Ein Konkurrent zum Kuessen
ich schon wissen, falls mir mal Reporter auflauern.“
Er schnaubte. „Ich kann mir die Schlagzeilen schon vorstellen: ‚Junge Frau aus bestem Hause heiratet zwielichtigen Kerl aus Gangstermilieu.‘“
Zum ersten Mal sah Ruby in seinen Augen einen Ausdruck von Verletzlichkeit. Sie legte ihre schmale kleine Hand auf seine große sonnengebräunte.
„Vielleicht spekulieren sie aber auch darüber, dass er ein guter Fang ist, mächtig und erfolgreich? Und vielleicht hat die ‚junge Frau aus bestem Hause‘ insgeheim immer von rauen Typen wie ihm geträumt?“
Plötzlich sprühten Funken zwischen ihnen.
Jax’ Augen glühten, als er sie ansah. „Darüber würde ich gern mehr wissen.“
„Warum sie ihn als mächtig und erfolgreich ansieht? Ganz einfach …“
Er nahm ihre Hand und berührte mit den Lippen ihre Knöchel, wobei Ruby erschauerte. „Ich möchte mehr über deine Träume von rauen Typen wissen.“
Ich könnte dir alle erotischen Details erzählen, die ich mir in Bezug auf dich ausmale, dachte Ruby. Doch jetzt mussten sie eine wichtige geschäftliche Angelegenheit klären, nämlich ihre Hochzeit. Wenn sie sich jetzt durch Sex ablenken ließ, würden sie vielleicht Fehler machen. Und auf keinen Fall sollte irgendjemand Zweifel in Bezug auf ihre Ehe hegen. Die Leute mussten ihnen ihre romantische Geschichte abkaufen. Denn nur dann würde Ruby ihr Ziel erreichen: Seaborn’s vor dem Untergang bewahren.
Sie betrachtete den atemberaubend attraktiven, grüblerischen Mann, der ihr gegenübersaß. Für ihn war das alles halb so schlimm, da er nicht viel zu verlieren hatte, wenn die Sache mit der Ehe nicht funktionieren sollte. Ihm gehörte schließlich eine der größten Minen in Western Australia. Schlimmstenfalls würden ihm ein paar Geschäftsabschlüsse entgehen. Bei ihr hingegen sah die Sache ganz anders aus.
Schaudernd verdrängte Ruby den Gedanken daran, was mit Sapphie geschehen würde, wenn Seaborn’s untergehen würde. Sie zog ihre Hand zurück, vorgeblich, um von ihrem Latte macchiato zu trinken. „Sparen wir uns das für die Flitterwochen auf.“
„Ach, wir werden Flitterwochen machen?“
Seine seidenweiche Stimme streichelte Ruby wie eine Liebkosung.
„Nur, wenn du großes Glück hast“, zog sie ihn auf. Mit ihren Neckereien wollte sie sich von ihren Bedenken ablenken, dass ihr Vorhaben falsch war.
Wie wäre es wohl, mit einem echten Verlobten ihre Hochzeit zu planen? Mit einem Mann, den sie liebte und vergötterte, einem Mann, ohne den sie nicht leben könnte? Das mochte zwar irgendwann in ferner Zukunft noch passieren, aber vorerst würde sich ihr Traum von einer Märchenhochzeit nicht erfüllen.
Auch wenn sie irgendwann dem Richtigen begegnen sollte, wäre ihre zweite Hochzeit eben genau das: die zweite Hochzeit. Und sie selbst wäre dann eine geschiedene Frau, die ihren Liebestraum bei der ersten Ehe verkauft hatte.
Aber es ist doch für einen guten Zweck! rief sie sich energisch in Erinnerung.
„Durch Flitterwochen würde das Ganze authentischer wirken“, gab Jax zu bedenken.
Diesen Gedanken hatte Ruby auch schon gehabt – und wieder verworfen. Es würde auch so schon schwer genug sein, eine romantische Beziehung vorzutäuschen. Sie machte sich nichts vor: Zwischen ihr und Jax prickelte es heftig. Vielleicht würden sie Sex haben – fantastischen, atemberaubenden Sex, wenn man nach dem Kuss urteilen konnte.
Doch Sex, um die Ehe zu vollziehen, war etwas ganz anderes, als sinnliche Tage in einem luxuriösen Hotel zu verbringen und sich der Leidenschaft hinzugeben. Ruby machte sich weniger Gedanken über die Flitterwochen als über die möglichen Nachwirkungen. Würde nach ihrer Rückkehr eine Art Gewohnheit daraus werden? Eine Ehe mit zusätzlichen Vorteilen, aber ohne emotionale Verwicklungen?
Dass so etwas funktionieren würde, bezweifelte sie. Und sie wollte nicht, dass ihre aus geschäftlichen Gründen geschlossene Ehe durch Sex unnötig kompliziert wurde. Jax war so selbstbeherrscht, dass er sicher auch emotional auf Distanz bleiben konnte. Aber konnte sie immun gegen seinen Charme bleiben?
In ihrer Familie war Ruby dafür bekannt, dass sie sich ihren Projekten immer mit Leib und Seele widmete und hundert Prozent gab. Das durfte sie in Bezug auf die geplante Ehe nicht tun – zumindest nicht emotional. Wie viel leichter wäre es, wenn sie so kühl und distanziert wäre wie Jax!
Auch ihre Mutter war so gewesen: der Inbegriff der Matriarchin, die ihren Mann viel
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