Ein Konkurrent zum Kuessen
der heftigen Anziehung zwischen ihr und Jax war dieses falls nicht sehr glaubwürdig. Er hatte ihr ganz deutlich gesagt, dass er gegen Sex nichts einzuwenden hätte. Ruby hatte zwar dagegen protestiert, doch würde sie dabei bleiben, wenn sie erst den Ehering am Finger trug und sie beide ein glückliches Pärchen spielen mussten?
„Nein, nein“, versicherte Ruby ihrer Cousine schnell. „Aber es geht um etwas fast genauso Ernstes. Du darfst Sapphie auf keinen Fall etwas von der Heirat verraten!“
Als Opal sie entsetzt ansah, fügte sie schnell hinzu: „Bis nach der offiziellen Trauung. Dann besuche ich sie gleich und erzähle ihr alles.“
„Bist du dir denn ganz sicher?“
Ruby nickte. „Ja. Ich werde in einer halben Stunde heiraten.“ Und nichts würde sie davon abhalten, nicht einmal die Schmetterlinge, die in ihrem Bauch einen wilden Flattertanz aufführten. „Komm, gehen wir!“
Opal seufzte, behielt ihre scharfsinnigen Schlüsse aber klugerweise für sich, während Ruby im Rückspiegel Frisur und Make-up überprüfte.
Tatsächlich war es ihr ganz egal, wie sie aussah. Die zu einem lockeren Knoten zusammengefassten Locken, das Make-up, das klassische Etuikleid mit den dazu passenden Schuhen – all das waren nur Requisiten für den wichtigsten Auftritt ihres Lebens. Accessoires einer Farce, die sie Sapphie, Opal und all den Angestellten zuliebe aufrechterhalten musste, die schon seit Jahrzehnten in der Diamantenmine von Seaborn’s arbeiteten.
Ich schaffe das, versuchte Ruby sich selbst Mut zu machen. Als sie in den Spiegel sah, fiel ihr Blick auf das einzige emotionale Detail, das sie sich an diesem unwirklichen Tag zugestand: die Perlen ihrer Mutter.
Mathilda hatte die Barockperlen bei ihrer eigenen Hochzeit getragen. Ihr Urgroßvater, der Begründer des Unternehmens, hatte verfügt, dass sie an jede Frau in der Familie Seaborn weitergereicht wurden, die heiratete. Ruby hatte sich immer gewünscht, dass ihre Mutter bei ihrer Hochzeit dabei sein würde. Dass sie nun zumindest die Perlen trug, tröstete sie ein wenig.
Sapphie hatte ihrer Mutter versprochen, alles dafür zu tun, dass Seaborn’s florierte. Dasselbe hatte Ruby getan, als sie ihre Schwester dazu gedrängt hatte, sich zurückzuziehen und zu erholen, damit sie nicht ihre Gesundheit einbüßte. Sie durfte einfach nicht scheitern, einen Monat nach Sapphies Zusammenbruch und nur ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter. Als ihr plötzlich Tränen die Kehle zuschnürten, schluckte sie.
Immer wieder zupfte Jax an seinen Manschetten, lockerte sich leicht den Kragen und zog sich die Krawatte zurecht. Er hatte das Gefühl, nicht richtig atmen zu können.
„Ganz ruhig“, sagte Murray mit nervtötender Fröhlichkeit und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken.
„Ich bin ruhig“, gab Jax mühsam beherrscht zurück und blickte ein weiteres Mal zur Tür.
„Sie wird schon kommen.“ Murray strich sich das Revers seines Smokings glatt. „Aber du kannst dich immer noch umentscheiden. Wenn du lieber die Flucht ergreifst, werde ich mich um die verzweifelte Maid kümmern“, fügte er augenzwinkernd hinzu.
„Ich wünschte, du würdest einfach den Mund halten.“
„Bist du etwa nervös?“
„Wohl kaum.“
Normalerweise kam Jax mit allen Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten spielend zurecht: von Beauftragten für Sicherheit und Gesundheit, die drohten, seine Mine zu schließen, falls er ihre absurden Anforderungen nicht erfüllte, bis hin zu in Tränen aufgelösten Sekretärinnen, deren Outback-Lover sich von dannen gemacht hatten.
Er war mit den traumatischen Erlebnissen um die Gerichtsverhandlung seines Vaters zurechtgekommen – und mit der Zeit danach, als all seine Schul- und Unifreunde sich demonstrativ von ihm abgewandt hatten.
Auch damit dass seine elegante, weltgewandte Mutter seinem Vater bei dessen heimtückischen Machenschaften geholfen hatte, bevor sie sich einfach davongestohlen hatte, konnte Jax inzwischen umgehen.
Und er hatte es überstanden, ans andere Ende des Landes zu ziehen und dort praktisch ohne irgendwelche Erfahrung eine Diamantenmine zu übernehmen. Auch die Einsamkeit, die Staub- und die Wirbelstürme hatten ihm nichts ausgemacht. Da sollte es doch ein Leichtes für ihn sein, so lange mit einer Frau auszukommen, bis er ein paar wichtige Geschäfte abgeschlossen hatte.
„Gut“, sagte Murray. „Hier kommt sie nämlich.“
Das dämliche Grinsen seines Managers ärgerte Jax fast so sehr wie die Tatsache, dass
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