Ein Komet fält vom Himmel
machen. Jetzt ist die Situation eine andere. Morgen wird in den Zeitungen stehen, daß Masters außer Landes ist … das glättet die letzte Hysterie. In aller Stille werden wir Herp nach New York bringen.«
»Und dann?«
»Ist Ihnen eigentlich nicht klar, daß Herp der größte Massenmörder in der Geschichte der USA ist?«
»Nein! Herp hat nicht einen einzigen Menschen getötet.«
»Nicht mit der Waffe … aber doch mit seiner Hand. Mit den Händen, die auf die Tasten einer Schreibmaschine drückten und diesen wahnsinnigen Artikel schrieben. Man kann auch mit Worten morden! Der Schreibtischtäter ist genauso ein Schuft wie der Mörder mit der Waffe in der Hand!«
»Es gibt kein Gesetz, das Herpi verurteilen kann!« Lil Abbot sah den FBI-Chef furchtlos an. Wie eine Katze saß sie da, bereit zum Sprung. Er will nur Rache, dachte sie. Alle wollen sie Rache, weil sie versagt haben. Als es hieß, die Welt geht unter und der Komet fällt auf die Erde, waren sie alle zitternde Feiglinge. Nur Herpi nicht … er stand am 5. Januar am Fenster und blickte in den Himmel, über den der riesige Feuerschweif des Kohatek zog … sechzig Millionen Kilometer lang. Und er war ganz ruhig, hatte den Arm um mich gelegt und wartete darauf, daß alles zu Ende geht. Er hatte fest daran geglaubt und sich benommen wie ein Held …
»Ihr könnt keinen verurteilen, nur weil die Menschen den Verstand verloren!« schrie sie.
»Das ist nicht mein Problem.« Der FBI-Chef nahm das Telefon ab, weil es klingelte. Eine Redaktion war in der Leitung, die wissen wollte, ob Lil Abbot eine Exklusivserie abschließen wolle: Mein Leben mit Herp Masters.
»Wollen Sie?« fragte er.
»Nein!«
»Sie sollen sie am Arsch lecken!« sagte der FBI-Mann grob und legte auf. »Ich habe den Auftrag von Washington bekommen, Lil. Er ist noch nicht von der Liste gestrichen, er ist noch die Nummer 1 der Nation. Wahrscheinlich hat man Angst, daß Herp im nachhinein der Masse mit Enthüllungen über die vorübergezogene Gefahr weiter einheizt. Man vermutet, daß er noch mehr weiß, als in dem Artikel stand.« Er stand auf und ging zur Tür. Vor Lil Abbot blieb er stehen … sie kauerte in dem zerschlissenen Sessel, die Beine bis zum Kinn angezogen.
»Lil?«
»Gehen Sie endlich …«
»Sie wissen, daß man jeden Ihrer Schritte überwacht.«
»Ja.«
»Sie haben keine Chance, mit Herp zusammenzutreffen, ohne daß wir es mitbekommen …«
»Ich weiß.«
Sie senkte den Kopf und wartete, bis der FBI-Chef gegangen war.
Er weiß nichts von Berni, dachte sie voll Triumph. Sie jagen einen Elefanten und übersehen die Mücke …
Dr. Wenzler meldete sich, obgleich er dazu nicht verpflichtet war, bei dem Chefarzt an und suchte um die Besuchserlaubnis nach.
»Ich weiß, Herr Professor«, sagte er, »ich kann jederzeit kommen und gehen, aber ich halte es für notwendig, daß Sie unterrichtet sind. Es sollte zwischen uns keine Heimlichkeiten geben, jetzt, wo wir uns ausgesprochen und geeinigt haben.«
Der Chefarzt war über so viel Verständnis erfreut. Dr. Pohles Zustand hatte sich sichtlich verschlimmert … er saß jetzt fast wortlos herum, ließ die Zwillinge spielen und toben und stierte in die Gegend. Seine Frau war bewundernswürdig gefaßt, eine ausgesprochen tapfere Frau, wie der Chefarzt im Kasino zu den anderen Kollegen sagte.
Peter Pohle begrüßte Dr. Wenzler zunächst mit dem gleichen abwesenden Blick, mit dem er die Ärzte ansah. Erst als der Pfleger gegangen war, hellte sich seine Miene auf. Dr. Wenzler atmete deutlich auf.
»Ihnen gebührt der Ifflandring als bestem Schauspieler«, sagte er heiser. »Selbst mich haben Sie getäuscht. Als ich eben hereinkam … nun ist alles aus, durchfuhr es mich. Es war wie ein Schock.«
»Ich habe das lange genug vor dem Taschenspiegel meiner Frau geübt.« Peter Pohle gab Dr. Wenzler die Hand. »Was macht mein neues Haar?«
»Bitte –« Dr. Wenzler zog die Perücke aus der Aktentasche. »Ich habe sie aufprobiert … kein Unterschied zu meinem echten Haar. Wollen wir es durchspielen?«
Sie wechselten die Brillen, Pohle setzte die Perücke auf … und plötzlich standen sich erwachsene Zwillinge gegenüber. Es war so verblüffend, daß sich Erika die Augen rieb und leise sagte:
»Das ist ja unglaublich …«
»Es ist so einfach, ein anderer Mensch zu sein.« Peter Pohles Stimme schwankte etwas. »Dr. Wenzler, machen Sie noch mit?«
»Wäre ich sonst hier?«
»Ich werde Ihnen das nie danken können, das wissen
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