Ein Konkurrent zum Kuessen
nicht so läuft wie geplant.“
Als diesmal Sapphie ihre Hand nahm, ließ Ruby es zu. „Meine Güte, Rube, du hast den Kerl geheiratet . Weißt du überhaupt, was das bedeutet?“
Ja, dachte Ruby. Dass ich mich bis auf absehbare Zeit an den Feind gekettet habe.
„Du hast Seaborn’s die Chance auf Rettung verschafft, aber zu welchem Preis?“
Zwar hatte Ruby die Vermutung ihrer Schwester weder bestätigt noch verneint, doch Sapphie war zu klug, um sich täuschen zu lassen.
„Ich könnte dich erwürgen“, murmelte Sapphie leise – und drückte sie dann so fest an sich, dass Ruby fast die Luft wegblieb.
„Aber das wirst du nicht tun, weil ich die kreativste Schmuckdesignerin bin, die Seaborn’s je hatte. Und ich hätte das alles niemals auf mich genommen, nur um am Ende von dir erwürgt zu werden.“
Erst da ließ Sapphie ihre Schwester los und knuffte sie leicht. „Ich wusste es: Du bist wirklich verrückt.“
„Ja. Aber du liebst mich trotzdem.“
„Na klar.“ Wieder kamen Sapphie die Tränen. „Ich finde es einfach bewundernswert, dass du so etwas für das Unternehmen tust, für uns.“
Auch Ruby traten Tränen in die Augen. „Du hast Mum versprochen, Seaborn’s zu retten. Und ich hätte dasselbe getan.“
Wenn man mir die Chance gegeben hätte.
Sie sprach die Worte nicht laut aus, doch sie hingen unausgesprochen zwischen ihnen. Das war das Einzige, über das sie nicht geredet hatten, als Sapphie ihr schließlich die Wahrheit gestanden hatte. Ruby hatte gedroht, sie ins Krankenhaus zu bringen, falls Sapphie sich nicht eine Auszeit von mehreren Monaten nehmen würde. Erst daraufhin war Sapphie mit dem Versprechen herausgeplatzt, das sie ihrer Mutter gegeben hatte.
Damit hatte sich ein unsichtbarer Keil zwischen die beiden Schwestern geschoben.
Sie hätte genug Vertrauen zu mir haben müssen, um mir die Wahrheit anzuvertrauen, und sie hätte es mir möglich machen müssen, einen Teil der Last zu tragen, dachte Ruby. Aber wahrscheinlich hatte Saph sie nicht für verantwortungsbewusst genug gehalten. Und das tat Ruby genauso weh wie das Schweigen ihrer Mutter. Doch damals hatte sie nichts gesagt, weil es Sapphie so schlecht gegangen war.
Saph schien zu spüren, was in Ruby vorging. „Du bist böse auf mich“, sagte sie und sank kraftlos gegen die Rückenlehne der Bank.
Fast hätte Ruby es abgestritten, doch dann fiel ihr wieder ein, wie sehr sie im vergangenen Monat an dem mangelnden Vertrauen ihrer Mutter und ihrer Schwester gelitten hatte. „Ja, schon ein bisschen“, gestand sie darum und berührte Saphs Arm. „Wir waren doch immer die besten Freundinnen. Ich kann es einfach nicht fassen, dass du mir nichts erzählt hast.“
„Ich wollte es dir ja sagen …“ Als Sapphie den Kopf schüttelte, schwang ihr Haar kraftvoll um ihre Schultern. Ihr Haar, das durch all den Stress matt und strähnig geworden war und nun endlich wieder gesund glänzte. „Aber ich hatte Mum das Versprechen gegeben …“
Ruby wusste, wie absolut ernst ihre Schwester Versprechen nahm. Sie seufzte. „Das verstehe ich ja, aber ich hätte dich doch unterstützen können. Vielleicht wärst du dann nicht zusammengebrochen.“
„Das darfst du dir nun wirklich nicht vorwerfen! Schließlich hast nicht du wie blöd gearbeitet, zu wenig gegessen und Koffeintabletten genommen, um die Nacht irgendwie durchzustehen.“
„Genau das meine ich doch, Saph“, sagte Ruby sanft. „Ich bin mit verantwortlich, einfach weil du der Ansicht warst, ich könnte damit nicht umgehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Dass dir das Versprechen, das du Mum gegeben hast, wichtig ist, verstehe ich ja. Aber als es dir immer schlechter ging, hättest du zu mir kommen müssen. Aber du bist lieber krank geworden, anstatt dich auf den Deppen der Familie zu verlassen, den kreativen Windhund.“
Sapphies Unterlippe begann zu beben. „Das habe ich damals, als wir klein waren, doch nur zu dir gesagt, weil ich neidisch auf dein Talent war.“
„Aber weißt du was? Ein bisschen habe ich es damals geglaubt. Mum glaubte es, und jeder, mit dem ich ausging, glaubte es auch – und zwar, weil ich das zugelassen habe.“
Entsetzt zuckte Sapphie zurück. „Nein, Mum hat dich so geliebt! Sie hat nie geglaubt, dass …“
„Doch“, widersprach Ruby traurig. „Sonst hätte sie mir anvertraut, dass Seaborn’s kurz vor der Pleite stand.“
Wieder kamen ihrer Schwester die Tränen. „Es tut mir leid, Rube. Ich wollte nie, dass du dir
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