Ein Konkurrent zum Kuessen
nachgedacht hast, ist dabei ein Heiratsantrag herausgekommen.“ Um nach außen den Schein zu waren, waren sie zur vertraulichen Anrede übergegangen.
„Das wirst du mich wohl niemals vergessen lassen.“
„‚Niemals‘ ist ein ziemlich langer Zeitraum, Sweetheart.“
Ihr Lächeln verschwand, denn Jax hatte recht. Die Heirat mit ihm war nur eine bequeme Lösung für ein scheinbar unlösbares Problem. Die Zahlen, die sie sich mit der Buchhalterin angesehen hatte, waren vernichtend gewesen. Und was würde mit Sapphie passieren, wenn Seaborn’s Konkurs anmelden musste? Manchmal glaubte Ruby, dass nur noch das Unternehmen ihrer Schwester seit dem Tod ihrer Mutter Halt gab. Und wenn sie das auch noch verlöre …
Nein, es war richtig, dass sie Jax Maroney heiratete, auch wenn es gleichzeitig völlig verrückt und widerwärtig war.
Sie machte den Fehler, in sein Gesicht zu sehen: die hohen Wangenknochen, das markante Kinn, der sinnliche Mund und die faszinierenden Augen. Vielleicht war widerwärtig doch ein zu drastisches Wort.
„Wir müssen vor der Trauung nächste Woche noch die Einzelheiten besprechen. Und außerdem sollten wir uns genau abstimmen. Denn sicher werden alle wissen wollen, wie wir uns kennengelernt haben, wie lange wir schon zusammen sind und so weiter.“
Jax zuckte zusammen. „Eigentlich habe ich auch so schon genug zu tun, ohne mir eine komplexe Lüge auszudenken und danach zu leben.“
„Ach, so schwierig ist das gar nicht“, entgegnete Ruby und zählte an den Fingern auf: „Wir haben uns im Zusammenhang mit unseren Minen kennengelernt und eine Fernbeziehung geführt, bis du schließlich festgestellt hast, dass du es nicht mehr ohne mich aushältst. Seitdem bist du wieder in Melbourne.“
„Das klingt ja, als wäre ich ein liebeskranker Depp“, beschwerte Jax sich.
„Stimmt das denn nicht?“ Sie neigte sich zu ihm und klimperte mit den Wimpern. Dieser neckende Umgang machte ihr keine Probleme. Doch eine auf einer Lüge aufbauende Fassade aufrechtzuerhalten, würde ihr deutlich schwerer fallen.
„Konzentrieren wir uns lieber darauf, unsere Geschichte abzustimmen. Herumalbern können wir später noch.“
Als ob Mr Angespannt jemals herumalbern würde!
„Wann war deine letzte Beziehung?“
Jax ließ zwei Zuckerwürfel in seinen Espresso fallen und rührte um. „Kommt drauf an, was du unter ‚Beziehung‘ verstehst.“
Ruby verdrehte die Augen, aber natürlich war ihr klar, dass Männer und Frauen dieses Wort unterschiedlich definierten. Manche Frauen hielten einen Kuss schon für eine Liebeserklärung, während die meisten Männer erst nach einem halben Jahr und der Übergabe eines Wohnungsschlüssels anerkannten, dass sie eine feste Beziehung führten.
„Eine längerfristige Beziehung, die über drei Monate gedauert hat.“
„Wenn ich in Perth bin, habe ich gelegentlich Verabredungen mit Frauen, das letzte Mal war vor fünf Monaten.“
„Es gibt und gab also nichts Ernstes?“, hakte Ruby nach.
„Das sagte ich doch gerade“, fuhr Jax sie an und betrachtete mürrisch seinen Kaffee.
„Na, bei der Einstellung wundert mich das nicht“, entgegnete sie und aß ein Stück von ihrem Brownie.
Er seufzte. „Ich wohne in einer kleinen Bergbaustadt im Outback. Mit Beziehungen habe ich nicht viel am Hut.“
„Und ich wohne in einer lebendigen, weltoffenen Großstadt und habe ebenfalls mit Beziehungen nicht viel am Hut.“ Ruby leckte sich die Krümel von den Fingern.
Als sie bemerkte, dass Jax ihre Zunge betrachtete, wurde ihr heiß.
„Das überrascht mich.“
„Warum? Weil sich doch alle Frauen nach einem Seelenverwandten sehnen?“ Sie tat, als würde ihr schlecht werden. „Versteh mich nicht falsch, es macht mir schon Spaß, mich mit Männern zu treffen. Aber etwas Ernstes ist es für mich nicht.“
„Noch nie?“
Ruby schob den Rest ihres Brownies auf dem Teller mit der Gabel hin und her. „Ach, komm schon, Mr Outback, du bist doch auch nicht anders.“
Um Jax’ Mund zuckte es. „Immerhin wirkt unsere Geschichte dadurch glaubwürdiger.“
Sie nickte. „Genau. Wir sind seit einigen Monaten schwer verliebt, haben es aber geheim gehalten, weil wir keine Medienaufmerksamkeit wollten, besonders …“ Sie unterbrach sich, doch es war zu spät.
„Besonders, da die Gerichtsverhandlung meines Vaters ansteht und sämtliche Medien sich auf das Thema stürzen“, beendete Jax den Satz finster.
„Du musst nicht mit mir darüber reden, aber einiges sollte
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