Ein Komet fält vom Himmel
absprechen, Herp. Kommen Sie, gehen wir in die Funkbude …«
In New York wurde Lil Abbot vom FBI beschattet. Sie sah zwar niemanden, blieb auf ihrem Zimmer in Hack's Hotel, ließ sich das Essen heraufbringen und ging an kein Telefon, auch wenn es nervenzermürbend klingelte … trotzdem war ihr klar, daß das FBI wartete, wie eine Katze vor einem Mauseloch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man Herpi aufstöberte.
Einen Mann gab es, der anscheinend Herp Masters nicht gerne hängen sah: der Boy, der im Hotel die Drecksarbeit machte, ein struppiger junger Bursche, der für ein paar Dollar pro Woche für alles herhalten mußte, was im Hotel nicht in Ordnung war und zu Beschwerden Anlaß gab. Er war der Prügelknabe vom Dienst.
Als New York sich entvölkerte, war Berni, wie er gerufen wurde, auf großen Fischzug gegangen. Er hatte ein Juweliergeschäft heimgesucht und so viel in eine Einkaufstasche gesteckt, daß er drei Jahre gut leben konnte. Nun hoffte er, daß sich das Leben bald wieder normalisierte – dann wollte er die Ware in Dollar umtauschen. Er hatte also keinen Anlaß, auf Herp Masters wütend zu sein, und sagte das auch Lil Abbot.
Zwei Tage beobachtete Lil Berni, dann sagte sie zu ihm: »Du kannst mir einen Gefallen tun. Willst du?«
»Für Herpis Freundin alles.«
»Gib in zehn Zeitungen eine kleine Anzeige auf. Hier ist der Text.« Lil reichte Berni einen Zettel hin.
Der Junge las, was Lil geschrieben hatte.
»Es W ÄCHST EIN B AUM IN A LABAMA . – Ist das alles?«
»Ja.«
»In zehn Zeitungen?«
»Ja.«
»Wenn's Ihnen Spaß macht, Miß!« Er steckte den Zettel ein, nahm fünfzig Dollar entgegen und ging kopfschüttelnd aus dem Zimmer.
Es wächst ein Baum in Alabama … Herpi, wo bist du?
Lil Abbot wartete vier Tage. Die Anzeigen waren erschienen, aber Herp Masters meldete sich nicht. Lil ließ alle Zeitungen kaufen und blätterte sie durch, jeden Morgen … Nirgendwo stand die Antwort, die zweite Zeile des Liedes … er steht vor meinem Vaterhaus …
Das hätte genügt. Das hätte signalisiert: Ich lebe! Ich bin in Sicherheit. Warte weiter auf mich, Lil.
Am fünften Tag kam ein unauffälliger Herr zu Besuch. Der FBI-Chef von New York. Lil Abbot hatte keine Zeit mehr, die Zeitungspacken wegzuräumen.
»Sie warten auf Nachricht, Lil?« fragte der Besucher. »Ich will gar nicht wissen, mit welchen Tricks Sie sich verständigen. Sie warten umsonst.«
»Ist Herp tot?« schrie Lil auf. »Ihr habt ihn erschossen?!«
»Aber nein. Im Gegenteil, er lebt – uns zu vergnügt! Wir haben einen Funkspruch überspielt bekommen. Irgendein Kurzwellensender. Hören Sie mal zu.« Der FBI-Chef zog einen Zettel aus der Tasche. »Herp Masters ist nicht mehr in den USA. Verhindert den Tod Unschuldiger.«
Lil Abbot ließ sich auf ihr Bett fallen. Ihr Gesicht zuckte wild, und dann weinte sie wie erlöst.
»Sie glauben daran?« schluchzte sie.
»Merkwürdigerweise ja, obwohl wir anonyme Nachrichten sonst gleich in den Papierkorb werfen. Der letzte Satz ist zu ernst, um ein dummer Scherz zu sein.«
»Und wo … wo kann Herpi jetzt sein?«
»Das eben wissen wir nicht. Der Funkspruch war sehr deutlich, er kann also nicht weit weg sein. Wir vermuten in Kanada.«
»Dann ist er in Sicherheit?« sagte Lil Abbot glücklich.
»Nicht ganz.« Der FBI-Chef lächelte schief. »Wir haben von der kanadischen Staatspolizei die Zusage der vollen Amtshilfe.«
Der FBI-Chef setzte sich, griff sich ein paar Zeitungen und blätterte diese durch. Er schlug die Anzeigenseiten auf und überflog die langen Rubriken. Es war wie das Erkennen eines Codes: Jede dieser Kleinanzeigen konnte eine Mitteilung sein … von ›Klavier zu verkaufen‹ bis ›Pudel, auf den Namen 'Happy' hörend, entlaufen‹.
»Herp wird sich melden, nicht wahr?« sagte er und warf die Zeitungen auf den Boden.
»Ich warte darauf.«
»Aber Sie wissen nicht, in welcher Zeitung?«
»Nein.«
»Das ist schlecht, Lil. Unsere Experten werden ab sofort jeden Tag alle New Yorker Blätter nach einer gleichlautenden Anzeige durchsehen. Um sicherzugehen, wird Herp in mindestens drei großen Zeitungen den gleichen Text verwenden. Dann haben wir ihn.«
»Und was wollt ihr mit ihm?« schrie Lil. »Erst laßt ihr ihn laufen, aus Angst, daß man euer Haus stürmt, und jetzt fangt ihr ihn wieder ein?!«
»Die Erregung hat sich gelegt. Es ging uns damals nur darum, mit allen Mitteln Blutvergießen zu vermeiden. Gegen Tausende von Fanatikern kann man nichts mehr
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