Ein Konkurrent zum Kuessen
sein eigener Puls plötzlich schneller schlug. Warum freute er sich so auf Ruby? Sie und er waren doch nur pragmatisch und taten, was zum Erreichen ihrer jeweiligen Ziele notwendig war.
Und doch zog sich in seinem Innern etwas zusammen, als er sie in dem wadenlangen cremefarbenen Kleid mit den schmalen Trägern sah. Das glänzende Haar hatte sie sich zu einem losen Gebilde weicher Locken hochgesteckt, und ihre faszinierenden grünen Augen wurden durch das Make-up perfekt betont.
Als sie einander von den entgegengelegenen Seiten des kleinen Raums in die Augen sahen, hätte Jax schwören können, dass sein Herz einen Sprung machte. Verdammt.
Er spürte die neugierigen Blicke von Murray, dem Standesbeamten und Rubys Cousine auf sich, als er auf Ruby zuging, sie an sich zog und sie küsste.
Eigentlich hatte es nur ein kurzer Kuss zur Begrüßung werden sollen. Doch als ihre Lippen einander berührten, konnte er sich nicht zurückhalten.
Ruby schmeckte nach Pfefferminz und Erdbeeren, süß und betörend, und er gab sich dem verführerischen Charme seiner zukünftigen Ehefrau hin.
Ehefrau.
Ehe.
In guten wie in schlechten Zeiten.
Wirksamer als mit diesen Worten hätte man seine wachsende Leidenschaft wohl kaum abkühlen können.
Als Jax sich von Ruby löste, waren ihre leuchtenden Augen so groß, dass er sich darin hätte verlieren können. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe. Spürte sie seinem Kuss nach, dachte sie daran, dass er praktisch über sie hergefallen war?
Jax war stolz darauf, stets alles und jeden unter Kontrolle zu haben, doch in Rubys Gegenwart schien er jeden Funken Selbstbeherrschung zu verlieren. Unwillkürlich drängte sich ihm die Frage auf, wie absolut überwältigend es erst sein würde, wenn sie sich irgendwann ganz ihrer Leidenschaft hingaben.
Die Flitterwochen hatten sie zwar aufgeschoben – wenn nicht gar aufgehoben –, aber auf gar keinen Fall würde Jax auf die Hochzeitsnacht verzichten. Im Gegenteil, er war fest entschlossen, dass sie ein unvergessliches Erlebnis werden würde.
Murray räusperte sich. „Dieser Teil kommt erst nach dem ‚Ja, ich will‘.“
Jax blinzelte. Er wusste nicht mehr, wie lange er Ruby schon in die Augen sah. Sie lächelte wissend, als würde sie ihre Wirkung auf ihn genießen – und die Macht, die sie über ihn hatte.
Da er unbedingt wieder die Oberhand gewinnen wollte, flüsterte er ihr ins Ohr: „Du siehst in dem Kleid einfach fantastisch aus, aber das wird nicht lange andauern. Ich habe nämlich vor, es dir ziemlich bald auszuziehen.“
Als sie leise stöhnte, wurde Jax von heißem Verlangen überwältigt und löste sich schnell von ihr, um noch einigermaßen würdevoll vor den Standesbeamten und die Trauzeugen zu treten.
Er führte Ruby zum vorderen Teil des Raums. Er nahm ihre schmalen Finger in seiner Hand, ihren sanften beerigen Duft und ihre klare Stimme intensiv wahr, als sie das Ehegelöbnis sprach.
Natürlich war es keine echte Ehe, und sie würde auch nicht lange halten. Dafür gab es gute Gründe. Und doch wünschte Jax sich, nachdem er „Ja, ich will“ gesagt hatte, einen Moment lang fast, er hätte dies unter anderen Vorzeichen getan.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, verkündete der Standesbeamte strahlend.
„Das haben die beiden doch schon erledigt“, bemerkte Murray, und alle lachten.
Diesmal gab Jax Ruby nur einen kurzen Kuss. Denn wenn er das nächste Mal ihren Mund mit seinem berührte, würde er nicht aufhören können, bis sie erregt und keuchend und willig neben ihm lag und ihn anflehte, weiterzumachen.
Nach der Trauung sah Opal ihn und Ruby eindringlich an und sagte: „Ich habe mich in Bezug auf euch beide getäuscht. Es ist nicht zu übersehen, wie verrückt ihr beide nacheinander seid. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr glücklich werdet!“
Genau das hatte Jax vor – sobald seine Braut nackt vor ihm liegen würde.
Während der einstündigen Fahrt nach Daylesford, einem malerischen kleinen Kurort, sagte Ruby nicht viel.
Zum Glück schien Jax ihr Bedürfnis nach Stille zu verstehen und zu respektieren. Er summte leise die Achtziger-Jahre-Lieder im Radio mit und warf ihr nur gelegentlich einen Seitenblick zu, ansonsten konzentrierte er sich auf die Straße.
Immer wieder musste Ruby an das denken, was er auf dem Standesamt gesagt hatte: „Du siehst in dem Kleid einfach fantastisch aus, aber das wird nicht lange andauern. Ich habe nämlich vor, es dir ziemlich bald
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