Ein Konkurrent zum Kuessen
minderwertig oder dumm vorkommst. Wahrscheinlich ist da mal wieder mein Hang zum Kontrollfreak mit mir durchgegangen, und ich habe dir nicht genug Anerkennung entgegengebracht.“
„Ist schon in Ordnung, jetzt bin ich ja die Chefin“, erwiderte Ruby und knuffte ihre Schwester, während sie sich die Tränen abwischte. „Und das ist auch besser so, sonst hättest du Jax heiraten müssen.“
„Das hätte ich wohl kaum getan.“
Als beide lachten, merkte Ruby erleichtert, dass vorerst alles in Ordnung war. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass ihr Ehemann im Auto auf sie wartete. Ihr Ehemann, der offenbar eine Hochzeitsnacht geplant hatte, die keiner von ihnen jemals vergessen würde.
„Wo wir gerade vom Heiraten sprechen – ich möchte deinen Mann kennenlernen“, sagte Sapphie in diesem Moment.
Oh, nein, dachte Ruby. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was ihre energische große Schwester mit dem ausgeprägten Beschützerinstinkt ihm sagen würde.
„Das ist keine gute Idee …“
„Ich lasse keine Ausreden gelten“, fiel Sapphie ihr ins Wort und verschränkte auf ihre vertraute eigensinnige Art die Arme vor der Brust.
„Und was willst du ihm sagen?“
„Sofern er keine geschwollenen, blutigen Lippen hat, wenn ich mit ihm fertig bin, kann er dir das selbst erzählen.“
„Ist gut, ich schicke ihn gleich zu dir.“ Ruby lachte. „Aber bitte sei einigermaßen nett zu ihm.“
„Nett? Zu Jax Maroney, der Seaborn’s im Alleingang fast in den Ruin getrieben hat?“ Sapphie schnaubte.
Ruby warf ihr eine Kusshand zu und ging davon.
Als Jax sah, wie Ruby sich näherte, wäre er ihr am liebsten entgegengeeilt. Die bemüht gleichgültige Miene und ihre leicht gebeugte Haltung verrieten ihm, dass das Gespräch nicht erfreulich verlaufen war.
Das überraschte ihn nicht, denn Sapphire Seaborn hatte den Ruf, mit anderen nicht gerade sanft umzugehen, insbesondere nicht mit Männern. Auf diese Herausforderung hatte er sich gefreut. Stattdessen hatte er sich mit Ruby auseinandersetzen müssen, die nun angespannt in den Wagen stieg. Ruby, seine Frau.
Ob ich mich jemals an den Gedanken gewöhnen werde, dass ich mit ihr verheiratet bin?
„War es schlimm?“
„Nein, halb so wild.“
Jax konnte nicht anders: Er berührte die feine Furche zwischen ihren Augenbrauen. „Das sieht mir aber nicht danach aus.“
Ruby lächelte schwach. „Im Ernst, es lief besser als erwartet. Wir haben sogar ein paar Dinge bereinigt.“
„Und was sagt sie zur Hochzeit?“
„Saph möchte mit dir reden.“ Bei diesem Satz machte sie eine Geste, als würde sie sich mit dem Finger den Hals quer aufschneiden. „Das wird sicher kein schönes Erlebnis.“
Da lachte Jax – und er war überrascht, wie oft er das seit seiner Begegnung mit diesem Temperamentbündel schon getan hatte. „Jetzt gleich?“
Ruby nickte. „Sei ein bisschen nachsichtig mit ihr, okay? Sapphie ist ziemlich aufbrausend, aber sie ist noch nicht ganz wieder bei Kräften und darf sich nicht aufregen …“
„Ist schon in Ordnung.“ Er drückte die Finger leicht gegen ihre Lippen – und wurde von einem unerwartet heftigen Begehren erfasst.
Mit großen Augen sah Ruby ihn an, als er ihr ungewohnt zärtlich über die Wange strich.
Was ist eigentlich los mit mir? fragte er sich erschüttert. Kaum trage ich einen Ehering am Finger, schon benehme ich mich wie der letzte Trottel.
Schnell zog er die Hand zurück und öffnete die Wagentür. „Wenn ich in zwanzig Minuten nicht wieder hier bin, ruf bitte die Polizei.“
Als Ruby lächelte, verspürte er ein Ziehen in der Brust. Schnell stieg er aus und eilte davon. Je schneller er das Gespräch hinter sich hatte, umso schneller konnte er sich wieder mit Wichtigerem befassen, zum Beispiel mit der Hochzeitsnacht.
Als er um das Gebäude ging, wäre er fast mit einer zierlichen Blondine zusammengestoßen, die ihm entgegenkam.
„Sie sind wirklich dreist!“ Aufgebracht bohrte sie ihm den Finger in die Brust. „Erst treiben Sie unser Unternehmen in den Ruin, und dann nutzen Sie unsere prekäre Lage aus und heiraten meine kleine Schwester!“
Ihre funkelnden blauen Augen erinnerten Jax an die Saphire, für die ihre Mine berühmt war. Sapphire Seaborn war ebenso schön wie ihre Schwester, doch die Belastung der letzten Zeit war ihr deutlich anzusehen. Auf keinen Fall wollte Jax dazu beitragen, dass es ihr schlechter ging. Doch er würde sich auch nicht von einer Frau herumschubsen lassen, die voreilige
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