Sie seien ein kleiner mieser Schreiberling, der einmal in seinem Leben eine Sensation aufblasen kann!«
    »Das bin ich auch.« Herp Masters sah hinauf zu Lil Abbot. Ihre Augen waren leergeweint und jetzt schon wie tot. »Übermorgen, Sir, werden wir alle die Nerven verlieren … darum bin ich jetzt so ruhig. Es lohnt nicht mehr, Gefühle zu zeigen.«
    Peter Pohle schlief einen fast an Ohnmacht grenzenden Schlaf.
    Man hatte ihn auf das Bett getragen, und so lag er nun neben seinen Kindern, in den letzten Tagen erschreckend abgemagert, bleich und mit eingefallenen Wangen. Er verschlief das grausam-herrliche Schauspiel, das sich am Nachthimmel zeigte: der Feuerkopf und der Schweif des Kometen, die den Weltraum beherrschten. Dafür saß Erika am Fenster und starrte hinauf zu dem flammenden Fanal, das übermorgen alles töten sollte.
    Im Ärztekasino, wo die eingeweihten Ärzte und die Beamten der Sonderkommission zusammen isoliert waren, verlor der 2. Oberarzt plötzlich die Beherrschung über seine Nerven.
    Der leuchtende Himmel draußen, die fast greifbare Nähe des Unterganges, so wie ihn Dr. Pohle geschildert hatte, ließ in ihm etwas zerbrechen, was der Psychiater die Bewußtseinsschwelle nennt.
    Er schrie plötzlich auf, stieß den Kriminalrat, der neben ihm saß, vom Stuhl, erreichte mit vier langen Sätzen das Fenster und warf sich durch die geschlossene Scheibe ins Freie. Dort fiel er auf den tief verschneiten Rasen – rasch entstand eine breite Blutlache. Der Verletzte rappelte sich aber wieder auf und schwankte durch den Klinikgarten davon. Die Stimmen, die ihm

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