Ein Komet fält vom Himmel
Gatten.«
»Sie halten Peter also für verrückt?«
»Man kann ihm – bei Wertung aller Dinge, die vorgekommen sind – eine gewisse Abnormalität nicht absprechen. Ich nehme doch an, gnädige Frau, daß Sie das einsehen.«
»Das fragen Sie mich auch noch?« Erika sprang auf. Sie ballte die Fäuste, aber sie wußte, daß es sinnlos war, in einem Zimmer, das ein vergittertes Fenster und keine Türklinken besaß, zu schreien oder irgend etwas zu tun, was man als Schwäche ihrer Nerven auslegen konnte. »Peter ist so normal wie Sie und ich!«
»Das werden wir selbstverständlich genau durchtesten, gnädige Frau. Dazu sind wir ja da.« Der Chefarzt steckte die Hände in die Taschen seines weißen Arztmantels. »Uns wird zunächst und bei allen Untersuchungen die wirklich sehr delikate Frage beschäftigen: Was wäre passiert, wenn wir Dr. Pohle nicht rechtzeitig unter Verschluß genommen hätten?«
»Nichts!« rief Erika.
»So einfach liegen die Dinge nicht.«
»Allerdings! Peter wollte nur, daß wir nach Australien fliegen. Weiter nichts. Er wollte uns in Sicherheit bringen … ist das eine Verrücktheit? Niemandem hätte er von seinen Berechnungen erzählt, das weiß ich, das hat er mir gesagt … aber als Sie ihn dann einsperrten, als wir nicht nach Australien flogen, als er meinte, wir würden alle vernichtet, da erst sagte er die Wahrheit! Und auch Sie glaubten daran.«
»Das ist doch lächerlich. Gnädige Frau, verzeihen Sie, aber ich muß da einen großen Irrtum Ihrerseits korrigieren.« Der Chefarzt der Psychiatrischen Klinik spielte nervös mit den Fingern in den Manteltaschen. »Es gehört zu den Grundlehren der Psychiatrie, zunächst auf die Wahnideen der Kranken einzugehen, um sie zu lockern, um voll einzudringen in Ihre Gedankenwelt …«
»Sie waren bleich wie Ihr weißer Mantel, als Peter Ihnen vorrechnete, daß am 5. Januar der Kohatek auf die Erde fällt. Sie haben zu ihm gesagt: Alle Türen stehen Ihnen ab sofort offen … und mein Mann hat geantwortet: Jetzt ist es bereits zu spät. Da sind Sie und Ihre Oberärzte wie in Panik davongelaufen …«
»Das ist Ihre Version! Und sie ist absurd!« Der Chefarzt wurde lauter, als er wollte. »Jeder, dem Sie das erzählen, wird Sie auslachen, gnädige Frau!«
»Ich werde es beschwören …«
»Das steht Ihnen frei … aber Sie werden es sich gefallen lassen müssen, daß man Sie von Amts wegen daraufhin untersucht, ob Sie von der Psychose Ihres Gatten seelisch nicht völlig entpersönlicht wurden.«
»Sie drohen mir?« fragte Erika gefährlich leise. »Sie drohen mir also, mich ebenfalls, wenn ich die Wahrheit sage, für verrückt zu erklären? Solch ein Feigling sind Sie, Herr Professor, solch ein mieser Feigling?«
»Sie sind aus gutem Grund erregt, gnädige Frau.« Der Chefarzt wandte sich ab und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und lehnte sich an den Türrahmen. »Jeder wird Ihre Gemütsverfassung verstehen, nach den schweren Tagen, die Sie so tapfer durchgestanden haben. Jetzt brauchen Sie Ruhe. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus …«
Er lachte über seinen zweideutigen Scherz in diesem Zusammenhang. »Ich bin sicher, daß wir dann ein Gespräch frei von allen jetzigen Leidenschaften führen können.«
»Ich will mit meinem Mann und den Kindern nach Hause!« schrie Erika. Jetzt nahm sie keine Rücksicht mehr darauf, daß die Kinder aufwachen könnten. Aber die Zwillinge schliefen weiter, übermüdet von der Nacht, in der die Welt untergehen sollte und in der dann nur die Glocken geläutet hatten und man für den kranken Papi beten mußte.
»Ich habe dem Personal gesagt, daß Sie jederzeit die Klinik verlassen können, gnädige Frau.«
»Mit meinem Mann.«
»Ohne Ihren Mann.«
»Ich werde so lange und so laut schreien, bis man mich hört!«
»Wir werden Sie beruhigen.«
»Ich werde sofort unsere Anwälte alarmieren.«
»Bitte.« Der Chefarzt hob die breiten Schultern. »Das wird sowieso nötig sein. Ihr Gatte ist nicht bloß einer unserer Patienten … er wird in einen behördlichen Sog hineingeraten, aus dem es sehr schwer sein wird, sich wieder freizuschwimmen. Wir können jedenfalls für uns das große Lob in Anspruch nehmen, ihn rechtzeitig umsichtig und die Lage erkennend aus dem Verkehr gezogen zu haben, bevor es überhaupt zu einem unausdenkbaren Unheil kommen konnte. Alles jetzt Folgende wird von der Einigkeit einer Vielzahl von Behörden abhängen, die Ihren Gatten beurteilen …«
Er verbeugte
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